Ampel und Amplifikation: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Ampel
'''Keyword:''' Amplifikation


'''Links:''' [[Farbe]], [[Lampe]], [[Straße]], [[Weg]]
'''Links:''' [[Archetyp]], [[Assoziation]], [[Deutung]], [[Mythos]], [[Symbol]], [[Unbewusstes]], kollektives


'''Definition:''' Die Ampel (lat. ampulla, Hängelampe) ist ein Verkehrssignalsystem, das mit Hilfe der Farben [[Rot]], [[Gelb]] (orange) und [[Grün]] an belebten Straßenkreuzungen sichere Fahrzeug- und Fußgängerbewegungen ermöglichen soll.
'''Definition:''' (lat. amplificare: erweitern, unter verschiedenem Gesichtspunkt betrachten, anreichern, vertiefen).


'''Information:''' Keine
'''Information:''' Die Amplifikation wurde von Jung als ein Aspekt der [[Deutung]] in die Psychotherapie eingeführt. Während bei der freien und fokussierten [[Assoziation]] eher persönliche Bezüge zu einem seelischen Ereignis gesucht werden, wird bei der Amplifikation das psychische Ereignis in allgemeinmenschliche, archetypische Zusammenhänge hinein gestellt. Es wird danach gefragt, welche Bedeutung das Symbol oder Ereignis in der Gesellschaft oder in anderen Kulturen hat, wie es beispielsweise in den Religionen, den Mythen, Märchen, der Weltliteratur, der Kunst, den Filmen, in Redensarten und Witzen oder auch Bereichen der Gesellschaft (Modetrends, Werbung) und Politik auftaucht, verarbeitet und verstanden wird.


'''Interpretation:''' Sie trägt für Kinder und Erwachsene in Spiel, Traum und Fantasie weit über diesen Zeichencharakter hinaus symbolische Bedeutung. Die A. ermöglicht Orientierung und Gerechtigkeit in sonst vielleicht chaotisch verlaufenden Prozessen. Sie ist unparteiisch, auch wenn sie subjektiv oft nicht so erscheint: "Immer wenn ich an die A. komme, wird es Rot". Die rote A. wird oft als hemmend, streng, strafend und böse empfunden, seltener als positive Möglichkeit des Innehaltens und Beruhigens. Wechselt die A. von Rot auf Gelb und Grün, wird das freundlich, unterstützend, ermutigend, befreiend erlebt. Wenn "grünes Licht gegeben" wird, kann es losgehen, sind die Hindernisse aus dem Weg geräumt.
Die Begegnung mit diesen archetypischen Dimensionen ist im ursprünglichen Sinne des Wortes "bildend". Das Bewusstsein bekommt Bilder und Bildung, erweitert seinen Horizont und lädt sich auf mit Inhalten, die ein neues Gefälle, d. h. neue Probleme, aber auch neue Lösungen konstellieren.


Ein Mann, stark gestresst, Bluthochdruck, träumt, er gerate in eine Rotphase, an jeder Ampelkreuzung müsse er stehenbleiben. Der Traum ließ sich verstehen als Ausdruck seiner gehetzten psychischen Situation, in der er seine die Welt als ihn bremsend und hinderlich wahrnimmt. Kompensatorisch konnte er auch ausdrücken, der Träumer müsse sein Lebenstempo abbremsen, langsamer tun.
"Indem die nur personalen Daten in Verbindung treten mit transpersonalen, und der kollektive Menschheitsaspekt wieder entdeckt wird und lebendig zu werden beginnt, wachsen der personalistisch verengten und erstarrten Persönlichkeit des erkrankten modernen Menschen neue Einsichts- und Lebensmöglichkeiten zu." (Neumann, 1949 a, S. 11)


Wie die Ampel, so können auch Verkehrszeichen auf Über-Ich-Konflikte, auf Stockungen, Hemmungen oder auch mangelnde Leitung und Führung im Fluss der Energien und Sackgassen verweisen. In ihren Fantasien, Träumen, Spielen geraten Menschen oft in Einbahnstraßen und Halteverbot, haben Vorfahrt oder nehmen sie sich, übersehen an der Kreuzung das Stoppschild, rasen trotz Geschwindigkeitsbegrenzung. Sie fühlen sich von Verkehrszeichen sowohl in der Realität wie in Traum und Spiel oft gegängelt oder auch verwirrt, vor allem wenn mehrere auftauchen, die möglicherweise widersprechenden Inhalts sind. Der Wegweiser ist häufig ein Bild dafür, dass man erst noch seinen Weg, seine Orientierung in einer Lebenssituation finden muss, dass man an einer schicksalhaften Wegkreuzung steht. Möglicherweise kann man ihn noch nicht einmal richtig entziffern, der innere Weg erscheint also noch fremd.
Es besteht bei der abstrakten Amplifikation allerdings die Gefahr, durch ein rein philosophisches Intellektualisieren und Spekulieren in der Unverbindlichkeit des Allgemein-Menschlichen stecken zu bleiben oder gar in "geistige Höhen" abzuheben ([[Inflation]]), wobei der Bezug zur persönlichen Situation des Individuums aus den Augen verloren wird. Neumann betont deshalb, dass es notwendig ist, die archetypische Dimension zu "aktualisieren" ([[Aktualisierung]]), d. h."die Hier-und Jetzt-Bedeutung dieses Allgemein-Menschlichen herauszuarbeiten und zur Verwirklichung zu bringen. Sie hat z. B. gerade die individuelle Variante und Bedeutung der Symbolik und der Situation von der allgemein-menschlichen abzuheben. (Neumann, 1953, S. 108f)


'''Literatur:''' Standard
Neben der Aktualisierung ist bei der Amplifikation – wie bei aller Deutung – ebenfalls die "Stimmigkeit" und "Passung" zu überprüfen. Zwischen dem psychischen Ereignis und der Amplifikation sollte nicht irgendeine Ähnlichkeit, sondern eine weitgehende Entsprechung bestehen, die auch dem Patienten vor dem Hintergrund seiner inneren und äußeren Welt plausibel wird.
 
Deshalb stehen die freien, fokussierenden, mehr aus dem persönlichen Erfahrungsfeld stammenden Assoziationen und die Amplifikationen in einem notwendigen Abstimmungs- und Ergänzungsverhältnis.
 
'''Interpretation:''' Keine
 
'''Literatur:''' Müller, L. / Müller. A. (2007)


'''Autor:''' Müller, Lutz
'''Autor:''' Müller, Lutz

Version vom 3. August 2015, 21:21 Uhr

Keyword: Amplifikation

Links: Archetyp, Assoziation, Deutung, Mythos, Symbol, Unbewusstes, kollektives

Definition: (lat. amplificare: erweitern, unter verschiedenem Gesichtspunkt betrachten, anreichern, vertiefen).

Information: Die Amplifikation wurde von Jung als ein Aspekt der Deutung in die Psychotherapie eingeführt. Während bei der freien und fokussierten Assoziation eher persönliche Bezüge zu einem seelischen Ereignis gesucht werden, wird bei der Amplifikation das psychische Ereignis in allgemeinmenschliche, archetypische Zusammenhänge hinein gestellt. Es wird danach gefragt, welche Bedeutung das Symbol oder Ereignis in der Gesellschaft oder in anderen Kulturen hat, wie es beispielsweise in den Religionen, den Mythen, Märchen, der Weltliteratur, der Kunst, den Filmen, in Redensarten und Witzen oder auch Bereichen der Gesellschaft (Modetrends, Werbung) und Politik auftaucht, verarbeitet und verstanden wird.

Die Begegnung mit diesen archetypischen Dimensionen ist im ursprünglichen Sinne des Wortes "bildend". Das Bewusstsein bekommt Bilder und Bildung, erweitert seinen Horizont und lädt sich auf mit Inhalten, die ein neues Gefälle, d. h. neue Probleme, aber auch neue Lösungen konstellieren.

"Indem die nur personalen Daten in Verbindung treten mit transpersonalen, und der kollektive Menschheitsaspekt wieder entdeckt wird und lebendig zu werden beginnt, wachsen der personalistisch verengten und erstarrten Persönlichkeit des erkrankten modernen Menschen neue Einsichts- und Lebensmöglichkeiten zu." (Neumann, 1949 a, S. 11)

Es besteht bei der abstrakten Amplifikation allerdings die Gefahr, durch ein rein philosophisches Intellektualisieren und Spekulieren in der Unverbindlichkeit des Allgemein-Menschlichen stecken zu bleiben oder gar in "geistige Höhen" abzuheben (Inflation), wobei der Bezug zur persönlichen Situation des Individuums aus den Augen verloren wird. Neumann betont deshalb, dass es notwendig ist, die archetypische Dimension zu "aktualisieren" (Aktualisierung), d. h."die Hier-und Jetzt-Bedeutung dieses Allgemein-Menschlichen herauszuarbeiten und zur Verwirklichung zu bringen. Sie hat z. B. gerade die individuelle Variante und Bedeutung der Symbolik und der Situation von der allgemein-menschlichen abzuheben. (Neumann, 1953, S. 108f)

Neben der Aktualisierung ist bei der Amplifikation – wie bei aller Deutung – ebenfalls die "Stimmigkeit" und "Passung" zu überprüfen. Zwischen dem psychischen Ereignis und der Amplifikation sollte nicht irgendeine Ähnlichkeit, sondern eine weitgehende Entsprechung bestehen, die auch dem Patienten vor dem Hintergrund seiner inneren und äußeren Welt plausibel wird.

Deshalb stehen die freien, fokussierenden, mehr aus dem persönlichen Erfahrungsfeld stammenden Assoziationen und die Amplifikationen in einem notwendigen Abstimmungs- und Ergänzungsverhältnis.

Interpretation: Keine

Literatur: Müller, L. / Müller. A. (2007)

Autor: Müller, Lutz