Embryo und Teppich: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Embryo
'''Keyword:''' Teppich


'''Links:''' [[Anfang]], [[Baby]], [[Geburt]], [[Kind]], [[Mensch]], [[Mutter]], [[Schwangerschaft]], [[Wiedergeburt]]
'''Links:''' [[Bios-Prinzip]], [[Fliegen]], [[Haus]], [[Mandala]], [[Spinnen]], [[Temenos]], [[Weben]]


'''Definition:''' Der Begriff Embryo kommt aus dem Griechischen (griechisch: embryon: quellen, keimen) und wird für das ungeborene Kind von der Eiansiedlung bis Ende des 2. Schwangerschaftsmonats verwendet. In dieser Phase werden alle Organe angelegt, danach geht es nur noch um die Ausdifferenzierung. Die Worte "quellen, keimen" weisen auf die zentrale Qualität des Symbols: Entwicklung, Entfaltung, Wachstum, Anfang, Beginn.
'''Definition:''' Ein Teppich (lat. tapetum = Teppich, Decke) ist ein geknüpftes, gewebtes oder gewirktes rechteckiges oder rundes Gewebe, das als Fußbodenbelag, Wandbehang oder Möbelbedeckung verwendet wird und traditionell aus Materialien wie z. B. Wolle, Hanf, Jute, Baumwolle und Seide hergestellt wird.


'''Information:''' Die Diskussion um die moderne Embryonenforschung ist affektiv hoch aufgeladen, geht es dabei doch um den Ursprung des Lebens.
'''Information:''' Keine


'''Interpretation:''' Als Bild erscheint der Embryo oft als Punkt, entspricht von der symbolischen Qualität her dem Ei und weist auf das Zentrum, von dem aus das Leben, die Schöpfung beginnt. Damit kann der Embryo für das Anfangsstadium jeder Entwicklung stehen: Er enthält alle Möglichkeiten, das gesamte Potenzial, wenn auch noch ganz unausgeformt. Zu Wachstum und Entfaltung braucht es Nahrung und Schutz von Außen.
'''Interpretation:''' Teppiche, die meist Gewebe aus Naturfasern sind, gehören einerseits aufgrund ihrer Nähe zur Symbolik der Erde, die sie bedecken, andererseits, da sie aus versponnenen Fäden ([[Faden]]) hergestellt werden, in den urweiblichen Bereich des Webens und Spinnens, somit in den archetypischen Bereich des großen Weiblich-Mütterlichen.


Von der Qualität her verfügt er damit im Grunde über "Alles und Nichts", ist das Größte und das Kleinste, das Stärkste und Schwächste gleichzeitig. Einerseits trägt er das gesamte Potenzial in sich, andererseits ist er völlig abhängig von der "Bemutterung", vom Außen, kann selber nichts tun.
Die aus Fäden gewebten oder geknüpften Teppiche stehen jedoch auch in Zusammenhang mit unserer Fantasietätigkeit und der Fülle und Farbigkeit des Lebens. Teppiche erscheinen in unseren Träumen oft als Symbol für die komplexen Strukturen des Lebens und für die geheimen Muster unseres Schicksals. Sie repräsentieren jedoch auch, da sie aus der Ferne, dem Orient stammen, Unbekanntes, Geheimnisvolles und Exotik, wie auch Wohlstand und Behaglichkeit.


Damit ist er auch ein Urbild des Selbst und der archetypischen Möglichkeiten, die im Menschen angelegt sind, aber zur Entwicklung den Anstoß von Außen, eine positive Umwelt und Zuwendung brauchen. E. Neumann spricht in diesem Zusammenhang von der Doppelfüssigkeit des Archetyps, der erst vom Außen, der Umwelt aktiviert werden muss.
Bei arabischen Nomadenstämmen stellten Teppiche in deren Zelten nicht nur den Fußbodenbelag dar, sondern wurden auch zum Wohnen, Sitzen und Schlafen benutzt, stellten somit die Kontinuität der Erde und die Grundlage des Seins dar.


Das Symbol des Embryo taucht in Bildern, Phantasien, Träumen oft auf, wenn es um die Entwicklung von Neuem geht.
Häufig waren heilige oder symbolträchtige Muster ([[Mandala]]) in die Teppiche eingewebt. Daher wirkten die Teppiche Identität stärkend und galten als Schutz vor Einflüssen einer fremden Welt. Für nordafrikanische Nomadenstämme, die jede Nacht auf einem anderen Stück Erde oder Sand leben, bedeutet der Teppich eine Art mütterliches, schützendes und tragendes Territorium. In Europa wurden Teppiche erst bekannt, als Handel mit dem Orient betrieben wurde. Sie gelten von daher als Inbegriff des Exotischen, des Fremden und Geheimnisvollen und werden häufig mit Märchen „von 1001 Nacht“ in Verbindung gebracht. Spätestens mit dem Islam gelangte der Knüpfteppich nach Spanien, Kreuzfahrer brachten den Orient-Teppich nach Europa. In Europa waren Orient-Teppiche im 14. - 16. Jh. auf Gemälden Hoheitsembleme der Heiligen, Könige und Fürsten. Sie wurden auch zur Veranschaulichung der Weltoffenheit der Großkaufleute und ihrer Orientbeziehungen verwandt oder um in Häusern und Schlössern Wohlstand zur Schau zu stellen. Mit der Verbesserung der Handelswege verbreitete sich der Teppich im 19. Jh. in Europa, wurde zum Sammlerstück, durch maschinelle Herstellung im 20. Jh. zum alltäglichen, für jedermann erschwinglichen Einrichtungsgegenstand, der Wärme, Behaglichkeit, jedoch auch einen gewissen Wohlstand repräsentieren soll.


Vom finalen Aspekt her ist die zentrale Frage nach dem Sinn und Inhalt dessen, was sich entwickeln möchte, und was das Ich dazu beitragen muss. Es kann eine Eigenschaft, eine Begabung, eine Einstellung, Haltung, usw. sein. Im Einzelnen kann dies nur der Traum in Beziehung zu der äußeren und inneren Lebenssituation des Träumers enthüllen.
Im russischen Märchen „Geh ich weiß nicht wohin, hol ich weiß nicht was“ (Scherf „Das Märchenlexikon“ Bd. 1, S. 397) lässt die gewitzte Frau eines Jägers einen verführerisch schönen Teppich weben, auf welchem „dem Betrachter die ganze Schöpfung neu entgegentritt“ und lenkt damit die Begierde des Zaren auf sich, was zu vielfältigen Verwicklungen führt. Im bekannten Grimmschen Märchen „Die 3 Federn“ begehrt der alte König den schönsten Teppich, was hier als Begehren nach der Fülle und Farbigkeit des Lebens, als neuer Zugang zu archetypischen Bilder verstanden werden kann. Diesen Teppich erhält der Dummling als Gabe einer Kröte in deren unterirdischem, magischen Reich.
 
In Märchen kann sich der Teppich aufgrund seiner einerseits geheimnisvollen, exotischen, jedoch auch tragenden und Geborgenheit gebenden Eigenschaften und andererseits seiner Nähe zur Fantasiewelt und ihren „Höhenflügen“ auch in die Luft erheben und somit dem Helden oder Zauberer als Transportmittel dienen. Er ermöglicht so die magische Reise durch obere Gefilde, kann Raum und Zeit durchbrechen und hilft dem Helden, an seinen Zielort, z. B. das andere Ende der Welt, zu gelangen. Der Fliegende Teppich gehört zu den Raum und Zeit überwindenden Zaubermitteln, wie es in Märchen auch die Siebenmeilenstiefel, das Zauberpferd oder der Wunschsattel sind. Früheste Erzählungen von magischen Teppichen stehen mit König Salomon, einem der größten Herrscher des alten Israel, in Verbindung. Arabische Geschichtenerzähler schrieben dem ungewöhnlich weisen und gerechten König auch neben der Macht über den Wind den Besitz eines prächtigen, fliegenden Teppich zu, der aus feiner grüner Seide bestanden habe und vielleicht 100 km breit gewesen sein soll, so dass sein gesamtes Heer darauf Platz fand.
 
In Märchen des Balkan und Russlands kommen fliegende Teppiche oder Zauberteppiche vor als Transportmittel, die meist nur von Zauberern oder Helden mit speziellen Fähigkeiten bewegt und gelenkt werden können.
 
In der persischen Fabel aus 1001 Nacht „Die Geschichte des Prinzen Ahmed und der Fee Paribanu“ stolpert der arabische Prinz Hussein zufällig über einen wunderschönen Teppich, der daraufhin magische Fähigkeiten entwickelt und mit dem er das Leben seiner geliebten Prinzessin retten kann. Vielleicht, weil Teppiche in Europa und Amerika erst seit Ende des 19. Jahrhunderts Verbreitung fanden, hat die Variante des fliegenden Teppichs in der westlichen Mythologie und Volkskunde nie eine wichtige Rolle gespielt.
 
In Zaubermärchen aus dem europäischen Raum taucht jedoch immer wieder das Motiv auf, in dem der Held mit irgendeiner Art von „Flügeln“ gegen den Willen des eifersüchtigen Vaters zur Königstochter gelangt, sei es mit einem künstlichen Vogel, Flugschuhen, Flugstühlen, sich aufblasenden Pferden aus Elfenbein und Ebenholz oder dem fliegenden Koffer, wie im gleichnamigen Märchen von H. C. Andersen.
 
Der fliegende Teppich symbolisiert eine ganz spezielle Art der Fortbewegung durch die Luft, durch den magische Wunscherfüllung möglich wird, aber auch die Überwindung von Raum und Zeit. Obwohl er von seiner grenzenüberschreitenden Energie her auch dem Männlichen zuzuordnen ist, kommt er auch aus dem archetypischen Bereich des Weiblich-Mütterlichen, dem matriarchalen Bereich der Fantasie und des Magisch-Mystischen und stellt so einen Ausgleich zur Überbetonung des rationalen Bewusstseins dar.
 
Im weitesten Sinne scheint der fliegende Teppich das vorhandene Potential des Helden zu verstärken und dessen Einsatz erst zu ermöglichen, entweder als Ausdruck vitaler Energie, oder aber auch verstanden als Höhenflug in die obere Welt des geistig- transzendenten Bereichs, der eng mit dem Bereich der Fantasie verbunden ist, auch innerseelisch als Größenfantasie, als Entwurf zukünftiger Möglichkeiten verstanden werden kann, gelegentlich auch eine Art (positiver Schattenwelt) Gegenwelt zu der rational ausgerichteten Realität darstellt. Objekte, wie fliegende Teppiche, die sich eigenständig fortbewegen und Sinnesgespür besitzen, können jedoch auch Symbole sein für die nur schwer zu entdeckenden Möglichkeiten des menschlichen Körpers und der Psyche, in irgendeiner Form einen Bewusstseins verändernden Zustand zu erreichen, wie z. B. durch Trance, Tanz, Musik oder Sexualität.
 
In der Therapie eines 8-jährigen Mädchens mit einer Selbstüberforderungs- und Leistungsproblematik spielte eine männliche Spielfigur mit einem fliegenden Teppich eine zeitlang eine große Rolle. In ihren symbolischen Darstellungen war der Besitzer des fliegenden Teppichs ein Träumer, der ein unkonventionelles Leben führte, gerne faulenzte, vom Verkauf von Trödel lebte und den nichts so recht aus der Fassung zu bringen schien. Immer häufiger durfte ihre eigene Symbolfigur die strengen, fordernden Elternfiguren verlassen und mit diesem positiven Animus auf Reisen in unbekannte Gegenden fliegen und auch den fliegenden Teppich selbst steuern. Sie schaffte sich so innerseelisch Ausgleich und Erleichterung in Hinblick auf ihre intrapsychische Konfliktsituation.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Steigenberger, Maretta
'''Autor:''' Kuptz-Klimpel, Annette

Version vom 12. Juni 2016, 22:31 Uhr

Keyword: Teppich

Links: Bios-Prinzip, Fliegen, Haus, Mandala, Spinnen, Temenos, Weben

Definition: Ein Teppich (lat. tapetum = Teppich, Decke) ist ein geknüpftes, gewebtes oder gewirktes rechteckiges oder rundes Gewebe, das als Fußbodenbelag, Wandbehang oder Möbelbedeckung verwendet wird und traditionell aus Materialien wie z. B. Wolle, Hanf, Jute, Baumwolle und Seide hergestellt wird.

Information: Keine

Interpretation: Teppiche, die meist Gewebe aus Naturfasern sind, gehören einerseits aufgrund ihrer Nähe zur Symbolik der Erde, die sie bedecken, andererseits, da sie aus versponnenen Fäden (Faden) hergestellt werden, in den urweiblichen Bereich des Webens und Spinnens, somit in den archetypischen Bereich des großen Weiblich-Mütterlichen.

Die aus Fäden gewebten oder geknüpften Teppiche stehen jedoch auch in Zusammenhang mit unserer Fantasietätigkeit und der Fülle und Farbigkeit des Lebens. Teppiche erscheinen in unseren Träumen oft als Symbol für die komplexen Strukturen des Lebens und für die geheimen Muster unseres Schicksals. Sie repräsentieren jedoch auch, da sie aus der Ferne, dem Orient stammen, Unbekanntes, Geheimnisvolles und Exotik, wie auch Wohlstand und Behaglichkeit.

Bei arabischen Nomadenstämmen stellten Teppiche in deren Zelten nicht nur den Fußbodenbelag dar, sondern wurden auch zum Wohnen, Sitzen und Schlafen benutzt, stellten somit die Kontinuität der Erde und die Grundlage des Seins dar.

Häufig waren heilige oder symbolträchtige Muster (Mandala) in die Teppiche eingewebt. Daher wirkten die Teppiche Identität stärkend und galten als Schutz vor Einflüssen einer fremden Welt. Für nordafrikanische Nomadenstämme, die jede Nacht auf einem anderen Stück Erde oder Sand leben, bedeutet der Teppich eine Art mütterliches, schützendes und tragendes Territorium. In Europa wurden Teppiche erst bekannt, als Handel mit dem Orient betrieben wurde. Sie gelten von daher als Inbegriff des Exotischen, des Fremden und Geheimnisvollen und werden häufig mit Märchen „von 1001 Nacht“ in Verbindung gebracht. Spätestens mit dem Islam gelangte der Knüpfteppich nach Spanien, Kreuzfahrer brachten den Orient-Teppich nach Europa. In Europa waren Orient-Teppiche im 14. - 16. Jh. auf Gemälden Hoheitsembleme der Heiligen, Könige und Fürsten. Sie wurden auch zur Veranschaulichung der Weltoffenheit der Großkaufleute und ihrer Orientbeziehungen verwandt oder um in Häusern und Schlössern Wohlstand zur Schau zu stellen. Mit der Verbesserung der Handelswege verbreitete sich der Teppich im 19. Jh. in Europa, wurde zum Sammlerstück, durch maschinelle Herstellung im 20. Jh. zum alltäglichen, für jedermann erschwinglichen Einrichtungsgegenstand, der Wärme, Behaglichkeit, jedoch auch einen gewissen Wohlstand repräsentieren soll.

Im russischen Märchen „Geh ich weiß nicht wohin, hol ich weiß nicht was“ (Scherf „Das Märchenlexikon“ Bd. 1, S. 397) lässt die gewitzte Frau eines Jägers einen verführerisch schönen Teppich weben, auf welchem „dem Betrachter die ganze Schöpfung neu entgegentritt“ und lenkt damit die Begierde des Zaren auf sich, was zu vielfältigen Verwicklungen führt. Im bekannten Grimmschen Märchen „Die 3 Federn“ begehrt der alte König den schönsten Teppich, was hier als Begehren nach der Fülle und Farbigkeit des Lebens, als neuer Zugang zu archetypischen Bilder verstanden werden kann. Diesen Teppich erhält der Dummling als Gabe einer Kröte in deren unterirdischem, magischen Reich.

In Märchen kann sich der Teppich aufgrund seiner einerseits geheimnisvollen, exotischen, jedoch auch tragenden und Geborgenheit gebenden Eigenschaften und andererseits seiner Nähe zur Fantasiewelt und ihren „Höhenflügen“ auch in die Luft erheben und somit dem Helden oder Zauberer als Transportmittel dienen. Er ermöglicht so die magische Reise durch obere Gefilde, kann Raum und Zeit durchbrechen und hilft dem Helden, an seinen Zielort, z. B. das andere Ende der Welt, zu gelangen. Der Fliegende Teppich gehört zu den Raum und Zeit überwindenden Zaubermitteln, wie es in Märchen auch die Siebenmeilenstiefel, das Zauberpferd oder der Wunschsattel sind. Früheste Erzählungen von magischen Teppichen stehen mit König Salomon, einem der größten Herrscher des alten Israel, in Verbindung. Arabische Geschichtenerzähler schrieben dem ungewöhnlich weisen und gerechten König auch neben der Macht über den Wind den Besitz eines prächtigen, fliegenden Teppich zu, der aus feiner grüner Seide bestanden habe und vielleicht 100 km breit gewesen sein soll, so dass sein gesamtes Heer darauf Platz fand.

In Märchen des Balkan und Russlands kommen fliegende Teppiche oder Zauberteppiche vor als Transportmittel, die meist nur von Zauberern oder Helden mit speziellen Fähigkeiten bewegt und gelenkt werden können.

In der persischen Fabel aus 1001 Nacht „Die Geschichte des Prinzen Ahmed und der Fee Paribanu“ stolpert der arabische Prinz Hussein zufällig über einen wunderschönen Teppich, der daraufhin magische Fähigkeiten entwickelt und mit dem er das Leben seiner geliebten Prinzessin retten kann. Vielleicht, weil Teppiche in Europa und Amerika erst seit Ende des 19. Jahrhunderts Verbreitung fanden, hat die Variante des fliegenden Teppichs in der westlichen Mythologie und Volkskunde nie eine wichtige Rolle gespielt.

In Zaubermärchen aus dem europäischen Raum taucht jedoch immer wieder das Motiv auf, in dem der Held mit irgendeiner Art von „Flügeln“ gegen den Willen des eifersüchtigen Vaters zur Königstochter gelangt, sei es mit einem künstlichen Vogel, Flugschuhen, Flugstühlen, sich aufblasenden Pferden aus Elfenbein und Ebenholz oder dem fliegenden Koffer, wie im gleichnamigen Märchen von H. C. Andersen.

Der fliegende Teppich symbolisiert eine ganz spezielle Art der Fortbewegung durch die Luft, durch den magische Wunscherfüllung möglich wird, aber auch die Überwindung von Raum und Zeit. Obwohl er von seiner grenzenüberschreitenden Energie her auch dem Männlichen zuzuordnen ist, kommt er auch aus dem archetypischen Bereich des Weiblich-Mütterlichen, dem matriarchalen Bereich der Fantasie und des Magisch-Mystischen und stellt so einen Ausgleich zur Überbetonung des rationalen Bewusstseins dar.

Im weitesten Sinne scheint der fliegende Teppich das vorhandene Potential des Helden zu verstärken und dessen Einsatz erst zu ermöglichen, entweder als Ausdruck vitaler Energie, oder aber auch verstanden als Höhenflug in die obere Welt des geistig- transzendenten Bereichs, der eng mit dem Bereich der Fantasie verbunden ist, auch innerseelisch als Größenfantasie, als Entwurf zukünftiger Möglichkeiten verstanden werden kann, gelegentlich auch eine Art (positiver Schattenwelt) Gegenwelt zu der rational ausgerichteten Realität darstellt. Objekte, wie fliegende Teppiche, die sich eigenständig fortbewegen und Sinnesgespür besitzen, können jedoch auch Symbole sein für die nur schwer zu entdeckenden Möglichkeiten des menschlichen Körpers und der Psyche, in irgendeiner Form einen Bewusstseins verändernden Zustand zu erreichen, wie z. B. durch Trance, Tanz, Musik oder Sexualität.

In der Therapie eines 8-jährigen Mädchens mit einer Selbstüberforderungs- und Leistungsproblematik spielte eine männliche Spielfigur mit einem fliegenden Teppich eine zeitlang eine große Rolle. In ihren symbolischen Darstellungen war der Besitzer des fliegenden Teppichs ein Träumer, der ein unkonventionelles Leben führte, gerne faulenzte, vom Verkauf von Trödel lebte und den nichts so recht aus der Fassung zu bringen schien. Immer häufiger durfte ihre eigene Symbolfigur die strengen, fordernden Elternfiguren verlassen und mit diesem positiven Animus auf Reisen in unbekannte Gegenden fliegen und auch den fliegenden Teppich selbst steuern. Sie schaffte sich so innerseelisch Ausgleich und Erleichterung in Hinblick auf ihre intrapsychische Konfliktsituation.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette