Phönix und Widder: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Phönix
'''Keyword:''' Widder


'''Links:''' [[Alchemie]], [[Christus]], [[Feuer]], [[Vogel]], [[Wandlung]]
'''Links:''' [[Astrologie]], [[Schaf]], [[Tier]], [[Tierkreis]]


'''Definition:''' Der Phönix (grch. Phoinix) ist ein mythischer Vogel, der besonders im alten Ägypten verehrt wurde. Er sollte alle 500 Jahre erscheinen, sich selbst verbrennen und aus der Asche verjüngt neu aufsteigen.
'''Definition:''' Der Widder ist ein männliches Schaf (Schafbock, lat. aries, gr. krios, neutestamentlich „Lamm“)


'''Information:''' Der Mythos vom Vogel Phönixgeht auf die altägyptische Hochkultur zurück. Er war als heiliger Vogel Benu (von uben = leuchten, aufgehen) mit dem Kult des Sonnengottes Re verbunden und verkörperte den täglichen Sonnenumlauf und die jährlichen Überschwemmungen des Nils, durch welche fruchtbare Erde im Talgrund abgelagert wurde. Die Vögel, die als erste erschienen und sich auf den zutage tretenden Erdhügeln niederliessen, kündigten eine neue Phase der Fruchtbarkeit an. Dementsprechend wurde der heilige Vogel ursprünglich als Bachstelze, später als Reiher, bzw. goldener Falke mit Reiherkopf dargestellt.
'''Information:''' Keine


'''Interpretation:''' Das aus den natürlichen Vorgängen enstandene Symbol von der stets wiederkehrenden Erneuerung wurde später von den Griechen übernommen, die dem mythischen Vogel den Namen Phönix gaben (phoinix = purpur, leuchtend, von himmlischem Glanz, dauerhaft). Unter diesem Namen wurde der mythische Vogel von den Griechen, Römern und den christlichen Kirchenvätern (mit Bezug auf den Physiologus) umgedeutet zum weitverbreiteten Symbol des Vogels, der regelmäßig (alle 500, 1000 oder 1461 Jahre) aus den Gegenden Arabiens oder Indiens über den Libanon zum Tempel in Heliopolis in Ägypten fliegt. Dort verbrennt er sich in einem Nest von aus dem Libanon mitgebrachten Kräutern, erhebt sich nach 3 Tagen verjüngt aus der Asche und fliegt in seine Heimat zurück.
'''Interpretation:''' Der Widder ist Gottessymbol in vielen Religionen. Seine Zeugungskraft steht symbolisch für die elementare schöpferische Natur- und Lichtkraft, welche Lebens- und Erkenntnisprozesse in Gang setzt. Das Zeichen Widder bildet darum den Anfang des Tierkreises am Frühlingspunkt, sein Element ist Feuer. Sein Thema ist der spontane, anfängliche Impuls und Durchstoß sowie das Aufleuchten des Neuen, Aufrichtung und Auferstehung. Widderköpfig ist der ägyptische Chnum; der phönikische Ammon trägt Widderhörner; eine Sonnenscheibe mit Widder hörnern krönt Amun-Re. Das Blasen auf dem Widderhorn (Schofar) intendiert eine „Erweckung“ und erinnert im jüd. Kultus an Abraham und Isaak, an dessen Stelle der gottgesandte Widder als Opfer trat.


Im Christentum wird der Phönix zum Symbol für Christus als Lichtbringer, der durch seinen Opfertod und die Auferstehung die Unsterblichkeit der menschlichen Seele verkündet. Im Sinne der Wiedererneuerung ist der Phönix auch ein alchemistisches Symbol, aus der Asche erheben sich mehrere silberne und goldene Vögel als Zeichen der Vervielfältigung. Neben der Bedeutung als archetypisches Bild vom sich immer erneuernden Leben war der Phönix für C. G. Jung ein Symbol für den Individuationsprozess, dem lebenslangen Entwicklungsprozess der Persönlichkeit mit Bezug auf das Selbst, das menschlich archetypische und individuelle Potenzial eines Menschen. Der Prozess der Reinigung und Läuterung im Feuer lässt aus Altem Neues entstehen, durch Bewusstwerdung aller psychischen Anteile eines Menschen wird angestrebt, dass sich Einheit und Ganzheit der Persönlichkeit entwickeln können. Das Selbst als archetypischer Kern der Seele wirkt dabei als ein Gestaltungsprinzip, das dem Symbol des Vogel Phönix entspricht.
Aus christl. Sicht ist dieser Widder eine Präfiguration Christi, des Lammes. Widderköpfe sind ein häufiges Motiv in der christl. Bildplastik an Kapitellen und Konsolen. In der Apokalypse (14 / 17) ist der siebenhörnige Widder nach C. G. Jung ein Bild des „kriegerischen Siegers“ (GW 9 / II, § 167) und „umbra Jesu“ (Schatten). So kennt also auch die Bibel nicht nur das „Opferlamm“, Symbol der Reinheit und Unschuld, sondern auch dessen paradoxen Gegensatz, wodurch alle großen Bilder des Heiligen gekennzeichnet sind. Der Widder mit dem goldenen Vließ, der Phrixos und Helle auf der Flucht vor der bösen Stiefmutter (= „furchtbare Mutter") über den Hellespont trug (wobei Helle ins Meer stürzte), wurde dem Ares geopfert. Der Lehrer des Phrixos hieß Krios. Phrixos auf dem goldenen Widder kann in diesem Mythos als Bild für die tragende und herausführende Funktion des Vaterarchetypischen und für die archetypisch und euphorisch (gr. euphoros = leicht und wohlgetragen) angereicherte psychische Aufladung dadurch gesehen werden. Sie befreit den Helden aus dem gefährlichen Zugriffsbereich der verschlingenden Mutter. Der archetypisch-heroische Überschuss (= goldener Widder, Euphorie) muss jedoch zur Realitätsanpassung immer wieder geopfert werden. Der Widder ist darum symbolisch paradox verknüpft sowohl mit dem Symbol der Überwindung als auch des Opfers. In Mythologie und Volksbräuchen muss meist der „Erstling“ geopfert werden, d. h. vom archetypischen und psychologisch gedeuteten Hintergrund her gesehen derjenige Energiezustand, der den neuen Zustand herbeigeführt hat bzWidder worin dieser zuerst sichtbar geworden ist. Bewusstseinsgeschichtlich kann man in der Abraham / Isaakparabel den Übergang zu einer neuen Bewusstseinsebene, einem Symbolisierungsfortschritt sehen.


Im Volksglauben heilt der Gesang des Vogels Phönix jede Krankheit. Als Symbol der unsterblichen Seele erscheint er auch in Mythen, Märchen und in der Literatur bis in die heutige Zeit. Das Symbol des Phönix erneuert sich in seiner Bedeutung selbst: sein Name wird z. B. im Bereich der technischen Medien, von Versicherungsgesellschaften oder Sportvereinen immer noch in der gleichen Bedeutung gewählt.
Im kleinen Alltagsbeispiel muss oft zunächst eine konservative Haltung, dann die Ungeduld und der überkompensierende „Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand“-Impuls geopfert werden, möglicherweise aber auch eine Art von „Unschuld“, für die der „Erstling“, das Widderlamm auch steht. Etwas zu opfern, bedeutet auch, die Schuld einer Tat auf sich zu nehmen, selbst sozusagen „das Messer ansetzen“, Schattenaspekte der Existenz und der Individuation zu anerkennen. Dies ist die Voraussetzung zu Überwindung des Alten, Aufgang und Durchstoß des Neuen, wofür der Widder steht.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Briendl, Linda
'''Autor:''' Romankiewicz, Brigitte

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 17:52 Uhr

Keyword: Widder

Links: Astrologie, Schaf, Tier, Tierkreis

Definition: Der Widder ist ein männliches Schaf (Schafbock, lat. aries, gr. krios, neutestamentlich „Lamm“)

Information: Keine

Interpretation: Der Widder ist Gottessymbol in vielen Religionen. Seine Zeugungskraft steht symbolisch für die elementare schöpferische Natur- und Lichtkraft, welche Lebens- und Erkenntnisprozesse in Gang setzt. Das Zeichen Widder bildet darum den Anfang des Tierkreises am Frühlingspunkt, sein Element ist Feuer. Sein Thema ist der spontane, anfängliche Impuls und Durchstoß sowie das Aufleuchten des Neuen, Aufrichtung und Auferstehung. Widderköpfig ist der ägyptische Chnum; der phönikische Ammon trägt Widderhörner; eine Sonnenscheibe mit Widder hörnern krönt Amun-Re. Das Blasen auf dem Widderhorn (Schofar) intendiert eine „Erweckung“ und erinnert im jüd. Kultus an Abraham und Isaak, an dessen Stelle der gottgesandte Widder als Opfer trat.

Aus christl. Sicht ist dieser Widder eine Präfiguration Christi, des Lammes. Widderköpfe sind ein häufiges Motiv in der christl. Bildplastik an Kapitellen und Konsolen. In der Apokalypse (14 / 17) ist der siebenhörnige Widder nach C. G. Jung ein Bild des „kriegerischen Siegers“ (GW 9 / II, § 167) und „umbra Jesu“ (Schatten). So kennt also auch die Bibel nicht nur das „Opferlamm“, Symbol der Reinheit und Unschuld, sondern auch dessen paradoxen Gegensatz, wodurch alle großen Bilder des Heiligen gekennzeichnet sind. Der Widder mit dem goldenen Vließ, der Phrixos und Helle auf der Flucht vor der bösen Stiefmutter (= „furchtbare Mutter") über den Hellespont trug (wobei Helle ins Meer stürzte), wurde dem Ares geopfert. Der Lehrer des Phrixos hieß Krios. Phrixos auf dem goldenen Widder kann in diesem Mythos als Bild für die tragende und herausführende Funktion des Vaterarchetypischen und für die archetypisch und euphorisch (gr. euphoros = leicht und wohlgetragen) angereicherte psychische Aufladung dadurch gesehen werden. Sie befreit den Helden aus dem gefährlichen Zugriffsbereich der verschlingenden Mutter. Der archetypisch-heroische Überschuss (= goldener Widder, Euphorie) muss jedoch zur Realitätsanpassung immer wieder geopfert werden. Der Widder ist darum symbolisch paradox verknüpft sowohl mit dem Symbol der Überwindung als auch des Opfers. In Mythologie und Volksbräuchen muss meist der „Erstling“ geopfert werden, d. h. vom archetypischen und psychologisch gedeuteten Hintergrund her gesehen derjenige Energiezustand, der den neuen Zustand herbeigeführt hat bzWidder worin dieser zuerst sichtbar geworden ist. Bewusstseinsgeschichtlich kann man in der Abraham / Isaakparabel den Übergang zu einer neuen Bewusstseinsebene, einem Symbolisierungsfortschritt sehen.

Im kleinen Alltagsbeispiel muss oft zunächst eine konservative Haltung, dann die Ungeduld und der überkompensierende „Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand“-Impuls geopfert werden, möglicherweise aber auch eine Art von „Unschuld“, für die der „Erstling“, das Widderlamm auch steht. Etwas zu opfern, bedeutet auch, die Schuld einer Tat auf sich zu nehmen, selbst sozusagen „das Messer ansetzen“, Schattenaspekte der Existenz und der Individuation zu anerkennen. Dies ist die Voraussetzung zu Überwindung des Alten, Aufgang und Durchstoß des Neuen, wofür der Widder steht.

Literatur: Standard

Autor: Romankiewicz, Brigitte