Adventskranz und Verkleidung: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Adventskranz
'''Keyword:''' Verkleidung, verkleiden, tarnung, tarnen


'''Links:''' [[Advent]], [[Baum]], [[Kreis]], [[Licht]], [[Kerze]], [[Mandala]], [[Quadrat]], [[Tannenbaum]], [[Vier]], [[Weihnachten]]
'''Links:''' [[Abwehr]], [[Fastnacht]], [[Kleidung]], [[Maske]], [[Nacktheit]], [[Narr]], [[Narzissmus]], [[Persona]], [[Schatten]], [[Spiel]], [[Trickster]], [[Uniform]]


'''Definition:''' Ein Adventskranz ist ein von der Decke herabhängender oder auf einem Tisch stehender Kranz (meist aus Tannengrün) mit vier Kerzen für die vier Adventssonntage.
'''Definition:''' Wenn Menschen sich verkleiden, dann versuchen sie, durch eine bestimmte Kleidung, Kostümierung das eigene Aussehen so zu verändern, dass sie anders aussehen, als sie sind. Unter einer Verkleidung versteht man außerdem eine verhüllende Schicht, eine Abdeckung, mit der Gegenstände geschützt oder verborgen werden.


'''Information:''' Der Adventskranz begegnet uns zum ersten Mal bei Johann Hinrich Wichern (1808-1881), dem Gründer der „Inneren Mission“ und des „Rauhen Hauses“ (Kinderrettungshaus in Hamburg).
'''Information:''' In der Tierwelt und Pflanzenwelt ist die Mimikry, bei der die Gestalt, die Färbung, Zeichnung wehrhafterer oder nicht genießbarer Tiere täuschend nachgeahmt wird bzw. bei der sich so getarnt wird, dass man nicht wahrgenommen wird, ein verbreitetes Vorgehen des Überlebens.


Wichern hielt seit 1832 im Rauhen Haus in der Adventszeit täglich „Kerzenandachten“. Sie begannen mit dem 1. Advent und an jedem Abend wurde eine Kerze mehr angezündet. Am Heiligen Abend brannten dann alle Kerzen. Für diese Kerzenandachten hing im Versammlungsraum ein großer Holzreifen, der mit Tannenzweigen umwunden war. Dieser Brauch wurde verschiedentlich nachgeahmt. Die Kerzen wurden jedoch allmählich – entsprechend den vier Adventssonntagen – auf vier reduziert. In den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jhdts. wurde der Adventskranz von der evangelischen Jugendbewegung weit verbreitet und hat sich schließlich in vielen Kirchen weltweit durchgesetzt.
'''Interpretation:''' Das Sich-Verkleiden hat, wie vieles andere aus dem Bereich der [[Persona]], ambivalente Aspekte. Da sich Kleider leicht handhaben lassen, liegt es sehr nahe und wird auch sehr häufig genutzt, mit ihnen zu versuchen, anderen Menschen etwas vorzumachen, sich hinter ihnen zu verstecken, sich zu tarnen (Tarnkappe). Verkleidungen ermöglichen es aber auch, in ihrem Schutz mit (tabuisierten, ungelebten, neuen) Verhaltensweisen zu experimentieren oder dorthin zu kommen, wo man sonst nicht hinkäme.


'''Interpretation:''' Wenn auch der Adventskranz relativ jung ist, so reichen seine Wurzeln weit in die Kultur- und Religionsgeschichte zurück. So erinnern die Lichter, die bis zum Weihnachtstag nacheinander angezündet werden, an das jüdische Chanukka-Fest. Dieses Fest wurde zum ersten Mal am 25. Dezember des Jahres 165 v. Chr. als Fest des Lichtes gefeiert. Nach jüdischer Überlieferung ist das Chanukka-Fest folgendermaßen entstanden: Nachdem die Makkabäer den durch Antiochus Epiphanes besetzten und entweihten Tempel im Jahre 165 v. Chr. zurückerobert hatten, stellten sie fest, dass die Menorah (der siebenarmige Leuchter) zertrümmert war. Daraufhin nahmen sie ihre Lanzen und schmiedeten daraus eine behelfsmäßige Menorah. (Sie haben also Kriegswaffen in ein Friedensgerät zur Ehre Gottes umgewandelt!) Sie stellten weiterhin fest, dass nur noch ein ganz kleiner, mit dem Siegel des Hohenpriesters versehener Krug Öl vorhanden war. Mit diesem wenigen Öl hätte der Leuchter nur knapp einen Tag brennen können. Um heiliges Öl neu herzustellen, brauchten sie jedoch nach jüdischer Vorschrift acht Tage. Wie durch ein Wunder brannte der Leuchter acht Tage lang, so lange, bis neues Öl bereitet war. Zur Erinnerung an dieses Lichtwunder feiern die Juden seither das Chanukka-Fest. Als Erinnerung an diese acht Tage benützen sie dazu einen achtarmigen Leuchter, mit einem Zusatzlicht, dem „Schamosch“, d. h. dem „dienenden“ Licht, mit welchem die anderen acht Lichter angezündet werden und zwar der Reihe nach jeden Abend ein weiteres, bis alle acht Lichter brennen.
Positiv nutzen wir das im Schauspiel, im Karneval und im Verkleidungsspiel (insbesondere aus unserer Kindheit) wo es uns auf diese Weise möglich wird, probeweise in andere Rollen zu schlüpfen und Charakterzüge anzunehmen, die uns im Leben sonst nicht zugänglich sind, die wir tabuisiert haben oder um unsere Größenfantasien auszuleben. Wie heilsam es ist, auf diesem Wege in einen spielerischen Kontakt mit fremden und abgewehrten Eigenschaften und Lebensformen in Berührung zu kommen, zeigen viele psychotherapeutische Verfahren (Psychodrama, Bibliodrama, Puppen- und Maskenspiele).


Der Adventskranz, der als Kreis Symbol der Sonnenscheibe ist, erinnert an das römische Fest des „Sol invictus“ (= der unbesiegten Sonne). Der Anlass für die Einführung dieses Kultes am 25. Dezember des Jahres 274 n. Chr. war die Tatsache, dass Kaiser Aurelian das Zentralheiligtum des Sonnengottes in Palmyra erobert hatte. Die Römer drückten dies so aus: "Der Sonnengott ist auf die Seite der Römer übergetreten, deshalb konnte Aurelian die Stadt Palmyra erobern. Fortan bekennt sich der Sonnengott zu den Römern."
Unzählige Geschichten, Komödien und Actionsfilme nutzen diese Ambivalenz zur Erzeugung ihrer Situationskomik und Spannung, z. B. wenn Männer in Frauenrollen schlüpfen oder wenn Agenten und Spione sich mithilfe einer falschen Identität ins feindliche Territorium einschleichen.


Die grünen Zweige sind schon in vorchristlicher Zeit Symbol der Hoffnung und des Lebens und werden in der frühen Christenheit mit der Advents- und Weihnachtszeit verbunden. So wird schon im frühchristlichen Rom das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem am ersten Advent gelesen, wo von grünen Zweigen die Rede ist, mit denen die Ankunft (der „Advent“) Jesu gefeiert wird (Mt. 21, 1-11).
Bei der Frage der Deutung eines Traums, in dem man selbst oder eine andere Person in Verkleidung oder anderer Gestalt auftritt, ist der ambivalente Charakter dieses Motivs zu beachten: Wo tarnt, verkleidet sich die Person in ihrem Leben, um eine unerwünschte Wahrheit und Wirklichkeit, ihre wirkliche Identität, ihrer wirklichen Seiten, Wünsche und Sehnsüchte nicht in Erscheinung treten zu lassen oder inwiefern drückt sich in der Verkleidung etwas vom "wahren" Wesen oder von den anderen, nicht gelebten, aber zur Integration und Ganzheit möglicherweise wichtigen Seiten aus?


Im Mittelalter werden in der Weihnachtszeit die Haustüren mit Tannenzweigen geschmückt.
'''Literatur:''' Standard


Paul Gerhardt (1607-1676) singt in seinem bekannten Adventslied:
'''Autor:''' N. N.
 
"Dein Zion streut dir Palmen
 
und grüne Zweige hin
 
und ich will dir in Psalmen
 
ermuntern meinen Sinn:
 
Mein Herze soll dir grünen/in stetem Lob und Preis [...]"
 
Der Adventskranz hat eine tiefe symbolische Bedeutung, die sich mit der des [[Mandala]] verbindet.
 
In einer schematischen Darstellung ist der Adventskranz ein Doppelkreis mit vier Eckpunkten, den vier Kerzen. Wenn man die vier Eckpunkte in Gedanken durch Linien miteinander verbindet, dann entsteht die Grundform eines Mandala, nämlich die Verbindung von Kreis und Quadrat.
 
Ein Mandala ist ein Ganzheitsymbol, eine Vereinigung der Gegensätze. Das Eckige (Quadrat) und das Runde (Kreis) sind zu einer Einheit verbunden. Das Quadrat ist Ausdruck der irdischen Ganzheit, die durch die [[Vier]] gekennzeichnet ist. Der Kreis dagegen ist Ausdruck der himmlischen ewigen Ganzheit, die ohne Anfang und ohne Ende ist. Im Adventskranz-Mandala sind die beiden Wirklichkeiten vereinigt: Das Irdische und das Himmlische, das Endliche und das Unendliche, das Zeitliche und das Ewige. Der Adventskranz ist somit Abbild einer Ganzheit, die alles umgreift.
 
Wir können die vier Eckpunkte auch mit den klassischen vier Elementen und den Zahlen von Eins bis Vier verbinden, was eine weitere Deutungsmöglichkeit ergibt. Nach dieser Symbolik ist dem 1. Advent die Erde zugeordnet. Wir zünden eine Kerze an. Sie ist Symbol für die eine Erde, der wir alle entstammen und zu der wir alle zurückkehren. Die Erde ist unsere Mutter.
 
Der 2. Advent ist der Tag des Wassers. Wir zünden zwei Kerzen an. Die Zwei ist Symbol der Gegensatzstruktur alles Geschaffenen. Während das Erdelement die bergende und zuverlässige Mütterlichkeit Gottes zum Ausdruck bringt, kennzeichnet das Wasserelement den nicht fassbaren Gott, der manchmal hell und belebend, manchmal aber auch dunkel und bedrohlich erscheint. Wasser bringt die Gegensatzstruktur Gottes zum Ausdruck. Wasser ist auf der einen Seite todbringend (vgl. Sintflut), auf der anderen Seite jedoch lebenspendend.
 
Der 3. Advent ist der Tag des Feuers. Wir zünden drei Kerzen an. Die Drei ist die Zahl der Bewegung, die ihren eindrücklichsten Ausdruck im lodernden Feuer findet. Zum Wasser des 2. Advent kommt am 3. Advent das Feuer. Feuer und Wasser gehören zusammen. Feuer und Wasser sind als dynamische Polarität Ausdruck der Ganzwerdung des Menschen. So spielt z. B: in Mozarts Zauberflöte der Gang durch Feuer und Wasser die entscheidende Rolle bei der Menschwerdung von Tamino und Pamina. Frau und Mann müssen sich in Wasser und Feuer bewähren.
 
Feuer ist Symbol für den dynamischen Aspekt Gottes. Im Unterschied zum mütterlichen Erd-Symbol ist das Feuer Symbol des väterlichen Gottes. Im Unterschied zum dunklen Wasser-Symbol symbolisiert das Feuer den hellen Gott, der sich offenbart.
 
Der 4. Advent ist der Tag der Luft. Wir zünden vier Kerzen an. Die Vier ist eine Ganzheitszahl. Sie steht für die vier Himmelsrichtungen, für die vier Jahreszeiten oder auch für die vier Elemente. Die Vier weist somit hin auf die ganze oder heile Schöpfung.
 
Das Wort „Luft“ (oder Wind) ist in den biblischen Sprachen identisch mit dem Wort für „Geist“. Dem Propheten Elia begegnet Gott in einem sanften stillen Sausen und an Pfingsten kommt Gottes Geist in einem gewaltigen Sturmwind. Die Luft ist Symbol für den ganzheitlichen Gott, der durch den „Geist“ Mensch wird und somit als der ganzheitliche Gott Himmel und Erde leibhaftig in sich vereint.
 
'''Literatur:''' Standard, Bittlinger (1995)
 
'''Autor:''' Bittlinger, Arnold

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 17:52 Uhr

Keyword: Verkleidung, verkleiden, tarnung, tarnen

Links: Abwehr, Fastnacht, Kleidung, Maske, Nacktheit, Narr, Narzissmus, Persona, Schatten, Spiel, Trickster, Uniform

Definition: Wenn Menschen sich verkleiden, dann versuchen sie, durch eine bestimmte Kleidung, Kostümierung das eigene Aussehen so zu verändern, dass sie anders aussehen, als sie sind. Unter einer Verkleidung versteht man außerdem eine verhüllende Schicht, eine Abdeckung, mit der Gegenstände geschützt oder verborgen werden.

Information: In der Tierwelt und Pflanzenwelt ist die Mimikry, bei der die Gestalt, die Färbung, Zeichnung wehrhafterer oder nicht genießbarer Tiere täuschend nachgeahmt wird bzw. bei der sich so getarnt wird, dass man nicht wahrgenommen wird, ein verbreitetes Vorgehen des Überlebens.

Interpretation: Das Sich-Verkleiden hat, wie vieles andere aus dem Bereich der Persona, ambivalente Aspekte. Da sich Kleider leicht handhaben lassen, liegt es sehr nahe und wird auch sehr häufig genutzt, mit ihnen zu versuchen, anderen Menschen etwas vorzumachen, sich hinter ihnen zu verstecken, sich zu tarnen (Tarnkappe). Verkleidungen ermöglichen es aber auch, in ihrem Schutz mit (tabuisierten, ungelebten, neuen) Verhaltensweisen zu experimentieren oder dorthin zu kommen, wo man sonst nicht hinkäme.

Positiv nutzen wir das im Schauspiel, im Karneval und im Verkleidungsspiel (insbesondere aus unserer Kindheit) wo es uns auf diese Weise möglich wird, probeweise in andere Rollen zu schlüpfen und Charakterzüge anzunehmen, die uns im Leben sonst nicht zugänglich sind, die wir tabuisiert haben oder um unsere Größenfantasien auszuleben. Wie heilsam es ist, auf diesem Wege in einen spielerischen Kontakt mit fremden und abgewehrten Eigenschaften und Lebensformen in Berührung zu kommen, zeigen viele psychotherapeutische Verfahren (Psychodrama, Bibliodrama, Puppen- und Maskenspiele).

Unzählige Geschichten, Komödien und Actionsfilme nutzen diese Ambivalenz zur Erzeugung ihrer Situationskomik und Spannung, z. B. wenn Männer in Frauenrollen schlüpfen oder wenn Agenten und Spione sich mithilfe einer falschen Identität ins feindliche Territorium einschleichen.

Bei der Frage der Deutung eines Traums, in dem man selbst oder eine andere Person in Verkleidung oder anderer Gestalt auftritt, ist der ambivalente Charakter dieses Motivs zu beachten: Wo tarnt, verkleidet sich die Person in ihrem Leben, um eine unerwünschte Wahrheit und Wirklichkeit, ihre wirkliche Identität, ihrer wirklichen Seiten, Wünsche und Sehnsüchte nicht in Erscheinung treten zu lassen oder inwiefern drückt sich in der Verkleidung etwas vom "wahren" Wesen oder von den anderen, nicht gelebten, aber zur Integration und Ganzheit möglicherweise wichtigen Seiten aus?

Literatur: Standard

Autor: N. N.