Dreieck und Verkleidung: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Dreieck
'''Keyword:''' Verkleidung, verkleiden, tarnung, tarnen


'''Links:''' [[Drei]], [[Dreifaltigkeit]], [[Dynamik]], [[Erde]], [[Feuer]], [[Wasser]]
'''Links:''' [[Abwehr]], [[Fastnacht]], [[Kleidung]], [[Maske]], [[Nacktheit]], [[Narr]], [[Narzissmus]], [[Persona]], [[Schatten]], [[Spiel]], [[Trickster]], [[Uniform]]


'''Definition:''' Ein Dreieck ist eine von drei Punkten und ihren Verbindungslinien gebildete geometrische Figur.
'''Definition:''' Wenn Menschen sich verkleiden, dann versuchen sie, durch eine bestimmte Kleidung, Kostümierung das eigene Aussehen so zu verändern, dass sie anders aussehen, als sie sind. Unter einer Verkleidung versteht man außerdem eine verhüllende Schicht, eine Abdeckung, mit der Gegenstände geschützt oder verborgen werden.


'''Information:''' In der Natur kommt das Dreieck in streng geometrischen Form nur in der Kristallbildung vor, als Struktur bei den Verzweigungen im Pflanzenreich und bei vielen Gelenkformen der Tiere und Menschen. Auch Berge zeigen oft eine annähernd dreieckige Silhouette, doch bleibt das Dreieck vor allem eine vom Menschen konstruierte Form: Wir sehen es an Zelten und Dächern, bereits seit der griechischen Antike an den Segmentgiebeln öffentlicher Gebäude und Tempel, später an den Türmen der christlichen Kirchen. Auch als Verkehrszeichen und in dem Winkel an den Uniformen des Militärs, genutzt als Gerät für geometrische Zeichnungen.
'''Information:''' In der Tierwelt und Pflanzenwelt ist die Mimikry, bei der die Gestalt, die Färbung, Zeichnung wehrhafterer oder nicht genießbarer Tiere täuschend nachgeahmt wird bzw. bei der sich so getarnt wird, dass man nicht wahrgenommen wird, ein verbreitetes Vorgehen des Überlebens.


Die Grundform aller Vielecke bildet das Dreieck. Indem es über seiner Basis mit ungleichen Schenkeln in ungleichen Winkeln gebildet werden kann, stellt es eine überaus dynamische und variable Figur dar über der Konstanten der Summe seiner Winkel von 180°.
'''Interpretation:''' Das Sich-Verkleiden hat, wie vieles andere aus dem Bereich der [[Persona]], ambivalente Aspekte. Da sich Kleider leicht handhaben lassen, liegt es sehr nahe und wird auch sehr häufig genutzt, mit ihnen zu versuchen, anderen Menschen etwas vorzumachen, sich hinter ihnen zu verstecken, sich zu tarnen (Tarnkappe). Verkleidungen ermöglichen es aber auch, in ihrem Schutz mit (tabuisierten, ungelebten, neuen) Verhaltensweisen zu experimentieren oder dorthin zu kommen, wo man sonst nicht hinkäme.


'''Interpretation:''' Allen Dreiecksformen eignet eine Balance, in der sich Dynamik und Statik auf subtile Weise die Waage halten. Die Statik verdankt sich der Basislinie, die Dynamik den beiden einander zustrebenden Schrägen. Eine einerseits beruhigte Gestalt bildet das gleichseitige und somit gleichwinklige Dreieck, doch entlädt es seine Dynamik, die dem Archetyp der Dreizahl eignet, in die Höhe oder die Tiefe, je nach dem wohin seine Spitze weist.
Positiv nutzen wir das im Schauspiel, im Karneval und im Verkleidungsspiel (insbesondere aus unserer Kindheit) wo es uns auf diese Weise möglich wird, probeweise in andere Rollen zu schlüpfen und Charakterzüge anzunehmen, die uns im Leben sonst nicht zugänglich sind, die wir tabuisiert haben oder um unsere Größenfantasien auszuleben. Wie heilsam es ist, auf diesem Wege in einen spielerischen Kontakt mit fremden und abgewehrten Eigenschaften und Lebensformen in Berührung zu kommen, zeigen viele psychotherapeutische Verfahren (Psychodrama, Bibliodrama, Puppen- und Maskenspiele).


Das gleichschenklige Dreieck, dessen Spitze nach oben weist, setzt seine Dynamik nach oben, nach außen frei. Es ist eine spannungsgeladene Form und wird als "männliches" Dreieck bezeichnet. Bei vielen Völkern ist es Symbol des Feuers und der männlichen Zeugungskraft, auch Licht- und Erleuchtungssymbol. Als Verkehrszeichen wird es verwendet, wenn es Gefahren anzuzeigen gilt. Das "weibliche" Dreieck, mit der Spitze nach unten weisend, also zur Erde, zur Tiefe, entlässt seine Dynamik in den Bereich der Körpersphäre und symbolisiert seit alters das Wasser und die weibliche Geschlechtskraft. Es transzendiert die Horizontale, die plane Bewusstseinseinsebene nach der Tiefe hin, erschließt die Transzendenz, die der dem Leben immanenten Tiefe innewohnt und dort erfahren und ausgelotet wird.
Unzählige Geschichten, Komödien und Actionsfilme nutzen diese Ambivalenz zur Erzeugung ihrer Situationskomik und Spannung, z. B. wenn Männer in Frauenrollen schlüpfen oder wenn Agenten und Spione sich mithilfe einer falschen Identität ins feindliche Territorium einschleichen.


Im Hinduismus und Tantrismus ist das mit Spitze nach unten weisende Dreieck Symbol für die Yoni, das weibliche Genitale, des Mutterschoßes und seiner Gebärkraft. Das "männliche" und "weibliche" Dreieck übereinandergelegt, ergibt den sechsstrahligen Stern, ein uraltes Vereinigungssymbol; werden mehrere ineinander verflochten, entsteht das Shri-Yantra, ein Meditationsbild der Göttin Shri in ihrer Erscheinungsweise als Shakti ihrem göttlichen Partner zugeordnet. Es zeigt, dass die Gottheit sich erst in der Vereinigung der Gegensätze als solche ausweist und alles irdische Leben in seiner Vielheit aus dieser hervorgeht.
Bei der Frage der Deutung eines Traums, in dem man selbst oder eine andere Person in Verkleidung oder anderer Gestalt auftritt, ist der ambivalente Charakter dieses Motivs zu beachten: Wo tarnt, verkleidet sich die Person in ihrem Leben, um eine unerwünschte Wahrheit und Wirklichkeit, ihre wirkliche Identität, ihrer wirklichen Seiten, Wünsche und Sehnsüchte nicht in Erscheinung treten zu lassen oder inwiefern drückt sich in der Verkleidung etwas vom "wahren" Wesen oder von den anderen, nicht gelebten, aber zur Integration und Ganzheit möglicherweise wichtigen Seiten aus?


Bei vielen frühen Völkern galt die Drei als Synthese der Eins und der Zwei und damit als Sinnbild der Vermittlung. Sie galt als Zahl der Himmels im Gegensatz zur Zahl der Erde, der Vier. Eine der strengsten hieratischen Formen religiöser Kunst, die ägyptischen Pyramiden, führen auf dem Grundriss eines Quadrates vier Dreiecke an der Spitze zusammen und drücken so die Sonnenbezogenheit alles Irdischen und die mit der Sonnengottheit verbundene Unsterblichkeitshoffnung aus.
'''Literatur:''' Standard


Schon Pythagoras hielt das Dreieck, vor allem das gleichseitige, für ein Bild der Gottheit, die christliche Trinitätsvorstellung machte es später zu ihrem Symbol, u. a. als dem "Auge Gottes", oder dem Dreipass, drei Kreise einem gleichseitigen sphärischem Dreieck eingeschrieben, ein häufiges Ornament der Hochgotik ist. In Indien werden [[Brahma]], Vishnu und Shiva in der Dreiheit "Trimurti" verehrt. Irreführend ist die Festschreibung auf nur männliche Trinitäten: Eleusis im antiken Griechenland war Kultort der dreifachen Göttin Persephone-Demeter-Hekate, die Kelten verehrten die Drei Matronen.
'''Autor:''' N. N.
 
Auf archetypischer Grundlage der Drei entstanden seit alters in China, Tibet, Ägypten, Persien, Babylon trinitarische Bilder von Göttern und Göttinnen.
 
Die vielleicht ursprünglichste Dreiheit, in der Menschen sich vorfinden, die von Vater, Mutter, Kind, wurde bereits in der ägyptischen Göttertriade von Osiris, Isis, Horus dargestellt. In diesem Dreieck zu stehen, bedeutet in Spannung zueinander zu existieren: Jeder hat zwei Solidaritätsebenen zu den beiden anderen. Es heißt aber auch in Beziehung zu stehen: Jeweils durch das mit der Spitze nach oben weisende Dreieck mit den männlich-schöpferischen Kräften verbunden zu sein, oder dem mit der Spitze nach unten weisenden mit dem weiblichen Kräftefeld. Immer heißt es, sich auf etwas hin zu entwerfen, das über den Menschen hinausweist.
 
'''Literatur:''' Standard, Riedel (1985)
 
'''Autor:''' Riedel, Ingrid

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:52 Uhr

Keyword: Verkleidung, verkleiden, tarnung, tarnen

Links: Abwehr, Fastnacht, Kleidung, Maske, Nacktheit, Narr, Narzissmus, Persona, Schatten, Spiel, Trickster, Uniform

Definition: Wenn Menschen sich verkleiden, dann versuchen sie, durch eine bestimmte Kleidung, Kostümierung das eigene Aussehen so zu verändern, dass sie anders aussehen, als sie sind. Unter einer Verkleidung versteht man außerdem eine verhüllende Schicht, eine Abdeckung, mit der Gegenstände geschützt oder verborgen werden.

Information: In der Tierwelt und Pflanzenwelt ist die Mimikry, bei der die Gestalt, die Färbung, Zeichnung wehrhafterer oder nicht genießbarer Tiere täuschend nachgeahmt wird bzw. bei der sich so getarnt wird, dass man nicht wahrgenommen wird, ein verbreitetes Vorgehen des Überlebens.

Interpretation: Das Sich-Verkleiden hat, wie vieles andere aus dem Bereich der Persona, ambivalente Aspekte. Da sich Kleider leicht handhaben lassen, liegt es sehr nahe und wird auch sehr häufig genutzt, mit ihnen zu versuchen, anderen Menschen etwas vorzumachen, sich hinter ihnen zu verstecken, sich zu tarnen (Tarnkappe). Verkleidungen ermöglichen es aber auch, in ihrem Schutz mit (tabuisierten, ungelebten, neuen) Verhaltensweisen zu experimentieren oder dorthin zu kommen, wo man sonst nicht hinkäme.

Positiv nutzen wir das im Schauspiel, im Karneval und im Verkleidungsspiel (insbesondere aus unserer Kindheit) wo es uns auf diese Weise möglich wird, probeweise in andere Rollen zu schlüpfen und Charakterzüge anzunehmen, die uns im Leben sonst nicht zugänglich sind, die wir tabuisiert haben oder um unsere Größenfantasien auszuleben. Wie heilsam es ist, auf diesem Wege in einen spielerischen Kontakt mit fremden und abgewehrten Eigenschaften und Lebensformen in Berührung zu kommen, zeigen viele psychotherapeutische Verfahren (Psychodrama, Bibliodrama, Puppen- und Maskenspiele).

Unzählige Geschichten, Komödien und Actionsfilme nutzen diese Ambivalenz zur Erzeugung ihrer Situationskomik und Spannung, z. B. wenn Männer in Frauenrollen schlüpfen oder wenn Agenten und Spione sich mithilfe einer falschen Identität ins feindliche Territorium einschleichen.

Bei der Frage der Deutung eines Traums, in dem man selbst oder eine andere Person in Verkleidung oder anderer Gestalt auftritt, ist der ambivalente Charakter dieses Motivs zu beachten: Wo tarnt, verkleidet sich die Person in ihrem Leben, um eine unerwünschte Wahrheit und Wirklichkeit, ihre wirkliche Identität, ihrer wirklichen Seiten, Wünsche und Sehnsüchte nicht in Erscheinung treten zu lassen oder inwiefern drückt sich in der Verkleidung etwas vom "wahren" Wesen oder von den anderen, nicht gelebten, aber zur Integration und Ganzheit möglicherweise wichtigen Seiten aus?

Literatur: Standard

Autor: N. N.