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'''Links:''' [[Heros-Prinzip]], [[Individuation]], [[Initiation]], [[Labyrinth]], [[Mandala]], [[Nachtmeerfahrt]], [[Reise]], [[Selbst]], [[Wanderung]], [[Weg]]


'''Definition:''' Ein Riese [mhd. rise, ahd. riso] ist ein in Märchen, Sagen und Mythen auftretendes Wesen von übergroßer menschlicher Gestalt, meist von feindseligem, gewalttätigem, rohem Charakter. Davon abgeleitet ist die entsprechende umgangssprachliche Bezeichnung für einen sehr großen Menschen.
'''Definition:''' Die Suche bezeichnet die Tätigkeit des Suchens nach einer Sache. Der Begriff "Suchwanderung" leitet sich vom englischen "Quest" ab (nach dem altfranzösischen queste, Ursprung Latein: quaestio dt.: „Forschung, Frage“ oder quaerere dt.: „fragen, suchen“) und bezieht sich auf das archetypische Motiv der Heldenreise.


'''Information:''' In einem der griechischen Schöpfungsmythen waren die ersten Kinder der Mutter Erde hundertarmige Riesen von halbmenschlicher Gestalt und die wilden, einäugigen Kyklopen. Der Vater Himmel, Uranos, zeugte mit der Mutter Erde die Titanen, nachdem er die aufständischen Kyklopen in den Tartaros (Unterwelt) geworfen hatte. Auf Rache sinnend gab Mutter Erde ihrem Sohn, dem Titan Kronos, eine Sichel, womit er seinen Vater kastrierte. Später vermählte sich Kronos mit der Titanin Rhea, doch er fürchtete sich davor, von seinen Kindern entthront zu werden, weshalb er sie verschlang. Rhea konnte nur eines retten, nämlich Zeus, der dann später die Herrschaft übernahm. (Hier wird die uralte Angst der Väter deutlich, von den eigenen Kindern, vor allem den Söhnen, überwachsen zu werden – außerdem die ebenfalls uralte Koalition zwischen Mutter und Sohn gegen den Vater).
'''Information:''' Keine


In den Sagen des deutschen Sprachraums gibt es die Riesen als ungeschlachte Naturgeister, als ungeheure Wetter-Riesen, Sturm-Riesen, als Wind und Windin, und auch als die wilden Männer des deutschen Waldes, woraus der Rübezahl entstanden ist. Die Riesen warfen Felsblöcke (Riesenspielzeug), hinterließen riesige Fußabdrücke und erschlugen einander im Streit.
'''Interpretation:''' Der Archetyp in Bewegung und Tätigkeit, die „Große Fahrt“, die abenteuerliche Suchwanderung ([[Wanderung]], Wanderer, [[Reise]]) des Helden / der Heldin nach der schwer erreichbaren [[Kostbarkeit]], dem Symbol des Selbst, wurde meist in Mythen und Märchen dargestellt. Das Märchen beginnt meist mit einer Mangelsituation, die den Helden veranlasst, die gewöhnliche, profane Umgebung zu verlassen, sich auf seinen Entwicklungsweg zu begeben, um nach einer Lösung oder Ausweg zu suchen.


'''Interpretation:''' Der Riese ist eine mythologische und archetypische Figur, ein chaotisches, ungebändigtes Triebwesen, das die chthonische Natur verkörpert. Die Riesen sind roh und sittlich gleichgültig; unersättlich in ihrer sinnlichen Gier wirken sie zerstörend, solange sie nicht von den Göttern in Schranken gewiesen sind. Andererseits besitzt der Riesen als einer der ältesten Wesen ein Wissen um die urweltlichen Dinge und überlieferte Weisheit. Die Keule als die primitive Waffe des Riesen in ihrer zerschmetternden Wirkung weist auf ungeheure archaische Affekte hin; sie hat aber neben ihrer zerstörerischen auch eine befruchtende Bedeutung, was u. a. aus ihrer phallischen Form hervorgeht.
Die Suche kann als Initiation, als Prüfungsaufgabe des Helden verstanden werden, bei der man sich bewähren muss und sich allmählich seinem Ziel annähert. Ob der Held zunächst eher ziellos über unbekannte Wege wandert, sich im Wald verirrt hat oder einem bestimmten Ziele nach jagt, die Suche führt in den magischen Bereich, den Bereich des Unbewussten hinein und ist Symbol für den inneren Prozess der Selbstfindung.


In den Gestalten der Riesen spiegeln sich erste, ängstigende Kindheitswahrnehmungen von der Welt der Erwachsenen wideRiesen Die Erwachsenen erscheinen dann dem Kind als angsteinflößende Riesen, ausgestattet mit Macht und Magie. In Träumen von Riesen können sich – als verdrängte oder abgespaltene Schattenaspekte der eigenen Persönlichkeit – eine chaotische Triebnatur, ängstigende Größenfantasien oder aggressive Affekte zeigen. Wie man auch in den Mythen und Sagen den Riesen niemals direkt bekämpfen konnte, sondern nur mit List, so ist auch im Umgang mit diesen unbewussten Kräften eine vorsichtige Annäherung ratsam, denn sie können eine große Eigendynamik entwickeln und lassen sich nicht wirklich töten. Das Ziel wäre eine schrittweise Integration und Annahme dieser riesigen Kräfte.
Der Mythos des Helden, der sich als Wanderer auf die Suche begibt, als Ausdruck seiner Sehnsucht und des nie rastenden Verlangens wird von C. G. Jung mit unserem eigenen leidenden Unbewussten verglichen, „das jene ungestillte und selten stillbare Sehnsucht nach allen tiefsten Quellen unseres eigenen Seins“ hat. C. G. Jung sieht in der Suchwanderung zugleich eine Suche und eine [[Wandlung]]. (GW, Bd. 12, § 101)


Als Odysseus auf den einäugigen Kyklopen Polyphem traf, eine unberechenbare Naturmacht, konnte er nur mit einer List sich selbst und diejenigen seiner Kameraden, die der Kyklop noch nicht verschlungen hatte, retten. Doch am Schluss beleidigte er den gekränkten Polyphem durch ätzenden Spott. Odysseus wähnte sich zu früh als Sieger und konnte seine Allmachtsanwandlungen nicht im Zaum halten. Polyphem rächte sich bitter.
Die große Suche, ein Begehen meist unbekannter Wege hat Parallelen mit dem Abenteuer der [[Nachtmeerfahrt]], deren Ziel die Wiederherstellung des Lebens und die Todesüberwindung ist. Ein bekanntes mythologisches Bild für die Suchwanderung des Helden ist das Jonas- Motiv, das Verschlungenwerden vom Walfisch und die Wiedergeburt aus dem mütterlichen Monstrum als Gleichnis für ein zeitweiliges Eingehen ins Unbewusste ([[Regression]]). Aber auch der Vergleich der Suche des Helden mit dem Sonnenmythos ([[Sonne]]) ist unter diesem Aspekt leicht verständlich. Das archetypische Motiv der Suche zieht sich als Symbol der Selbstfindung und Wandlung des Helden / Heldin durch unzählige Märchen. Beispiele für diese Motiv in bekannten Märchen der Brüder Grimm sind „Brudervogelmärchen“ wie „Die 12 Brüder“ (KHM Nr. 9), „Die sechs Schwäne“ (KHM Nr. 49), "Die sieben Raben“ (KHM Nr. 25); „Das Mädchen ohne Hände“ (KHM Nr. 31), „Hans mein Igel“ (KHM Nr. 108), „Rapunzel“ (KHM Nr. 12), „Schwanenjungfraumärchen“, wie „Der Trommler“ (KHM Nr. 193) und „Der König vom goldenen Berge“ (KHM Nr. 92) oder sogenannte Tierbräutigammärchen (auch Märchen des Amor-Psyche-Kreises genannt).


Im Märchen vom „Tapferen Schneiderlein“ wird das kleine Schneiderlein als Repräsentant der Ich-Instanz mit zwei Riesen konfrontiert. Aus dieser heiklen Situation kann es sich nur durch eine mutige List retten, und schließlich bekämpfen und töten sich die Riesen gegenseitig.
Das bekannteste Bsp. hierfür ist „Das singende, springende Löweneckerchen“ (KHM Nr. 88). Für die verlassene Heldin beginnt eine lange, beschwerliche und entbehrungsreiche Suchwanderung, die zu Sonne, Mond und Wind führt, um sich bei diesen übergeordneten, kosmischen Kräften Rat zu holen, bis der Partner meist in einem Grenzbereich zur Jenseitswelt wieder gefunden oder erlöst werden kann.
 
Das archetypische Motiv der Suchwanderung wird außer in Märchen auch in mittelalterlichen Ritter-Romanen zum zentralen Inhalt. In „Parzival“ formte Wolfram von Eschenbach“ die Helden Parzival und Gawan zu Idealbildern des christlichen Ritters, die sich auf die Quest begeben, um den geheimnisvollen Gral auf der Gralsburg zu finden und die erlösende Frage zu stellen, die den kranken König heilen kann. Bei dem Motiv der Suchwanderung als grundlegendem archetypischen Motiv in Märchen als Ausdruck des zu bewältigenden Entwicklungsprozesses des Helden spielen folgende Hauptfiguren / Inhalte, die mit geringen Abwandlungen dargestellt werden, eine zentrale Rolle: 1.) die Figur des halb lichten, halb dunklen Vaters, eines oft in der Natur verborgenen Geistes, 2.) die Große Mutter „Natur“ in ihrem lebensfördernden und todesbringenden Aspekt, 3.) der schattenhafte Begleiter des Helden, teils Tier (Aspekte der Trieb- und Instinktseite), teils göttlicher Prinz, 4.) der gegengeschlechtliche Seelenanteil (Anima, Animus) des Helden / der Heldin. 5.) das Erringen der schwer zu erreichenden Kostbarkeit. Zentral geht es wie bei der Symbolik der [[Reise]] und der [[Wanderung]] um die Entwicklung der individuellen Persönlichkeit (Individuationsprozess), die Verwirklichung eines individuellen Schicksals und den Prozess der Selbstfindung-, dass der Mensch nach dem Sinn des Lebens zu fragen beginnt und sich auf die Suche nach seinem "wahren Wesen", seiner spirituellen Mitte ([[Selbst]]).


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Claus, Waltrud
'''Autor:''' Kuptz-Klimpel, Annette

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:52 Uhr

Keyword: Suche

Links: Heros-Prinzip, Individuation, Initiation, Labyrinth, Mandala, Nachtmeerfahrt, Reise, Selbst, Wanderung, Weg

Definition: Die Suche bezeichnet die Tätigkeit des Suchens nach einer Sache. Der Begriff "Suchwanderung" leitet sich vom englischen "Quest" ab (nach dem altfranzösischen queste, Ursprung Latein: quaestio dt.: „Forschung, Frage“ oder quaerere dt.: „fragen, suchen“) und bezieht sich auf das archetypische Motiv der Heldenreise.

Information: Keine

Interpretation: Der Archetyp in Bewegung und Tätigkeit, die „Große Fahrt“, die abenteuerliche Suchwanderung (Wanderung, Wanderer, Reise) des Helden / der Heldin nach der schwer erreichbaren Kostbarkeit, dem Symbol des Selbst, wurde meist in Mythen und Märchen dargestellt. Das Märchen beginnt meist mit einer Mangelsituation, die den Helden veranlasst, die gewöhnliche, profane Umgebung zu verlassen, sich auf seinen Entwicklungsweg zu begeben, um nach einer Lösung oder Ausweg zu suchen.

Die Suche kann als Initiation, als Prüfungsaufgabe des Helden verstanden werden, bei der man sich bewähren muss und sich allmählich seinem Ziel annähert. Ob der Held zunächst eher ziellos über unbekannte Wege wandert, sich im Wald verirrt hat oder einem bestimmten Ziele nach jagt, die Suche führt in den magischen Bereich, den Bereich des Unbewussten hinein und ist Symbol für den inneren Prozess der Selbstfindung.

Der Mythos des Helden, der sich als Wanderer auf die Suche begibt, als Ausdruck seiner Sehnsucht und des nie rastenden Verlangens wird von C. G. Jung mit unserem eigenen leidenden Unbewussten verglichen, „das jene ungestillte und selten stillbare Sehnsucht nach allen tiefsten Quellen unseres eigenen Seins“ hat. C. G. Jung sieht in der Suchwanderung zugleich eine Suche und eine Wandlung. (GW, Bd. 12, § 101)

Die große Suche, ein Begehen meist unbekannter Wege hat Parallelen mit dem Abenteuer der Nachtmeerfahrt, deren Ziel die Wiederherstellung des Lebens und die Todesüberwindung ist. Ein bekanntes mythologisches Bild für die Suchwanderung des Helden ist das Jonas- Motiv, das Verschlungenwerden vom Walfisch und die Wiedergeburt aus dem mütterlichen Monstrum als Gleichnis für ein zeitweiliges Eingehen ins Unbewusste (Regression). Aber auch der Vergleich der Suche des Helden mit dem Sonnenmythos (Sonne) ist unter diesem Aspekt leicht verständlich. Das archetypische Motiv der Suche zieht sich als Symbol der Selbstfindung und Wandlung des Helden / Heldin durch unzählige Märchen. Beispiele für diese Motiv in bekannten Märchen der Brüder Grimm sind „Brudervogelmärchen“ wie „Die 12 Brüder“ (KHM Nr. 9), „Die sechs Schwäne“ (KHM Nr. 49), "Die sieben Raben“ (KHM Nr. 25); „Das Mädchen ohne Hände“ (KHM Nr. 31), „Hans mein Igel“ (KHM Nr. 108), „Rapunzel“ (KHM Nr. 12), „Schwanenjungfraumärchen“, wie „Der Trommler“ (KHM Nr. 193) und „Der König vom goldenen Berge“ (KHM Nr. 92) oder sogenannte Tierbräutigammärchen (auch Märchen des Amor-Psyche-Kreises genannt).

Das bekannteste Bsp. hierfür ist „Das singende, springende Löweneckerchen“ (KHM Nr. 88). Für die verlassene Heldin beginnt eine lange, beschwerliche und entbehrungsreiche Suchwanderung, die zu Sonne, Mond und Wind führt, um sich bei diesen übergeordneten, kosmischen Kräften Rat zu holen, bis der Partner meist in einem Grenzbereich zur Jenseitswelt wieder gefunden oder erlöst werden kann.

Das archetypische Motiv der Suchwanderung wird außer in Märchen auch in mittelalterlichen Ritter-Romanen zum zentralen Inhalt. In „Parzival“ formte Wolfram von Eschenbach“ die Helden Parzival und Gawan zu Idealbildern des christlichen Ritters, die sich auf die Quest begeben, um den geheimnisvollen Gral auf der Gralsburg zu finden und die erlösende Frage zu stellen, die den kranken König heilen kann. Bei dem Motiv der Suchwanderung als grundlegendem archetypischen Motiv in Märchen als Ausdruck des zu bewältigenden Entwicklungsprozesses des Helden spielen folgende Hauptfiguren / Inhalte, die mit geringen Abwandlungen dargestellt werden, eine zentrale Rolle: 1.) die Figur des halb lichten, halb dunklen Vaters, eines oft in der Natur verborgenen Geistes, 2.) die Große Mutter „Natur“ in ihrem lebensfördernden und todesbringenden Aspekt, 3.) der schattenhafte Begleiter des Helden, teils Tier (Aspekte der Trieb- und Instinktseite), teils göttlicher Prinz, 4.) der gegengeschlechtliche Seelenanteil (Anima, Animus) des Helden / der Heldin. 5.) das Erringen der schwer zu erreichenden Kostbarkeit. Zentral geht es wie bei der Symbolik der Reise und der Wanderung um die Entwicklung der individuellen Persönlichkeit (Individuationsprozess), die Verwirklichung eines individuellen Schicksals und den Prozess der Selbstfindung-, dass der Mensch nach dem Sinn des Lebens zu fragen beginnt und sich auf die Suche nach seinem "wahren Wesen", seiner spirituellen Mitte (Selbst).

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette