Bad und Parfüm: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Bad, baden
'''Keyword:''' Parfüm


'''Links:''' [[Abwaschen]], [[Alchemie]], [[Wasser]], [[Regression]], [[Taufe]]
'''Links:''' [[Alchemie]], [[Eros-Prinzip]], [[Geruch]], [[Liebe]], [[Persona]], [[Sexualität]], [[Status]]


'''Definition:''' Ein Bad besteht aus einer größeren Menge oft temperierten Wassers in einer Wanne oder einem Becken zur Reinigung, Erfrischung, Gesunderhaltung oder zu Heilzwecken.
'''Definition:''' Parfüm (frz. parfum, eigentlich Wohlgeruch, zu: parfumer = durchduften zu lat. per = durch und fumare = dampfen, rauchen) ist eine Flüssigkeit, in der pflanzliche, tierische aber auch chemische Duftstoffe mit lang anhaltendem Geruch (durch Zusatz von Haftmitteln) gelöst sind (meist in Alkohol).


'''Information:''' Das Bad (Eintauchen in [[Wasser]]) dient der körperlichen und seelisch-geistigen Reinigung und Erneuerung. Es hat heilende und belebende Funktion. In vielen religiösen Riten ist das Bad (Ablution, von lat. ablutio Abspülung, Bad) Vorbedingung für den Introitus in den inneren Bezirk des Heiligtums. So mussten die Mysten in Eleusis ein Badbecken durchschreiten, bevor sie den eigentlichen Tempelbezirk betreten durften. Auch im jüdischen Ritus spielte die rituelle Reinigung eine wichtige Rolle. Johannes der Täufer taufte Jesus von Nazareth durch Eintauchen in den Jordan. Die Taufe des Johannes diente der Buße und Reinwaschung. Im Islam spielt die rituelle Reinigung bis heute eine wichtige Rolle. Der Gläubige bereitet sich auf den Gottesdienst vor, indem er die Reinigung durch Waschen der Füße vollzieht.
'''Information:''' In Mesopotamien und Ägypten wurden vermutlich die ersten Parfums - allerdings hauptsächlich in medizinischen und religiösen Zusammenhängen - verwendet. [[Öle]], [[Salben]] und Räucherharze dienten vor allem der Ehrung der Götter und der Salbung der Toten, wurden aber auch schon zur Körperpflege oder zur Therapie eingesetzt. Die Phönizier verbreiteten die duftenden Essenzen nach Asien, Afrika und in den Mittelmeerraum. Die Erfindung der Destillation durch die Araber und Perser ermöglichte die Parfümherstellung, wie sie noch heute üblich ist, und stellt damit auch zahlreiche Bezüge auch zur [[Alchemie]] her.


'''Interpretation:''' Die Fuß-, Gesichts- oder Handwaschung vertritt symbolisch das vollständige Bad, wie das Betupfen des Täuflings mit Wasser bei der christlichen Taufe das vollständige Eintauchen pars pro toto ersetzt. Die Taufe ist ein Wiedergeburtsritual, wie aus dem Brief des Paulus an Titus hervorgeht: " [...] hat er uns [...] nicht gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung kraft des Heiligen Geistes." (Tit. 3, 5) Jesus sagt: "Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen." (Jh. 3, 5) Es geht um eine geistige Erneuerung und Wandlung.
Die 1792 von einem Kartäusermönch erfundene Rezeptur zur Herstellung eines "aqua mirabilis" (Wunderwasser) - später als "4711 - Echt Kölnisch Wasser" bekannt, wurde nicht nur eingerieben, sondern auch getrunken und sollte gegen Anspannung, Herzklopfen und Kopfschmerzen wirksam sein. Neben dem klassischen Einsatz als Wohlgeruch auf der Haut finden sich Parfum und Aromen auch in anderen Produkten des täglichen Bedarfs in Bad, Küche, Haus und Garten, sowie in Lebens- und Genussmitteln (Süßigkeiten, Tee, Kaffee).


In der [[Alchemie]] spielt das Bad (der Philosophen) ebenfalls eine wichtige Rolle. Es ist Ort der Reinigung und alchemischen Erneuerung des alten Königs, der mystischen Vereinigung (coitus von Sol und Luna, [[König]] und [[Königin]] im Bad), der coniunctio, der Vereinigung der Gegensätze.
'''Interpretation:''' Bis Mitte des 18. Jh. ersetzte starke Parfümierung größtenteils die Körperreinigung. Heute wird Parfüm hauptsächlich zur Selbstdarstellung, zur Unterstreichung der eigenen Persönlichkeit, zur Erhöhung der Ausstrahlung und Steigerung der erotischen Attraktivität verwendet. Es kann aber auch zur Tarnung und Ablenkung eingesetzt werden, um einen anderen, z. B. stärkeren, lieblicheren, herberen, sinnlicheren, ätherischeren Charaker vortäuschen, als man eigentlich hat oder um seine - möglicherweise unsichere - Identität ganz in einer intensiven Duftwolke verschwinden zu lassen.


Es ist das Verdienst C. G. Jungs die chemischen Prozesse der Materie, von den Alchemisten mit fantasievollen Bezeichnungen, wie König und Königin, Sol und Luna bedacht, als Projektion psychischer Prozesse in den Stoff erkannt zu haben.
In dem Roman "Das Parfüm" tötet der Hauptakteur Grenouille, der selbst geruchlos ist, aber über einen absoluten Geruchsinn verfügt, 25 junge schöne Frauen, konserviert ihren Duft und komponiert daraus ein "Universalparfum", einen unwiderstehlichen Duft, durch den er seiner Hinrichtung entgeht, weil er allen Menschen mit Hilfe dieses Parfums als das schönste, attraktivste und vollkommenste Wesen auf Erden halten und in ihnen Gefühle innigster Liebe wie ekstatischer Erotik auslöst, so dass seine Hinrichtung zur größten Massenorgie ausartet, die die Welt seit Jahrhunderten gesehen hat.
 
Im Mittelalter war die Idee des Jungbrunnens sehr verbreitet. Das Eintauchen in das Bad sollte Verjüngung oder ewige Jugend bringen.
 
Auch in Märchen finden wir das Bad, insbesondere das Bad in [[Milch]]. Es hat ebenfalls erneuernde und wandelnde Kraft, kann aber auch Ort der Strafe und des Todes sein, z. B. als Bad in siedend heißer Milch. In dieser Paradoxie spiegelt sich die ambivalente Wirksamkeit des matriarchalen Archetyps.
 
In der heutigen "Wellness" Bewegung, einer neuen Wortschöpfung, die so viel bedeutet wie gut leben, es sich wohl sein lassen, spielt das Bad ebenfalls eine Rolle. Ob Bachblüten oder andere Badkuren, wir versprechen uns in unserer hektischen, von patriarchalen Werten dominierten Welt heilsame Pflege für Körper und Seele (und die Jungerhaltung unseres Körpers).
 
In der Analytischen Psychologie wird das Bad als ein Symbol des Mutterarchetyps verstanden. Baden, Eintauchen und Untertauchen in [[Wasser]] sind Bilder, die sich in der Folge eines regressiven psychischen Prozesses konstellieren und die Rückkehr in den mütterlichen Uterus symbolisieren. Die damit verbundenen Emotionen sind ambivalent. Es kann sowohl die heilsame als auch die Angst machende, todesnahe Seite des Bad erfahren werden, d. h. die Leben fördernde, wie auch die Tod bringende Seite des Archetyps. Das Beispiel des Traumes einer jungen Frau mit einer schweren Frühstörung zeigt die heilsame innere Erfahrung des Eintauchens in den mütterlichen Schoß: "Ich schwimme im Traum ganz unter Wasser mit offenen Augen. Das Wasser ist durchsichtig und klar. Ich fühle mich wohl und wundere mich im Traum, dass ich keine Erstickungsgefühle bekomme.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Daniel, Rosmarie
'''Autor:''' Müller, Lutz

Version vom 15. November 2011, 11:38 Uhr

Keyword: Parfüm

Links: Alchemie, Eros-Prinzip, Geruch, Liebe, Persona, Sexualität, Status

Definition: Parfüm (frz. parfum, eigentlich Wohlgeruch, zu: parfumer = durchduften zu lat. per = durch und fumare = dampfen, rauchen) ist eine Flüssigkeit, in der pflanzliche, tierische aber auch chemische Duftstoffe mit lang anhaltendem Geruch (durch Zusatz von Haftmitteln) gelöst sind (meist in Alkohol).

Information: In Mesopotamien und Ägypten wurden vermutlich die ersten Parfums - allerdings hauptsächlich in medizinischen und religiösen Zusammenhängen - verwendet. Öle, Salben und Räucherharze dienten vor allem der Ehrung der Götter und der Salbung der Toten, wurden aber auch schon zur Körperpflege oder zur Therapie eingesetzt. Die Phönizier verbreiteten die duftenden Essenzen nach Asien, Afrika und in den Mittelmeerraum. Die Erfindung der Destillation durch die Araber und Perser ermöglichte die Parfümherstellung, wie sie noch heute üblich ist, und stellt damit auch zahlreiche Bezüge auch zur Alchemie her.

Die 1792 von einem Kartäusermönch erfundene Rezeptur zur Herstellung eines "aqua mirabilis" (Wunderwasser) - später als "4711 - Echt Kölnisch Wasser" bekannt, wurde nicht nur eingerieben, sondern auch getrunken und sollte gegen Anspannung, Herzklopfen und Kopfschmerzen wirksam sein. Neben dem klassischen Einsatz als Wohlgeruch auf der Haut finden sich Parfum und Aromen auch in anderen Produkten des täglichen Bedarfs in Bad, Küche, Haus und Garten, sowie in Lebens- und Genussmitteln (Süßigkeiten, Tee, Kaffee).

Interpretation: Bis Mitte des 18. Jh. ersetzte starke Parfümierung größtenteils die Körperreinigung. Heute wird Parfüm hauptsächlich zur Selbstdarstellung, zur Unterstreichung der eigenen Persönlichkeit, zur Erhöhung der Ausstrahlung und Steigerung der erotischen Attraktivität verwendet. Es kann aber auch zur Tarnung und Ablenkung eingesetzt werden, um einen anderen, z. B. stärkeren, lieblicheren, herberen, sinnlicheren, ätherischeren Charaker vortäuschen, als man eigentlich hat oder um seine - möglicherweise unsichere - Identität ganz in einer intensiven Duftwolke verschwinden zu lassen.

In dem Roman "Das Parfüm" tötet der Hauptakteur Grenouille, der selbst geruchlos ist, aber über einen absoluten Geruchsinn verfügt, 25 junge schöne Frauen, konserviert ihren Duft und komponiert daraus ein "Universalparfum", einen unwiderstehlichen Duft, durch den er seiner Hinrichtung entgeht, weil er allen Menschen mit Hilfe dieses Parfums als das schönste, attraktivste und vollkommenste Wesen auf Erden halten und in ihnen Gefühle innigster Liebe wie ekstatischer Erotik auslöst, so dass seine Hinrichtung zur größten Massenorgie ausartet, die die Welt seit Jahrhunderten gesehen hat.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Lutz