Weiß

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Keyword: Weiß

Links: Anfang, Ende, Eins, Farbe, Kreis, Null, Punkt

Definition: In der substanziellen Farbmischung (nicht selbstleuchtend) ist die Farbe Weiß eine unbunte bzw. Nicht- Farbe, die die meisten Lichtstrahlen reflektiert. Bei der optischen Farbmischung ergibt eine gleichmäßige Überlagerung der Grundfarben Rot, Gelb, Blau die (Licht-) Farbe Weiß.

Information: Keine

Interpretation: Die psychologische Wirkung des Weiß leitet sich von seiner stärksten Erfahrbarkeit angesichts leerer Flächen her, in denen sich das Licht nahezu ungebrochen ergießt wie auf Schnee, weißem Sand oder weißgekalktem Mauerwerk. Weiß hat als unbunte Farbe, als Grenzwert der Farbigkeit, eine Sonderstellung unter allen Farben inne. Es ist Ausdruck des Absoluten, des Anfangs und des Endes, der Fülle und der Leere. Als das Anfängliche ist es das Einfache und die Einfalt. Negativ: das noch Undefinierbare, Schemenhafte. Als Farbe, die noch alles enthält, als Potential, bedeutet Weiß Offenheit und Freiheit, als Farbe, die die bunte Fülle des Lebens auslöscht, dagegen Askese, Kasteiung und Kälte. Als Farbe des Lichts bedeutet Weiß Erleuchtung, Verklärung, Auferstehung und Vollkommenheit. Im Farbpyramidentest von Pfister wird Weiß auf „Enthemmung und Enthemmbarkeit, Öffnung und Offenheit" bezogen. Die bevorzugte Wahl von Weiß kann auch eine Abschirmung nach innen darstellen, in der eine innere Labilität verdeckt wird. Lüscher äußert zu Weiß: „Schwarz ist die Verneinung gegenüber der Bejahung, die im Weiß als absoluter Freiheit (daher Makellosigkeit) ihre höchste Steigerung erreicht."

Nach Heimendahl ist Weiß „die unbeschriebene, allen Wirkungen offene, ungerichtete, in keinen Dienst gestellte Farbe, die kein Gesicht zeigt, aber dafür bereit ist, sich allem hinzugeben und keine Macht zu beanspruchen". Für Jacobi verkörpert Weiß Reines, Gutes, Unschuld – auch im Sinne des „unbeschriebenen Blattes" - andererseits als unbunte Farbe „Mangel des Lebens, des Gefühls, Leere, Trostlosigkeit und Einsamkeit". Der Maler Kandinsky sieht in Weiß das „Symbol einer Welt, wo alle Farben, alle malerischen Eigenschaften und Substanzen verschwunden sind. Diese Welt ist so hoch über uns, dass wir keinen Klang von dort hören können. Es kommt ein großes Schweigen von dort, welches, materiell dargestellt, wie eine unübersteigliche, unzerstörbare, ins Unendliche gehende kalte Mauer uns vorkommt. Deshalb wirkt es auf unsere Psyche als ein großes Schweigen, welches für uns absolut ist." Weiß ist die Farbe der Anfänge: Zur Ursprungssymbolik des Weiß gehört das Ei: Das weiße orphische Weltenei ist Sinnbild der Totalität schöpferischer Kräfte. Die Milch als gehaltvollstes Nahrungsmittel gibt seelische und geistige Nahrung, letztlich Unsterblichkeit. Sie ist ein Getränk der „Anfänger". In der Antike spielte sie eine Rolle bei der Einweihung in die Mysterien; im Christentum wurde sie den Neugetauften bei der ersten Eucharistiefeier zusammen mit Honig gereicht (1. Korinther 3, 2: Hebräer 5, 12).

Die Milch wird oft mit dem Mond in Zusammenhang gebracht, dem weiblichen Gestirn in der milchweißen Farbe. Weiß ist Farbe der Initiation. Wie die Braut, trägt der Initiant und der Täufling weiß. Die frühere Phase, die „alte Existenz", wird gelöscht, eine neue, noch unbestimmte beginnt. Auch als Farbe der Sündenvergebung gegen das Rot der Schuld, ist Weiß in der Bibel die Farbe des Neubeginns (Jesaja 1, 18; Psalm 51, 9). Eliade bezeichnet Weiß als die „Farbe der ersten Phase der Initiation, als Kampf gegen den Tod", somit Überwindung des Dunklen.

Ein zentrales Symbol der Farbe Weiß ist das Salz. Es ist lebenswichtig und mit seiner Kraft zum Würzen, Reinigen und Konservieren, seinem transparenten Aussehen und seiner Unverweslichkeit wurde es zum Sinnbild für moralische und spirituelle Kräfte, letztlich für Auferstehung. Man schreibt ihm Unheil abwehrende Lebenskraft zu. In Japan wird das Salz rituell zur Reinigung gebraucht, indem man es auf Türschwellen und Brunnenränder streicht, nach Bestattungszeremonien oder nach Anwesenheit unangenehmer Personen im ganzen Haus auf dem Boden verstreut. In der Bibel kann Salz auch Symbol für Verdammung und Unfruchtbarkeit sein, wenn Sodom und Gomorrha zur Salzwüste werden und Lots Weib zur Salzsäule erstarrt (1. Mose 19, 26).

Im Christentum symbolisiert die weiße Lilie die Reinheit Marias, in Ägypten und in Asien ist der Lotus Licht- und Auferstehungssymbol. In der hebräischen Bibel wird das Gewand Jahwes als Licht (Psalm 104, 2), sein Angesicht leuchtend bezeichnet (4. Mose 6, 25; Psalm 4, 7; 3, 17; 89, 16). Der Engel der Auferstehung erscheint in Weiß. Aus der Wurzel „div", leuchten, hat sich im Indogermanischen der Begriff „Divinum". das Göttliche, entwickelt. Lichtgötter erscheinen in Weiß.

Dem obersten Lichtgott der parsischen Religion zu Ehren tragen die persischen Magier weiße Kleider, um sich ihm damit ähnlich zu machen, seiner Kräfte teilhaftig zu werden. Das lange Gewand der Jesiden-Priester in Vorderasien ist weiß. Bei den Jainas in Vorderindien gibt es die Gruppe der „in Weiß Gekleideten". Sowohl die Brahmanen Indiens, als auch die Geistlichen des Islam tragen weiße Kleider, katholische Priester die Albe, aber auch die Gewänder mancher katholischen Orden sind weiß. Dementsprechend waren auch die Opfertiere der Lichtgötter weiß. Der Sonne opferte man in Peru weiße Lamas, die Krähenindianer weiße Bisons. Den syrischen Sonnen- und Mondgottheiten wurden weiße Tiere geopfert, wie in Ägypten dem Hermes-Anubis, dem Seelengeleiter, und in Griechenland dem Helios und der Selene weiße Hähne. Der römische Jupiter als Lichtgott erhielt weiße Stiere. Weiße Schwäne und Tauben finden sich am Wagen der delphischen Aphrodite, die für Liebe, Leben und Tod steht, bei der Weiß zugleich Trauerfarbe ist. Das Tier der großen keltischen Muttergöttin Epona ist das weiße Pferd. Der slawische Swantewit auf Rügen hatte ein weißes Ross, wie auch Wotan, der wilde Jäger, es reitet. Weil man glaubte, dass an alten heiligen Orten noch weiße Pferde erschienen, wurden sie in christlicher Zeit vielfach dämonisiert und der Teufel selbst mit einem Pferdefuß versehen. Dem Lichtgott Apoll, dessen Gefährt von weißen Sonnenpferden gezogen wurde, war der weiße Delphin geheiligt, wie er bereits in der kretisch-mykenischen Kultur als gottähnlich galt. Als Seelenführer trug er Verstorbene auf seinem Rücken, und wurde als dieser im frühen Christentum auf Christus den Retter bezogen. Zur Lichtsymbolik gehören der germanische Lichtgott Baidur und der König der Geister, Alberich, der „Weiße", der als Elfenkönig Herr der Wiedergänger, der Elfen ist. Weiß ist auch die Farbe der Vampire. Der weiß-aufleuchtende Blitz wird auf die Götter und Dämonen des Gewitters bezogen, darunter auch Freya, als Hel-Freya, der Todesgöttin, erscheint sie in der „Weißen Frau". Frau Berchta, Frau Holle (Holle, Frau) sind bald Weiß, bald Schwarz gekleidet. Zur Frau Holle gehört dementsprechend auch die Symbolik des Schnees, alles zudeckend (Todessymbol) und damit alles neu begehbar machend und ins ungebrochene Licht des Anfangs erhebend (Auferstehungsymbolik). In Ägypten erscheint der große Gott des Todes und der Wiedergeburt, Osiris, in seinen weißen Leichenbinden. Als Farbe des Endes, die alles Bunte des gebrochenen Lichts wieder zurücknimmt, ist Weiß die Farbe der Todesriten. Sie schützt den Toten vor bösen Einflüssen, aber auch die Lebenden vor den Toten. In Afrika malen Trauernde ihre Gesichter weiß, und in Weiß erscheinen die Totengeister und Krankheitsdämonen, Vorboten der Pest und der Cholera. Im alten China war der weiße Tiger ein Archetyp des Weiß, das dem Westen zugeordnet, Herbst, Trauer bedeutete. Als Trauerfarbe in Asien, bei den Völkern des Mittelmeeres und im slawischen Bereich drückt Weiß die Zurücknahme aller individuellen Lebensfarbe ins Licht der Einheit, ins weiße Licht der Gottheit aus. Im Christentum ist Weiß neben Gold die Farbe der göttlichen Herrlichkeit, der Offenbarung. Weiß ist das Gewand des auferstandenen Christus und derer, die an ihm teilhaben. Weiß ist die liturgische Farbe von Weihnachten, Epiphanias, Ostern und Himmelfahrt.

Im Hinduismus gilt Weiß als Farbe des reinen Bewusstseins, der Erleuchtung, der Sattva-Bewegung nach oben. Archetypen des Weiß sind der weiße Lotos und der weiße Elefant, der an Gautama, des Buddha Empfängnis beteiligt war. Die weiße Tara, die Siebenäugige, mit übernormalen Erkenntnisorganen, den weißen Lotos in der Hand, gilt in Tibet als Besitzerin überragender Weisheit. Im Mandala der fünf Buddhas meditativer Schauung, wird Vairocana, der „Strahlende", die „Sonne des erleuchteten Geistes", weiß in der Mitte der vier farbigen Richtungsbuddhas dargestellt, wie das Sonnenlicht das ganze Spektrum enthält. In diesem Sinn lässt Weiß, neben Gold und der Wandlungsfarbe Violett, - im Siebenten, dem Sahasara-Chakra die Integration und Ganzheit des Lebens erfahren, wenn es im Scheitelzentrum die Psyche dem göttlichen Licht und der Transzendenz öffnet. Der Osten wird hier symbolisch mit Weiß verbunden, wie auch bei den Indianern, für die es alles Geheiligte und Geheiligtsein bedeutet. Unter den weißen Edelsteinen gilt der Kristall in seiner Reinheit und Klarheit als Symbol des Geistes und als harte Materie als Symbol der Jungfrauengeburt. In seiner absoluten Reinheit und Unwandelbarkeit schreibt man dem Diamanten Heil- und Bannkräfte zu. In Indien stellt er als „Diamantkörper" Unsterblichkeit dar.

Literatur: Standard

Autor: Riedel, Ingrid