Orgel: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. November 2011, 11:16 Uhr

Keyword: Orgel

Links: Atem, Kirche, Geist, Gott, Gottesbild Logos-Prinzip, Musik, Ohr

Definition: Die Orgel ist ein Tasteninstrument mit Pfeifen, die durch einen Luftstrom zum Erklingen gebracht werden.

Information: Neben der Uhr ist sie das aufwendigste mechanische Werk im vorindustriellen Zeitalter. Durch Betätigen der Register und Niederdrücken der Tasten in Manual und Pedal wird der Windstrom aus der Windlade zu den Pfeifen geleitet und bringt sie zum Erklingen. Das oft kunstvoll gestaltete Orgelgehäuse umschließt das Orgelwerk. Die vordere Seite des Orgelgehäuses (Orgelprospekt) ist meist mit reichem Schnitzwerk versehen und dekorativ ausgemalt. In das Orgelgehäuse ist der Spielschrank mit dem Regierwerk eingebaut, bei neueren Orgeln kann er auch durch einen freistehenden Spieltisch ersetzt sein.

Bezeugt ist die Orgel schon in der Antike (3. Jh. v. Chr. in Alexandria). Über Byzanz kam sie im 8. Jh. ins Abendland, um 1300 hatten nahezu alle größeren Kirchen eine Orgel.

Ihren Ort hat die Orgel seit je in Gottesdienst und Kirchenmusik. Um 1300 ist die Mitwirkung der Orgel in der gottesdienstlichen Musik (Gregorianischer Choral) bereits klar definiert. Seit 1550 bildete sich eine selbständige Orgelmusik heraus (Intonationen, Präambeln, Toccaten, Ricerare). Im 17. Jh. übernahm die Orgel in den lutherischen Kirchen die Begleitung des Gemeindegesangs. Die enge Beziehung der Orgel zum reformatorischen Choral führte zur Entstehung einer Vielzahl von choralgebundenen Orgelwerken (Choralvorspiele, Choralvariationen, Choralfantasien). Daneben entwickelten sich freie Gattungen der Orgelmusik für das Vor- und Nachspiel im Gottesdienst und in selbständigen Kirchenkonzerten (Präludium, Fuge, Fantasie). Sowohl die choralgebundenen wie die freien Orgelwerke finden in den Kompositionen von J. S. Bach ihren Höhepunkt.

Obwohl die Orgel ihren ursprünglichen Platz im gottesdienstlichen Raum hat, steht sie heute auch in Konzerthallen. Als „Königin der Instrumente" (Mozart) thront sie über dem Orchester und kommt als Solo- und Begleitinstrument zum Einsatz. Seit dem Aufkommen der elektronischen Instrumente wird der Orgelklang auch in der Unterhaltungsmusik verwendet. Aber auch im außerkirchlichen Bereich haftet dem Orgelklang etwas von seiner ursprünglichen Dignität an.

Interpretation: Orgelmusik verweist auf das „ganz Andere", auf das Heilige und Göttliche. Ihr statischer „objektiver" Klang lässt die Orgel zum Symbol des Ewigen werden. „Orgelspielen heißt einen mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren" (Ch. Widor). Als pneumatisches Instrument gilt die Orgel seit je her als Abbild des Heiligen Geistes, der in die Freiheit führt (2. Kor 3, 17). In den atheistisch organisierten Staaten des früheren Ostblocks hatten Orgelkonzerte für viele Menschen eine kompensatorische Funktion.

Als Symbol der Transzendenz kann Orgelmusik in Lebenskrisen eine ermutigende und vergewissernde Wirkung auf den Träumer ausüben (Jung, GW 7, S. 118). Nach C. G. Jung stellt die Bach'sche Fuge die Entwicklung und Wandlung der Motive im kollektiven Unbewussten dar, wie die Korrespondenz von Orgelklang und Wellenbewegung im Traum einer 56 jährigen Frau zeigt: „Ich stehe auf dem Balkon meines Hotelzimmers in Tiberias, blicke in den Morgendunst über dem See Genezareth, habe ein Buch in der Hand, von dem ich weiß, dass es ganz wichtig ist, weil „DAS" drinsteht. Es ist ganz still, entfernt höre ich leise Orgelklänge. Plötzlich verzieht sich der Dunst, die Sonne bescheint den See und erste kleine Wellen werden größer und fließen ineinander. Ich staune, denn die Orgelklänge kommen näher. Ich höre die a-moll Fuge von Bach (BWV 543) und die Wellen bewegen sich im Takt dazu. Auf den Wellen sind lauter kleine Augen. Es ist so überwältigend für mich, dass ich beginne zu weinen und „danke" sage und erwache mit den Worten: „Es wird sich alles fügen"."

Zum Buch in ihrer Hand assoziiert die Träumerin Rilkes „Buch der Bilder" und die Schlusszeile des Gedichtes „Herbst"; „ Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält."

Die „fallenden" Tonreihen der a-moll Fuge von Bach symbolisieren für sie die Hinfälligkeit des Lebens, die sie jüngst schmerzlich erfahren hat, die aufsteigende Schlussfigur des Fugenthemas dagegen das Aufgehobenwerden durch Gottes Hand. Traumbild und musikalisches Erleben vermitteln die Botschaft vom göttlichen Grund und Ziel aller Dinge und erfüllen die Träumerin mit tiefer Dankbarkeit und Hoffnung.

Literatur: Standard

Autor: Schildmann, Wolfgang