Venus

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Keyword: Venus

Links: Astrologie, Blume, Eros-Prinzip, Rose, Sexualität, Taube, Wasser

Definition: Venus ist 1. die Bezeichnung für römische Göttin der Liebe, die im Griechischen Aphrodite genannt wird und die als Stammmutter Roms gilt und 2. für den gleichnamigen Planeten, der nach Sonne und Mond die hellste Erscheinung am Nachthimmel ist.

Information: Venus ist Morgen- und Abendstern: rein und unberührt am Morgen und sinnlich verführend am Abend: ihr alter astronomischer Name Lucifer (Lichtträger) lässt die symbolische Spannweite erahnen. Griechische Vorfahrin ist Aphrodite (= die Schaumgeborene), die ihren Namen einer Entstehungssage verdankt: Als Kronos (Saturn) seinen Vater Uranos entmannte, warf er die Genitalien ins Meer. Dieses wallte auf und bildete einen Schaumkranz, aus welchem Aphrodite heraufstieg. Ihre olympische Aufgabe ist Liebeszauber. Sie ist mit dem hinkenden, hässlichen, aber kunstreichen göttlichen Schmied Hephästos (röm. Vulcanus) vermählt, einer Art Vorfahr des christlichen Teufels als Erdarchetypus. Symbolisch ist in dieser Ehe eine extreme Gegensatzspannung des „Luciferischen“ zwischen Liebes- (Höllen-)Glut und Verklärung durch dieselbe aufgezeigt. Venus ist jedoch keine Schützerin der Ehe wie Hera. Ihre Affäre mit Adonis endet für diesen tödlich. Mit Mars (Ares) zeugt sie den Amor (Eros), der zwar ihrem Gefolge angehört, aber auch Macht über sie selbst hat. Die Verehrung der Venus / Aphrodite kann auf ambivalente orientalische Vorbilder zurückgeführt werden (Anahita, Inanna, Ishtar, Kybele, u. a.). Ihr erstes Heiligtum ist in Zypern, welches sie nach ihrer Schaumgeburt als erstes betritt. Darum der Beiname Kypria.

Interpretation: Ihr Attribut ist die Taube, ihr Monat der April, am 1. April werden die Veneralia gefeiert. Venus wird in Rom in mehreren Ausfaltungen verehrt: Als Venus Genitrix gilt sie als Göttin der Vereinigung liebender Paare und Stammeserhalterin. Als Venus Vulgivaga spendet sie üppigen Genuss. Als Venus Urania ist sie Vertreterin himmlischer bzw. sublimierter Liebe und geistiger Erkenntniswonnen. Als Venus Verticordia soll sie die Vestalinnen vor leiblichem Liebesbegehren schützen. Die Griechen kennen eine schwarze Aphrodite (Melainis), aber auch eine männermordende (Androphonos). Venus kann höchstes Glück und Erfüllung schenken, aber auch Verderben bringen. Sie ist die Göttin der Schönheit, der Verführung, der blühenden Natur, des Frühlings, der Gärten. Einer Verbindung der Aphrodite mit Poseidon entstammt die Insel Rhodos, die Roseninsel. Myrte und Rose sind ihr geweiht. Die Erde erblüht unter den Füßen der Venus, sie schenkt im Überfluss Beseligung und Gefühle des Begnadetseins, Glück ohne Verdienst - die Chariten (Grazien) bilden ihr Gefolge. Venus ist diejenige, welche Liebe entzündet, Geliebte, nicht Liebende.

Lat. „venus“ ist auch der Verkauf, der (ver)handelnde Austausch. Im Alltagsleben wirkt die verführerische Glücksverheißung der Venus durch Konsum- und Kaufanreize, durch gefällige oder sexualisierte Präsentation, durch Dekor, modischen Reiz, Genussmittel, Luxusgüter, Schmuck Streben nach Komfort bis hin zu hedonistischen Tendenzen, aber auch in den Künsten und ästhetischen Ansprüchen, im gesellschaftlichen und kulturellen Leben, der Pflege der Geselligkeit, im kultivierten Umgang und „savoir vivre“.

Venus in der Imagination steht für das nicht-mütterliche Weibliche, für die Anima, für Weiblichkeit im Sinne des „klassischen“ Gegensatzpaars der Geschlechter (männlich = Autonomie, Trennung, Durchdringung, Durchsetzung, Polarisierung; weiblich = Ergänzung, Vereinigung, Einfühlung, Empfänglichkeit, Kompromissbereitschaft, Schaffung von Ausgleich u. Gleichgewicht). Sie ist eine beziehungsstiftende Kraft.

In der Astrologie gilt Venus als das „kleine Glück“, das zwar dem Leben nicht letzten Sinn, aber Reiz und Farbe gibt. Es geht um den Genuss des Daseins in der Materie, um Sinnenfreuden und um den Drang zur Begegnung und Gestaltung der Begegnung. Stellung und Beziehungen der Venus im Horoskop geben Aufschlüsse über die Art und Weise des Kontakts, der Begegnung, des Ausgleichs, über Genuss, Kultur, Wertbewusstsein, Auswahl des Gemäßen, des Anspruchs der Befriedigung und Zufriedenheit. Die zugeordneten Zeichen sind Stier und Waage. Im Auskosten der stofflichen Genüsse, im Streben nach Harmonie und ästhetischem Maß keimt immer auch die Sehnsucht (einer ihrer Begleiter) zur Wendung zum „Höheren“ hin: nicht nur in Goethes „Faust“ zieht das ewig Weibliche uns hinan, die Weisheit selbst wird weiblich fantasiert und fasziniert uns.

Literatur: Standard

Autor: Romankiewicz, Brigitte