Wind

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Keyword: Wind

Links: Element, Fliegen, Logos-Prinzip, Luft

Definition: Wind ist bewegte Luft. So hat er eine Verwandtschaft mit dem Atem, wird oft der Atem der Erde genannt.

Information: Keine

Interpretation: Etymologisch besteht in vielen Sprachen eine Identität zwischen den Begriffen „Geist“ und „Wind“ (z. B. pneuma, rouah). Am Uranfang der Schöpfungsgeschichte „wehte der Geist Gottes über dem Wasser“ (1. Mos 1. 2). Ähnlich kommt Gottes befruchtender Geist zu Pfingsten als Windhauch zum Menschen und als Feuer des heiligen Geistes zu den Aposteln: „Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel als eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen“ (Apg 2. 2). Adam ist durch den Wind als Atem Gottes das Leben eingehaucht worden. Hier tritt der Aspekt des spirituellen himmlischen Einflusses durch den Wind zutage, er bringt wie die Engel die göttlichen Erleuchtungen und Botschaften, haucht göttliches Leben und Wirken in uns ein („Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“). Der Wind weht aber wo er will, das heißt, er kommt zu uns zu seiner Stunde und nicht wenn wir ihn suchen oder zwingen. Dies weist auf seinen intuitiven Charakter hin oder auch auf seinen inhärenten eigenen Willen. Aus diesem Grund wird er auch häufig personifiziert, als ein intentionales Wesen gesehen oder als ein Gott, wobei oft jede Windrichtung einem eigenen Gott zugeordnet ist.

Der Gott des alten Testaments kommt „auf den Fittichen des Sturmes“ (Ps 18, 11) daher.

Auch im Hinduismus ist der Wind Vayu als kosmischer Atem beschrieben. Er beherrscht den unsichtbaren Raum zwischen Himmel und Erde reinigend und mit eindringender Kraft und ist verbunden mit den Himmelsrichtungen. Der Gott Aiolos war der griechische Windbeherrscher. Daneben gab es den Richtungen zugeordnete Windgötter: Der Südostwind Eurus bringt Gewitter und Regen, Südwind Notos bringt warmen Regen, Westwind Zephyros bringt warme Belebung der Natur, Nordwind Boreas bringt Erfrischung und kühlenden Regen. Die Ägypter kannten den Gott Schu als den guten Nordwind, der alles Leben (Seiende) erhält. Im Manichäismus gilt der Wind sogar als eins der fünf Elemente.

In der Vorstellung der Griechen konnten die Winde Frauen und Tiere befruchten. Auch die Ägypter kennen mit der Himmelsgöttin Hathor eine Göttin, die den Lebenswind aus ihrem Mund gebärt, während die Stürme auf den dunklen Seth zurückgeführt wurden.

In der nordischen Mythologie stehen die Winde Austri, Westri Nordri und Sudri sowohl für Himmelsrichtungen als auch für die Hauptwinde. Es gibt auch einen für die Winde zuständigen Zwerg namens Vindalfr.

In der persischen Tradition ist der Wind die Stütze der Welt und er sorgt für kosmisches und, moralisches Gleichgewicht. In aller Regel ist der Wind männlich apostrophiert, wohl aufgrund der Verwandtschaft zur Dimension des Geistes, aber auch wegen seiner schwer einzuschätzenden Kraft und Willkür. Diese Unberechenbarkeit weist auch auf eine Verwandtschaft mit Hermes Mercurius, der sich in Wind verwandeln konnte.

Eine der bekannteren weiblichen Personifikationen ist die Windsbraut, Windkraft, die auch als Nordoststurm in der Bibel erscheint und das Schiff des Apostels Paulus vom Kurs abbringt.

Die Personifikation bringt es mit sich, dass Winden spezifische Mächte zugesprochen werden, die wiederum mit unterschiedlichen Mitteln bewältigt oder besänftigt werden müssen. So gab es spezifische Windzauber, Bannsprüche oder Opferrituale in Form der Darbringung von Lebensmitteln.

Im Gegensatz zur Luft spürt man Wind deutlich, kann er sogar eine enorme Kraft entfalten und als Sturm Zerstörung anrichten. Als Hurrican, Orkan etc. ist er unberechenbar, zerstörend und seine Kraft ist unbezwingbar, es gibt kein Mittel dagegen. Aus diesem Grunde wird er auch als Rache der Götter interpretiert, als Mittel, durch das die Götter - ob sanft oder zornig-tobend - ihre Emotionen zeigen. Der Begriff „Sturm“ steht auch für Bewegung überhaupt, z. B. für Massenbewegungen bei gesellschaftlichen Umbrüchen und Revolutionen.

Auch zahlreiche Bauernregeln versuchen eine Voraussagbarkeit der unberechenbaren Winde zu ermöglichen und Regeln abzuleiten, so z. B.: „Februar mit Frost und Wind macht die Ostertage lind.“

Auf die Dimension der Intuition und Eingebung weist es hin, „wenn man von etwas Wind bekommt“. Wenn man „Wind in den Segeln“ hat, ist man erfolgreich. „Wissen woher der Wind weht“ tut man, wenn man sich auskennt. Die Flüchtigkeit des Windes zeigt sich in der Formulierung „vom Winde verweht“. Das Schicksal wendet sich, wenn „sich der Wind dreht“. Oft findet der Wind Verwendung im Sinne des Nichts - „wie ein Blatt im Wind“.

Etwas, was man gering achtet „schlägt man in den Wind“. Das vergebliche Tun zeigt sich, wenn man „in den Wind schießt“.

Im Traum deutet der Wind oft auf etwas, was sich ankündigt, zusammenbraut, auf uns zugeflogen kommt. Er kündigt mehr oder weniger gravierende Veränderungen an. Insbesondere weist er auf geistige Transformationsprozesse und auf eine geistige Energie.

Literatur: Standard

Autor: Knoll, Dieter