Corpus Hermeticum und Quadrat: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Corpus Hermeticum
'''Keyword:''' Quadrat


'''Links:''' [[Gnosis]], [[Esoterik]], [[Hermetik]]
'''Links:''' [[Kreuz]], [[Mandala]], [[Quaternität]], [[Selbst]], [[Vier]], [[Würfel]]


'''Definition:''' Das Corpus Hermeticum ist eine Sammlung griechisch abgefasster Offenbarungsschriften aus dem weiteren Umkreis der [[Gnosis]], die auf den Hermes Trismegistos, den ägyptischen Weisheitsgott und Ahnherrn der antiken [[Hermetik]], zurückgeführt werden.
'''Definition:''' Ein Quadrat (lat. quadratum) ist ein Rechteck mit vier gleich langen Seiten.


'''Information:''' Die unter sich nicht zusammenhängenden 17 bzw. 18 Traktate, an ihrer Spitze der lange Zeit titelgebende "Poimandres", lassen sich nicht exakt datieren, werden aber ins 2. und 3. Jahrhundert zurückgeführt. Viele von ihnen sind astrologischen und magischen Inhalts. Andererseits handelt es sich um Einweihungsschriften. Der nach Gnosis verlangende Schüler stellt Fragen, die von Hermes bzw. von Poimandres, dem "Geist der höchsten Macht", beantwortet werden. So lernt der Fragesteller sich selbst, seine Herkunft und seine Bestimmung kennen. Nun kann er sich entscheiden, den Weg zum Geist zu gehen, in Herzenshingabe dem Gott zu dienen und die vergängliche Welt gering zu achten.
'''Information:''' Das Quadrat kommt als Naturform im geometrisch strengen Sinne nicht vor; außer in bestimmten Kristallbildungen. Schöpfer der Figurationen von Quadrat und Rechteck, Kubus und Quader ist der Mensch. Viereckige Felder entstehen, indem er seine Furchen zieht. Auf viereckigen Grundrissen erbaut er seine Häuser, behaut Steine und formt Lehm zu Würfeln und Quadern.


'''Interpretation:''' Das Corpus Hermeticum gilt als ein typisches Produkt des griechisch-orientalischen Synkretismus der römischen Kaiserzeit. Als solches sei es Niederschlag okkulter Offenbarungsweisheit, die dem Streben nach Gottesschau, Wiedergeburt und Befreiung bzw. Erlösung der menschlichen Seele dienen will. Der bzw. die Autoren des Schriftwerks waren offensichtlich überzeugt, dass ihnen eine heilbringende Botschaft ähnlich dem Evangelium der Christenheit anvertraut ist, das sie der Menschheit zugänglich machen sollen, damit diese dem künftigen Gericht entgeht und in ihren Urstand, vor dem Fall in die Materie, zurückzukehren vermag. Das Corpus Hermeticum bzw. Teile davon, wurden erstmals zur Zeit der italienischen Renaissance wiederentdeckt und ins Lateinische übersetzt. Sieht man von einer Übersetzung von D. Tiedemann (1781) ab, so liegt eine Übertragung ins Deutsche nicht vor.
'''Interpretation:''' Ursprünglich in die Erde geritzt, hat das Quadrat deren Schwere. Seine Gestalt ruht auf breiter Grundlage, es ist eine statische, adynamische Figur, insofern auch etwas Festes, Konkretes, Fundamentales. Die dem Quadrat zugrundeliegende Zahl [[Vier]] weist es als mit der Symbolik des Weiblichen verbunden aus.


'''Literatur:''' Standard
Eine tiefgründige Anschauung des Quadrats hatten die Pythagoräer: Indem sie im Quadrat ein Sinnbild für das vereinte Wirken der vier Elemente sahen, verstanden sie es zugleich als Symbol für das Zusammenwirken der vier weiblichen Gottheiten Aphrodite, Demeter, Hestia und Hera, als deren Synthese die Göttermutter Rhea aufgefasst wurde.


'''Autor:''' Wehr, Gerhard
Im alten China galt die Erde, der ganze Kosmos als quadratisch. Für die indianischen, matriarchalen Kulturen, die das Himmlische nicht als eine eigene Kategorie vom Irdischen trennen, ist das Viereck ein Bild für die Grundstruktur des ganzen Kosmos. In Sandzeichnungen der Indianer kennzeichnet ein quadratischer Kopf eine Figur als weiblich. Auch der Körper des Menschen, sein Brust- und Bauchraum, wird auf frühen Darstellungen quadratisch gebildet.
 
In ihrer regelmäßigen Form hatten quadratische Abgrenzungen in frühen Zeiten magisch-abwehrenden Charakter, bildeten einen heiligen Bezirk. [[Tempel]], Altäre, Städte wurden auf quadratischem Grundriss erbaut. In den Meditationsbildern des hinduistisch-buddhistischen Ostens bildet das Quadrat die irdische Umfassung des [[Temenos]], in dem der [[Kreis]] das Zentum des [[Mandala]]s darstellt. Im Kreuzgang vieler Klöster umwandelt man meditierend das Geviert eines Innenhofes.
 
Ein Quadrat auszuschreiten bedingt einen Perspektivwechsel jeweils an den vier Ecken im Sinne der vier [[Himmelsrichtungen]] und ihrer Symbolik. Psychologisch bedeutet es, einen anderen Blickwinkel auf das Leben zu gewinnen. Die alten divinatorischen Schicksalsspiele wie Schach, Dame, Mühle wurden auch auf quadratischen Feldern gespielt.
 
Das Quadrat begrenzt im Gegensatz zum Unbegrenzten. Umhegend begrenzt und schützt es den Lebensraum des Menschen, der sich darin niederlässt. In seiner Ebenmäßigkeit ist das Quadrat - nach Platon - neben dem Kreis von vollendeter Schönheit. Quadrat und Würfel weisen die Viererstruktur auf, die sich in vielen Bereichen des menschlichen Lebens wiederfindet: in der äußeren Wirklichkeit in den vier Himmelsrichtungen, den vier Jahreszeiten, den vier Elementen und den vier Weltaltern; in der inneren Wirklichkeit in den vier Temperamenten, den vier Orientierungsfunktionen, auf die C. G. Jung seine Typenlehre aufbaut, aber auch in der vierfachen Ausstattung des Menschen nach der Auffassung des Islam, nach der dieser sich göttlichen, englischen, menschlichen und teuflischen Einflüssen öffnen kann. Im Zeichen des Quadrats wäre der Mensch bemüht, die Möglichkeiten seiner vierfältigen Ausstattung zu integrieren und eine gewisse Ganzheit zu erreichen, somit das Quadrat als eine Realisierungsebene des Selbst zu betrachten, das allseitig ausgeschritten werden müsste, um verwirklicht, einverleibt werden zu können. Das Viereck bietet ein Symbol für das, was wir das sich inkarnierende Selbst nennen können: nämlich die Tendenz des Selbst, sich im alltäglichen Leben, gerade in und unter dessen Widerständen, Ecken und Kanten zu realisieren.
 
'''Literatur:''' Standard, Riedel (Formen, 2002)
 
'''Autor:''' Riedel, Ingrid

Version vom 12. Dezember 2015, 22:55 Uhr

Keyword: Quadrat

Links: Kreuz, Mandala, Quaternität, Selbst, Vier, Würfel

Definition: Ein Quadrat (lat. quadratum) ist ein Rechteck mit vier gleich langen Seiten.

Information: Das Quadrat kommt als Naturform im geometrisch strengen Sinne nicht vor; außer in bestimmten Kristallbildungen. Schöpfer der Figurationen von Quadrat und Rechteck, Kubus und Quader ist der Mensch. Viereckige Felder entstehen, indem er seine Furchen zieht. Auf viereckigen Grundrissen erbaut er seine Häuser, behaut Steine und formt Lehm zu Würfeln und Quadern.

Interpretation: Ursprünglich in die Erde geritzt, hat das Quadrat deren Schwere. Seine Gestalt ruht auf breiter Grundlage, es ist eine statische, adynamische Figur, insofern auch etwas Festes, Konkretes, Fundamentales. Die dem Quadrat zugrundeliegende Zahl Vier weist es als mit der Symbolik des Weiblichen verbunden aus.

Eine tiefgründige Anschauung des Quadrats hatten die Pythagoräer: Indem sie im Quadrat ein Sinnbild für das vereinte Wirken der vier Elemente sahen, verstanden sie es zugleich als Symbol für das Zusammenwirken der vier weiblichen Gottheiten Aphrodite, Demeter, Hestia und Hera, als deren Synthese die Göttermutter Rhea aufgefasst wurde.

Im alten China galt die Erde, der ganze Kosmos als quadratisch. Für die indianischen, matriarchalen Kulturen, die das Himmlische nicht als eine eigene Kategorie vom Irdischen trennen, ist das Viereck ein Bild für die Grundstruktur des ganzen Kosmos. In Sandzeichnungen der Indianer kennzeichnet ein quadratischer Kopf eine Figur als weiblich. Auch der Körper des Menschen, sein Brust- und Bauchraum, wird auf frühen Darstellungen quadratisch gebildet.

In ihrer regelmäßigen Form hatten quadratische Abgrenzungen in frühen Zeiten magisch-abwehrenden Charakter, bildeten einen heiligen Bezirk. Tempel, Altäre, Städte wurden auf quadratischem Grundriss erbaut. In den Meditationsbildern des hinduistisch-buddhistischen Ostens bildet das Quadrat die irdische Umfassung des Temenos, in dem der Kreis das Zentum des Mandalas darstellt. Im Kreuzgang vieler Klöster umwandelt man meditierend das Geviert eines Innenhofes.

Ein Quadrat auszuschreiten bedingt einen Perspektivwechsel jeweils an den vier Ecken im Sinne der vier Himmelsrichtungen und ihrer Symbolik. Psychologisch bedeutet es, einen anderen Blickwinkel auf das Leben zu gewinnen. Die alten divinatorischen Schicksalsspiele wie Schach, Dame, Mühle wurden auch auf quadratischen Feldern gespielt.

Das Quadrat begrenzt im Gegensatz zum Unbegrenzten. Umhegend begrenzt und schützt es den Lebensraum des Menschen, der sich darin niederlässt. In seiner Ebenmäßigkeit ist das Quadrat - nach Platon - neben dem Kreis von vollendeter Schönheit. Quadrat und Würfel weisen die Viererstruktur auf, die sich in vielen Bereichen des menschlichen Lebens wiederfindet: in der äußeren Wirklichkeit in den vier Himmelsrichtungen, den vier Jahreszeiten, den vier Elementen und den vier Weltaltern; in der inneren Wirklichkeit in den vier Temperamenten, den vier Orientierungsfunktionen, auf die C. G. Jung seine Typenlehre aufbaut, aber auch in der vierfachen Ausstattung des Menschen nach der Auffassung des Islam, nach der dieser sich göttlichen, englischen, menschlichen und teuflischen Einflüssen öffnen kann. Im Zeichen des Quadrats wäre der Mensch bemüht, die Möglichkeiten seiner vierfältigen Ausstattung zu integrieren und eine gewisse Ganzheit zu erreichen, somit das Quadrat als eine Realisierungsebene des Selbst zu betrachten, das allseitig ausgeschritten werden müsste, um verwirklicht, einverleibt werden zu können. Das Viereck bietet ein Symbol für das, was wir das sich inkarnierende Selbst nennen können: nämlich die Tendenz des Selbst, sich im alltäglichen Leben, gerade in und unter dessen Widerständen, Ecken und Kanten zu realisieren.

Literatur: Standard, Riedel (Formen, 2002)

Autor: Riedel, Ingrid