Alpha und Omega und Narzissmus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Alpha et Omega
'''Keyword:''' Narzissmus


'''Links:''' [[Alphabet]], [[Anfang]], [[Ende]], [[Buchstabe]]
'''Links:''' [[Größe]], [[Ich]], [[Narzisse]], [[Schönheit]], [[Selbst]], [[Spiegel]], [[Spiegelung]]


'''Definition:''' Alpha und Omega, erster und letzter Buchstabe des griechischen Alphabets, auch übersetzt als das A und O, Anfang und Ende, das Erste und das Letzte, stehen als biblische Metapher für das allumfassende, ewige Sein und Wesen Gottes und der Schöpfung.
'''Definition:''' Der Ausdruck Narzissmus (übersteigerte Selbstliebe, Ich-Bezogenheit) zusammen mit dem Adjektiv narzisstisch wurde ursprünglich von Freud gewählt zur Bezeichnung seiner Beobachtungen, dass nicht nur dem Liebesobjekt sondern auch dem eigenen Ich Sexualenergie ([[Libido]]) zugeführt wird. Später wurde der Begriff nicht nur auf konkretes Sexualverhalten bezogen, sondern erweitert auf die Konzentration seelischen Interesses auf das Selbst.


'''Information:''' Das griechische Alphabet wird im Mythos den Moiren, den Schicksalsgöttinnen, zugeschrieben, die den Lebensfaden bemessen. Heilige Buchstaben, Silben, Zeichen und Worte können Geheimzeichen sein, wie etwa XP für die frühen Christen. Sie sind vor allem auch lebendiges Symbol für etwas, das mit vielen Worten und Begriffen nicht präziser und treffender sagbar ist. AO zieren Kruzifix, Bischofsstäbe, Altardecken, Reichsbanner u. a. Insignien der Macht. Im Mittelalter stehen sie auf den Buchdeckeln des von Christus, dem Weltenrichter, gehaltenen Buchs des Lebens, oft werden sie in Grabsteine gemeißelt, um auf Anfang und Ende in Gott zu verweisen. Im Schlusskapitel des Neuen Testament, der Offenbarung, werden Anfang und Ende, Erster und Letzter, mit dem Alpha und Omega bzw. dem A und O und diese mit Christus verbunden: "Siehe:, ich mache alles neu [...]. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende" (Offb. 21,5f) und "Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende" (Offb. 22,13). Damit wird die göttliche Macht, Schöpfung zu begründen und zu zerstören bestätigt und eine neue und ewige Schöpfung angekündigt.
'''Information:''' Man unterscheidet gesunde und pathologische Formen des Narzissmus Unter ersterer wird die Fähigkeit zu einem guten Selbstwertgefühl, einer genügend realistischen Einschätzung seiner selbst, zu "liebender" Akzeptanz des eigenen So-Seins und eines kreativen Interesses für die eigene Selbstverwirklichung gesehen. Ein pathologischer Narzissmus bzw. eine narzisstische Persönlichkeitstörung zeigt sich u. a. in überwertiger Selbstbezogenheit, in einer Instabilität in der Selbstwerteinschätzung, in Schwankungen von Gefühlen eigener Besonderheit, Großartigkeit zu solchen totalen Unwerts und in einem Mangel an Einfühlung in die Seinsweise anderer Menschen. Es besteht "narzisstische Kränkbarkeit", d. h. Überempfindlichkeit gegenüber leisesten Anzeichen von Infragestellung des eigenen Selbstwerts vonseiten der Umwelt.


'''Interpretation:''' Alpha und Omega oder A und O als Anfang und Ende sind z. B. Geburt und Tod, kennzeichnen die ewige Enantiodromie, d.h. das Wissen von dem Umschlagen eines Zustandes in sein Gegenteil. Sie können als solche auch im Tai-Chi Zeichen als hell und dunkel, weiblich und männlich, Tag und Nacht ausgedrückt sein.
Es ist der Mythos von dem schönen Jungling Narzissus, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt hatte, welcher dem modernen Begriff des Narzissmus Pate gestanden hat. Die älteste Fassung der mythischen Erzählung ist uns in Ovids Metamorphosen überliefert. (Ovid, 1980). Narziss ist ein schöner, begehrenswerter Jüngling, der aber all diejenigen, die ihm in Liebe nahen wollen, verschmäht. Es ist vor allem die Nymphe Echo ([[Echo]]), die sich leidenschaftlich in Narziss verliebt - sie, die ihrem Wesen entsprechend nur Worte, die sie gehört hat, wiederholen kann. Auch sie wird von Narziss brüsk abgewiesen. Er wird von Nemesis, der Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit, mit dem gleichen Leiden bestraft, das er anderen zufügt. In einem „lauteren Quell mit silberglänzendem Wasser“ erblickt Narziss nun einen herrlich schönen Jüngling, in den er sich sogleich heftigst verliebt - ohne zunächst zu merken, dass es sich um sein eigenes Spiegelbild handelt. Es dauert (bei Ovid) ziemlich lange, bis ihm die schmerzliche Erkenntnis plötzlich einfährt: „Ach, ich bin es ja selbst.“ Er kommt aber von der Faszination durch sein eigenes Spiegelbild nicht mehr los, verharrt vor ihm, bis er daran stirbt. Aber selbst in der Unterwelt fährt er fort, sich im Flusse Styx zu spiegeln. An der Stelle, wo er gestorben war, wuchs jedoch die Blume [[Narzisse]].


Aus der sakralen hat sich die profane Bedeutung von Alpha und Omega als A und O entwickelt. Das A und O einer Sache ist das Höchste und Wichtigste, das Zentrale und Wesensgemäße, das Eigentliche, das Allumfassende, der Anfang und das Ende, das Gesamte, das Große. Sprachweisheit setzt fast unmerklich zwei Buchstaben in den Singular, macht sie zu einer Einheit: Darin kann das unbewusste Wissen von der Einheit und dem Kreislauf der Gegensätze ausgedrückt sein: das eine ist nicht ohne das andere, der Anfang nicht ohne das Ende. So wird Alpha und Omega wie auch A und O zur Signatur für den Archetyp des Selbst.
'''Interpretation:''' Neben dieser ältesten bekannt gewordenen Version gibt es bereits in der Antike eine ganze Reihe verschiedenster Varianten des Narziss-Themas, wobei es neben den negativen Deutungen der Narzissfigur auch positive gibt. Natürlich wurde immer die Gefahr der Eitelkeit betont, wie z. B. vom Kirchenvater Clemens von Alexandrien, der darin eine Warnung sah - vor allem an Frauen - nicht vor dem Spiegel zu stehen und die Schönheit mit künstlichen Mitteln verbessern zu wollen. Aber Bacon im 17. Jahrhundert meint bereits, dass Selbstliebe und Eitelkeit zwar fragwürdig seien, aber doch auch Anregungen zu den verschiedensten guten Aktivitäten sein können. Narziss wurde auch als „keuschester aller Liebenden“ aufgefasst und selbst mit Christus verglichen. Auch A. Gide (1891) und R. M. Rilke (1913) sehen in Narziss ein Symbol des meditierenden und verzichtenden Geistes, was auch auf Herrmann Hesse in “Narziss und Goldmund“ (1930) nachgewirkt hat.


Eine Frau berichtet in der Therapie von einer tröstenden Kindheitsvorstellung über ein auf einer Altardecke aufgesticktes Alpha und Omega: Das Alpha war für sie aufrecht, aktiv, der Morgen, der Anfang, Arbeit, Anstrengung, Angst. Es drückte für sie Mühe und Schwere des Daseins aus. Das Omega umfasste das Alpha. Im Omega konnte sie sich beschützt und geborgen fühlen, ausruhen. Vor allem gab es ihr ein merkwürdig unheimliches Gefühl: Man kann das O auch anders schreiben, als sie es bisher gelernt hatte. Es gab noch eine andere, eine größere, umfassendere, offenere und doch geschützte Wirklichkeit, habe ihr das klar gemacht und mit dieser Gewissheit habe sie besser leben können.
Es gibt eine ganze Reihe psychologischer Deutungen und Betrachtungen dieses Mythus auch aus Sicht der Analytischen Psychologie. Ihnen ist gemeinsam, dass sie die Liebe des Narziss und sein daraus folgenden Tod nicht ausschließlich als eitle Selbstbespiegelung betrachten, sondern immer auch einen vielschichtigen Wandlungsprozess hervorheben. Der Narziss-Mythus scheint nicht nur von Selbstverliebtheit im engeren Sinne zu handeln, sondern auch von dem menschlichen Drang nach Selbst-Entdeckung und Selbst-findung und von der Sehnsucht und Möglichkeit, die engeren Formen narzisstischer Problematik zu transzendieren.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Müller, Anette
'''Autor:''' Jacoby, Mario

Version vom 15. November 2011, 11:41 Uhr

Keyword: Narzissmus

Links: Größe, Ich, Narzisse, Schönheit, Selbst, Spiegel, Spiegelung

Definition: Der Ausdruck Narzissmus (übersteigerte Selbstliebe, Ich-Bezogenheit) zusammen mit dem Adjektiv narzisstisch wurde ursprünglich von Freud gewählt zur Bezeichnung seiner Beobachtungen, dass nicht nur dem Liebesobjekt sondern auch dem eigenen Ich Sexualenergie (Libido) zugeführt wird. Später wurde der Begriff nicht nur auf konkretes Sexualverhalten bezogen, sondern erweitert auf die Konzentration seelischen Interesses auf das Selbst.

Information: Man unterscheidet gesunde und pathologische Formen des Narzissmus Unter ersterer wird die Fähigkeit zu einem guten Selbstwertgefühl, einer genügend realistischen Einschätzung seiner selbst, zu "liebender" Akzeptanz des eigenen So-Seins und eines kreativen Interesses für die eigene Selbstverwirklichung gesehen. Ein pathologischer Narzissmus bzw. eine narzisstische Persönlichkeitstörung zeigt sich u. a. in überwertiger Selbstbezogenheit, in einer Instabilität in der Selbstwerteinschätzung, in Schwankungen von Gefühlen eigener Besonderheit, Großartigkeit zu solchen totalen Unwerts und in einem Mangel an Einfühlung in die Seinsweise anderer Menschen. Es besteht "narzisstische Kränkbarkeit", d. h. Überempfindlichkeit gegenüber leisesten Anzeichen von Infragestellung des eigenen Selbstwerts vonseiten der Umwelt.

Es ist der Mythos von dem schönen Jungling Narzissus, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt hatte, welcher dem modernen Begriff des Narzissmus Pate gestanden hat. Die älteste Fassung der mythischen Erzählung ist uns in Ovids Metamorphosen überliefert. (Ovid, 1980). Narziss ist ein schöner, begehrenswerter Jüngling, der aber all diejenigen, die ihm in Liebe nahen wollen, verschmäht. Es ist vor allem die Nymphe Echo (Echo), die sich leidenschaftlich in Narziss verliebt - sie, die ihrem Wesen entsprechend nur Worte, die sie gehört hat, wiederholen kann. Auch sie wird von Narziss brüsk abgewiesen. Er wird von Nemesis, der Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit, mit dem gleichen Leiden bestraft, das er anderen zufügt. In einem „lauteren Quell mit silberglänzendem Wasser“ erblickt Narziss nun einen herrlich schönen Jüngling, in den er sich sogleich heftigst verliebt - ohne zunächst zu merken, dass es sich um sein eigenes Spiegelbild handelt. Es dauert (bei Ovid) ziemlich lange, bis ihm die schmerzliche Erkenntnis plötzlich einfährt: „Ach, ich bin es ja selbst.“ Er kommt aber von der Faszination durch sein eigenes Spiegelbild nicht mehr los, verharrt vor ihm, bis er daran stirbt. Aber selbst in der Unterwelt fährt er fort, sich im Flusse Styx zu spiegeln. An der Stelle, wo er gestorben war, wuchs jedoch die Blume Narzisse.

Interpretation: Neben dieser ältesten bekannt gewordenen Version gibt es bereits in der Antike eine ganze Reihe verschiedenster Varianten des Narziss-Themas, wobei es neben den negativen Deutungen der Narzissfigur auch positive gibt. Natürlich wurde immer die Gefahr der Eitelkeit betont, wie z. B. vom Kirchenvater Clemens von Alexandrien, der darin eine Warnung sah - vor allem an Frauen - nicht vor dem Spiegel zu stehen und die Schönheit mit künstlichen Mitteln verbessern zu wollen. Aber Bacon im 17. Jahrhundert meint bereits, dass Selbstliebe und Eitelkeit zwar fragwürdig seien, aber doch auch Anregungen zu den verschiedensten guten Aktivitäten sein können. Narziss wurde auch als „keuschester aller Liebenden“ aufgefasst und selbst mit Christus verglichen. Auch A. Gide (1891) und R. M. Rilke (1913) sehen in Narziss ein Symbol des meditierenden und verzichtenden Geistes, was auch auf Herrmann Hesse in “Narziss und Goldmund“ (1930) nachgewirkt hat.

Es gibt eine ganze Reihe psychologischer Deutungen und Betrachtungen dieses Mythus auch aus Sicht der Analytischen Psychologie. Ihnen ist gemeinsam, dass sie die Liebe des Narziss und sein daraus folgenden Tod nicht ausschließlich als eitle Selbstbespiegelung betrachten, sondern immer auch einen vielschichtigen Wandlungsprozess hervorheben. Der Narziss-Mythus scheint nicht nur von Selbstverliebtheit im engeren Sinne zu handeln, sondern auch von dem menschlichen Drang nach Selbst-Entdeckung und Selbst-findung und von der Sehnsucht und Möglichkeit, die engeren Formen narzisstischer Problematik zu transzendieren.

Literatur: Standard

Autor: Jacoby, Mario