Shakti und Shiva: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Shakti
'''Keyword:''' Shiva


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'''Links:''' [[Coniunctio]], [[Gottesbild]], [[Phallus]], [[Tanz]]


'''Definition:''' In der altindischen Gelehrtensprache bedeutet Shiva "Kraft, Macht, Energie".
'''Definition:''' Dieser indische Gott bedeutet in Sanskrit, der Gelehrtensprache Altindiens, "der Gütige, der Freundliche".


'''Information:''' Keine
'''Information:''' Keine


'''Interpretation:''' Shakti personifiziert die Ur-Energie, die Kraft Brahmans. Als dynamischer Aspekt Shivas wird sie auch als seine Gemahlin betrachtet. Viele Abbildungen zeigen beide in leidenschaftlich sexueller Vereinigung. Im hinduistischen Glauben kann der transzendente Aspekt Gottes nur durch Shaktis Gnade erfasst werden. „Siva verdankt Seine Mächtigkeit allein sakti, dem dynamischen Aspekt des Absoluten Seins. In Abwesenheit von sakti ist Er zu keiner Handlung fähig. Siva ist durch Dich, o sakti, mit Seinem wahren Wesen verbunden. Das ist der Grund, warum Dich einige wenige Begnadete als die fortdauernde Glückseligkeit verehren, als die Höchste Kraft, die das Universum erhält im Einklang mit der Transzendenz. Aus diesen Worten ist ersichtlich, dass Siva, sakti und Transzendenz letztlich identisch sind.
'''Interpretation:''' Shiva ist auf den ersten Blick doppeldeutig: einerseits symbolisiert er aufgrund von Zorn und Leidenschaft die Zerstörung der Welten, andererseits wird er segensvoll genannt. Der Widerspruch löst sich auf, wenn man die indische (sowohl die hinduistische, als auch die buddhistische) Religionsphilosophie versteht. In ihr ist die Welt, die wir kennen, in der wir Menschen leben, eine relative, d. h. sie entsteht und vergeht in den verschiedenen Weltzyklen immer wieder neu, wohingegen das Absolute, das ewige Sein, Brahman genannt, keiner Wandlung unterliegt. Shivas Aufgabe nun ist es, einerseits als Zerstörer die relative Welt immer wieder aufzulösen, andererseits als der Gütige die Menschen von der Nichterkenntnis zu befreien und ihnen die wahre Wirklichkeit, Brahman, zu zeigen. Insofern hat hiva. auch einen Bezug zur Zeit.
Tripura Rahasya, 1986, S. 126).


Als "göttliche Mutter" wird Shakti in ganz Indien verehrt, wobei sie viele andere Namen trägt, z. B. Parvati, Kala, Durga; und als Kundalini-Shakti (Sanskrit:‚ Schlangenkraft') spielt sie auch im Tantra eine zentrale Rolle. Diese beschreibt C. G. Jung in einer Betrachtung über Mandalasymbolik folgendermaßen: „In der Symbolik des Kundalini-Yoga ist Shakti als Schlange dargestellt, welche dreieinhalbmal das Lingga, nämlich Shiva in Gestalt des Phallus, umschlingt. Dies ist die Darstellung der Möglichkeit der Erscheinungen im Raume. Aus Shakti geht Maja, der Baustoff der entfalteten Einzeldinge, hervor; sie ist somit die Erzeugerin der wirklichen Welt. Diese wird als eine Illusion, als seiend-nichtseiend gedacht. Sie ist zwar und bleibt dennoch in Shiva aufgehoben. Die Schöpfung beginnt also mit einem Akt der Entzweiung der im Gotte geeinten Gegensätze. Aus deren Spannung entsteht, als ein gewaltiger Energieausbruch, die Mannigfaltigkeit der Welt.“
In die indischen Götter werden - ähnlich wie in die griechischen - menschliche Grundeigenschaften und -bedürfnisse projiziert, u. a. sexuelles Begehren und Leidenschaft. So symbolisiert Shiva auch den Lingam, das männliche Geschlechtsorgan; er wird häufig in orgiastischer Vereinigung mit Shakti, seiner Gemahlin, gezeigt. In diesem Zustand wird er auch als Weltenschöpfer gedeutet.
Jung, GW 9 / 1, § 632)
 
C. G. Jung beschreibt ihn in einem Beitrag über Mandalasymbolik folgendermaßen: „In der Regel ist hier Shiva in seinen weltschöpfenden Emanationen dargestellt. Shiva ist nach der tantrischen Lehre das eine Seiende, das Zeitlose in seinem vollkommenen Zustand. Die Schöpfung beginnt dann, wenn dieser unausgedehnte, punktförmige Shiva [...] in ewiger Umarmung seiner weiblichen Seite, das heißt des Weiblichen überhaupt, nämlich der Shakti erscheint.“ (Jung, GW 9/1, § 631)
 
Doch die bekannteste Darstellung Shivas ist die des Tänzers, in der die wesentlichen Merkmale der Schöpfung – Energie und Bewegung – zum Ausdruck gelangen. „Der Tanz des Shiva symbolisiert nicht nur die kosmischen Zyklen von Schöpfung und Zerstörung, sondern auch den täglichen Rhythmus von Geburt und Tod, den die indische Mystik als Basis aller Existenz sieht. Gleichzeitig erinnert uns Shiva daran, dass die vielfältigen Phänomene der Welt ‚Maya' sind – nicht fundamental, sondern Illusion und ständig wechselnd. Er erschafft und zerstört sie im endlosen Fluß seines Tanzes.“ (Capra, 1981, S. 243).


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Seifert, Ang Lee
'''Autor:''' Seifert, Ang Lee

Version vom 22. November 2011, 10:24 Uhr

Keyword: Shiva

Links: Coniunctio, Gottesbild, Phallus, Tanz

Definition: Dieser indische Gott bedeutet in Sanskrit, der Gelehrtensprache Altindiens, "der Gütige, der Freundliche".

Information: Keine

Interpretation: Shiva ist auf den ersten Blick doppeldeutig: einerseits symbolisiert er aufgrund von Zorn und Leidenschaft die Zerstörung der Welten, andererseits wird er segensvoll genannt. Der Widerspruch löst sich auf, wenn man die indische (sowohl die hinduistische, als auch die buddhistische) Religionsphilosophie versteht. In ihr ist die Welt, die wir kennen, in der wir Menschen leben, eine relative, d. h. sie entsteht und vergeht in den verschiedenen Weltzyklen immer wieder neu, wohingegen das Absolute, das ewige Sein, Brahman genannt, keiner Wandlung unterliegt. Shivas Aufgabe nun ist es, einerseits als Zerstörer die relative Welt immer wieder aufzulösen, andererseits als der Gütige die Menschen von der Nichterkenntnis zu befreien und ihnen die wahre Wirklichkeit, Brahman, zu zeigen. Insofern hat hiva. auch einen Bezug zur Zeit.

In die indischen Götter werden - ähnlich wie in die griechischen - menschliche Grundeigenschaften und -bedürfnisse projiziert, u. a. sexuelles Begehren und Leidenschaft. So symbolisiert Shiva auch den Lingam, das männliche Geschlechtsorgan; er wird häufig in orgiastischer Vereinigung mit Shakti, seiner Gemahlin, gezeigt. In diesem Zustand wird er auch als Weltenschöpfer gedeutet.

C. G. Jung beschreibt ihn in einem Beitrag über Mandalasymbolik folgendermaßen: „In der Regel ist hier Shiva in seinen weltschöpfenden Emanationen dargestellt. Shiva ist nach der tantrischen Lehre das eine Seiende, das Zeitlose in seinem vollkommenen Zustand. Die Schöpfung beginnt dann, wenn dieser unausgedehnte, punktförmige Shiva [...] in ewiger Umarmung seiner weiblichen Seite, das heißt des Weiblichen überhaupt, nämlich der Shakti erscheint.“ (Jung, GW 9/1, § 631)

Doch die bekannteste Darstellung Shivas ist die des Tänzers, in der die wesentlichen Merkmale der Schöpfung – Energie und Bewegung – zum Ausdruck gelangen. „Der Tanz des Shiva symbolisiert nicht nur die kosmischen Zyklen von Schöpfung und Zerstörung, sondern auch den täglichen Rhythmus von Geburt und Tod, den die indische Mystik als Basis aller Existenz sieht. Gleichzeitig erinnert uns Shiva daran, dass die vielfältigen Phänomene der Welt ‚Maya' sind – nicht fundamental, sondern Illusion und ständig wechselnd. Er erschafft und zerstört sie im endlosen Fluß seines Tanzes.“ (Capra, 1981, S. 243).

Literatur: Standard

Autor: Seifert, Ang Lee