Arabien: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: Arabien

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Definition: Arabien (semitisch arab, hebräisch arabah: Steppe, wüste, trockene Gegend; aribi: nomadische Wüsten- und Steppenbewohner der Frühzeit, seit der Antike von Geografen mit der Arabischen Halbinsel verbunden.

Information: Arabien ist aufgrund des extrem trockenen und heißen Klimas eines der am dünnsten besiedelten Gebiete mit den größten Sandwüsten der Erde. Die Gebirgsketten im Süden fangen den Monsunregen vom Meer ab, sodass die Gebiete Jemen und Oman fruchtbar und seit früher Zeit dauerhaft besiedelt sind. Die Berghänge wurden terrassiert vom 3. Jahrhundert an und mittels hoch entwickelter Bewässerungsanlagen versorgt, sodass Ackerbau, Anbau von Südfrüchten und Kaffee möglich sind, in den Trockengebieten Weihrauch und Myrrhe. In den Wüstenoasen gibt es vor allem Dattelpalmen und Weideland für die Herden der Nomaden. Heute umfasst die arabische Halbinsel die Staaten Saudi-Arabien, Jemen, Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Kuwait und Bahrein.

Von der Frühzeit an bestand eine große Kluft zwischen den sesshaften, wohlhabenden Arabern des Südens und den ärmlichen Halbnomaden der Wüste, die jedoch von den durchziehenden Handelskarawanen profitierten, auf denen entlang der sogen."Weihrauchstraße" v. a. Gewürze und Weihrauch transportiert wurden. A. war bereits früh Drehscheibe des Handels zwischen Ost und West und die arabisch-islamische Kultur hatte großen Einfluss auf viele Bereiche der europäischen: auf Dichtung, Musik, Mode, Wortschatz, Architektur, Gartenanlagen, Algebra und Geometrie, Astrologie und Astronomie.

Interpretation: Über das arabisch-islamische Spanien drang die Alchemie ins mittelalterliche Europa. Die fremde Kultur wirkte oft faszinierend, zugleich konnten Schattenaspekte in sie projiziert werden. Mozarts Entführung aus dem Serail greift das Thema auf. Klassisch dargestellt ist die Begegnung orientalischer und abendländischer Kultur/Dichtung im West-östlichen Divan von J. W. v. Goethe: "Herrlich ist der Orient / Übers Mittelmeer gedrungen; / Nur wer Hafis liebt und kennt/ Weiß was Calderon gesungen."

Während des 19. Jh. s reisten deutsche, französische, englische Maler und Schriftsteller in den Orient (Orientalismus): Die orientalische Pracht und Exotik, die Geheimnisse des Harems und des Opiums werden in unterschiedlichsten Gestaltungen beschrieben. Die "Erzählungen aus den Tausendundein Nächten", einer altorientalischen Sammlung von Romanen, Märchen, Schwänken, Novellen, Liebesgeschichten, Sagen. Legenden, Lehrgeschichten usw. prägen das Bild von Arabien bzw. vom Orient. Sie wurden erstmals von 1704 ins Französische, im 19. Jh. ins Deutsche übersetzt; der Maler Chagall übersetzte die Geschichten in eine Serie von Farblithografien "Four Arabian Nights". Noch heute wirkt dieses Bild des Orients in Dekorationen, in der Mode, in der Gastronomie, in der Werbung.

Als Symbol verstanden haftet A. die Faszination des Geheimnisvollen, Unbekannten, des Ganz-Anderen mit allen Verlockungen aber zugleich auch Unheimlichkeiten, Gefahren und Bedrohungen an, die Gleichzeitigkeit extrem harter Lebensbedingungen und üppiger Pracht; die aus der Kargheit der Wüste entstandene Spiritualität ("Ex Oriente Lux"), die ergänzt wird durch verfeinerte Sinnlichkeit ("alle Wohlgerüche Arabiens [...] ", Shakespeare). Schon in der griechischen Antike wurde es "Land der Düfte" und "glückliches A." genannt, später ergänzt durch "Arabia deserta" und "das steinige A." und wurde mit fantasievollsten Fabeltieren ausgestattet.

Literatur: Standard, Dieckmann (1974), Hunke (1962)

Autor: Rafalski, Monika