Braun

Aus symbolonline.eu
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Keyword: Braun

Links: Bios-Prinzip, Erde, Eros, Farben, Mutter, Große, Kot, Natur

Definition: Die Farbe Braun bezeichnet eine stark abgedunkelte Mischung mit den warmen Farben Gelb, Orange oder Rot.

Information: Keine

Interpretation: Die psychologische Wirkung der Farbe Braun leitet sich von seiner stärksten Erfahrbarkeit angesichts von Ackererde ab. Braun symbolisiert nicht nur die archetypische Gestalt der "Mutter Erde", ihre Pigmente sind Erden vom hellen Ocker bis zum dunklen natürlichen oder gebrannten Umbra. Braun oder die Farbe des reifen Korns gehören zu den Attributen vieler Muttergottheiten: Schwarzbraun ist die ägyptische Isis, Göttin der fruchtbaren Erde an den überschwemmten Ufern des Nils und sind die vielverehrten "Schwarzen Madonnen". Der schützende Aspekt der Erdmutter tritt uns auch in dem warmen Braun der Baumrinde, dem braunen Fell der Tiere, in Früchten, wie Nüssen, Maronen, aber auch in zubereiteter Nahrung, wie Gebackenem, oder Gebratenem entgegen.

Im Zusammenhang mit dem Mutter-Archetyp vermittelt die Farbe Braun auch das Erleben von Wärme, Schutz, Geborgenheit, Ruhe, Gemütlichkeit.

Schwermütiges Verhaftetsein und gehemmte Entwicklung sind Kennzeichen eines Hängenbleibens an der Mutter über die Zeit der Kindheit hinaus: so wie Erdschollen, die an der Sohle kleben, das Laufen behindern.

Braun ist auch die Farbe der Kargheit, Armut und Nacktheit der bloßen Erde: Humus, das Wort für Erde, ist in der lateinischen Sprache mit Humilitas, der Schlichtheit, der Demut verwandt. So war es im alten Italien die Farbe des Bettlergewandes und wurde als Symbol für Schlichtheit, Echtheit, Liebe zur Armut und Naturverbundenheit in der braunen Kutte das Ordensgewand der Gemeinschaften in der Nachfolge des Heiligen Franziskus. Er hatte gebeten, ihn nackt auf der nackten Erde sterben zu lassen, wie er im Sonnengesang von der Schwester Mutter Erde und unserer Schwester, dem leiblichen Tod sang.

So steht Schwarzbraun auch für verderbendes Leben, wie es sich in verrottendem Laub zeigt und galt im Mittelalter als eine der Trauerfarben neben Schwarz. Nach Jolande Jacobi (1969) drückt Braun vor allem mütterliche Kraft aus, das Leben entsteigt ihm und endet in ihm.

In Europa war "Schwarzbraun" zugleich Symbolfarbe für erdhaft sinnenfrohe Erotik. Lieder wie "Schwarzbraun ist die Haselnuß, Schwarzbraun bin auch ich, Schwarzbraun soll mein Mädel sein" bezeugen dies. In einem anderen Volks- und Liebeslied wirft der Jäger sein "Netz wohl über den Strauch: Da sprang ein schwarzbraunes Mädchen heraus". Er fleht und droht zugleich mit seinen Hunden, doch das Mädchen antwortet in der letzten Strophe kühn: "Und wenn ich sterbe, so bin ich tot, begräbt man mich unter Rosenrot". So mündet das Schwarzbraun in seiner inneren Nähe ein in die Liebes- und Todessymbolik des Rot.

Die natürliche Farbe Braun verbindet sich des weiteren mit dem Sonnenbraun (Bräunung der Haut) und gilt in westlichen Kulturen als positiv, als Zeichen von Gesundheit, Attraktivität, Schönheit und Luxus. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber galt gebräunte Haut als bäuerlich und das Schönheitsideal forderte „vornehme Blässe“. In einem seltsamen Widerspruch zum zeitgenössischen Schönheitsideal steht aber der mit der braunen Hautfarbe vieler nichteuropäischer Völker in Zusammenhang stehende Rassismus.

Wie im christlichen Mittelalter, abgeleitet vom Rauch des Feuers in Sodom und Gomorrha, gelegentlich des Teufels, ist Rauchbraun in Tibet die Farbe eines der zornvollen Götter des Bardo, des Zustandes während der neunundvierzig Tage nach dem Tod, während ein anderer Gott in rötlichem Rostbraun erscheint, das auch die Farbe eines dortigen Mönchsordens, der Rot-Mützen, ist.

Das Braun des harten Kotes, der nur unter Druck abgegeben werden kann, ist Ausdruck für den Zwang einer überstrengen Erziehung, die Gewissensangst züchtet. Auf einer solchen Erziehung beruht auch der innere Zwang zum Sadismus, wie er als Massenerscheinung im Zeichen der braunen Uniformen, braunen Stiefel und Lederjacken ausgelebt wurde. So kann Braun Farbe der Destruktion und Hölle sein.

Für den Farbpyramidentest von Pfister (Heiss, Hiltmann, 1975) verkörpert Braun Antriebskraft, die sich zur schöpferischen Gestaltungs- und Durchschlagskraft steigern, und Widerstandskraft, die sich bis zur Zwanghaftigkeit auswachsen kann. Braun hat in der Farbzusammensetzung aus Orange und Schwarz den Anteil von selbstzentrierter und bedürfnisorientierter Erlebnisweise mit Orange gemein, jedoch, nicht nur optisch, eine dämpfende Akzentuierung, die die Anspruchshaltung weniger flexibel, eher verharrend, stur und hartnäckig werden lässt, enthält aber auch vitale Energie.

Nach Lüscher (1971) stellt Braun ein verdunkeltes Gelb-Rot dar: Die impulsive Vitalkraft des Rot ist in ihm getrübt, nicht mehr aktiv wirkend, sondern passiv, aufnehmend und empfindend, es repräsentiert die vitale sinnliche Empfindung und damit auch die positive Einstellung zur vitalen Körpererfahrung.

Literatur: Standard, Riedel (2008)

Autor: Riedel, Ingrid