Fleisch und Flucht: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Fleisch
'''Keyword:''' Flucht


'''Links:''' [[Bios-Prinzip]], [[Erde]], [[Essen]], [[Körper]], [[Materie]], [[Nahrung]], [[Tier]], [[Trieb]], [[Sexualität]]
'''Links:''' [[Abwehr]], [[Angst]], [[Opfer]]


'''Definition:''' Als Fleisch bezeichnet man im weiteren Sinn die Weichteile des menschlichen und tierischen Körpers, im engeren Sinn die essbaren Teile des Tieres und das weiche Gewebe von Früchten.
'''Definition:''' Mit Flucht (mhd. vluth, ahd. fluht, engl. flight= entschwinden, enteilen) wird bei Menschen und Tieren das plötzliche, schnelle und meist ungeplante Verlassen eines Ortes, von dem eine Gefahr ausgeht, bezeichnet.


'''Information:''' Keine
'''Information:''' Bei einem Angriff stehen Kampf oder Flucht als die beiden basalen Überlebensstrategien zur Verfügung. Die Möglichkeit der Verteidigung ist nur bei Aussicht auf Erfolg sinnvoll, wenn also durch die Androhung von Gewalt oder durch Gegenwehr der Gegner zum Fliehen gebracht wird (in die Flucht geschlagen wird). Andernfalls ist es ratsam, selbst die Flucht zu ergreifen oder zu fliehen. Flucht muss nicht immer Rückzug bedeuten. Die Flucht nach vorn bezeichnet den Versuch, durch risikoreiche Aktivitäten aus einer misslichen Lage herauszukommen. Im politischen Kontext ist Flucht die Migrationsbewegung, deren Ursache häufig Armut, Gewalt, Umweltzerstörung, Verfolgung und Unterdrückung ist.


'''Interpetation:''' Die Symbolik des Fleisches steht immer in engem Zusammenhang mit körperlichen Energien und Bedürfnissen, mit Potenz und Leidenschaft. Appetit auf Fleisch lässt Genussfähigkeit, Lebenslust, Sinnlichkeit und Triebverlangen vermuten, wobei dann von religiöser Seite oft abwertend von "fleischlichen Begierden" gesprochen wird. Eine Ablehnung von Fleisch bis hin zum Ekel weist auf gewisse asketische Züge, die Neigung zur Enthaltsamkeit, Entbehrung und auf die Unterdrückung von triebhaftem Verlangen hin.
'''Interpretation:''' Im übertragenen Sinn ist mit Flucht auch das Ausweichen aus einer unangenehmen oder nicht zu bewältigenden Situation oder das Abstandnehmen von Problemen gemeint. Der (vermeintlich) schützende Ort ([[Temenos]]), zu dem geflohen wird (Flucht in die Isolation, Anonymität, Arbeit, Droge, Krankheit) wird als Zuflucht bezeichnet. Die Bezeichnung Ausflucht für eine leere Ausrede entstand schon um 1500.


Der Verzehr von Fleisch wird teilweise von Religionen oder aus ethischen Gründen eingeschränkt, das Judentum und der Islam verbieten bestimmte Fleischsorten, die als unheilig oder unrein gelten, Vegetarier verzichten freiwillig auf Fleisch verbunden meist mit einem spirituellen Anliegen.
In Mythos und Märchen kennt man auch das Motiv der "magischen Flucht". Das allgemeine Muster ist, dass Heldin oder Held aus dem Gewahrsam einer Hexe oder eines Zauberers, Menschenfressers, Drachen fliehen. Sobald die Flucht entdeckt ist, nimmt der mächtige Gegner die Verfolgung auf, kommt näher und näher. Es gibt nur ein Mittel, ihn aufzuhalten: Der oder die Flüchtende muss etwas hinter sich werfen, was dann zu einem Hindernis wird. Dies hält den Verfolger wenigstens eine Weile auf, bis schließlich eine entscheidende Grenze überschritten ist, an der die Macht des anderen endet. Dem verfolgenden Gegner Hindernisse oder Ablenkungen in den Weg zu werfen, das ist ein universales Verhaltensmuster, dass sich in der Tierwelt ebenso findet wie im modernen Action-Film.


Redensartlich wird davon gesprochen, dass Tätigkeiten können "in Fleisch und Blut übergehen", man beherrscht sie dann so, dass man nicht über sie nachdenken muss, genauso Eigenschaften, deren Unveränderlichkeit durch das Adjektiv "eingefleischt" bezeichnet wird. Mit dem "eigen Fleisch und Blut" sind die eigenen Kinder gemeint, wenn man sich ins eigene Fleisch schneidet, schadet man sich selbst.
Eine sehr grausame Fassung der "magischen Flucht" findet sich in der griechischen Mvthologie in der Argonautenerzählung. Als Jason und Medea mit dem goldenen Vlies aus Kolchis fliehen, verfolgt sie König Aietes mit seinen Schiffen. Medea tötet ihren Bruder Apsyrtos, zerstückelt ihn gliedweise und wirft diese Gliedmaßen ins Meer. Indem König Aietes die Glieder seines Sohnes aufsammelt, kann er die beiden nicht weiter verfolgen.


Im biblischen Kontext ist mit Fleisch der menschliche Körper, im Unterschied zum Geist, gemeint. Als die Jünger im Garten Gethsemane mit Jesus wachen sollten, jedoch eingeschlafen sind, spricht Jesus zu ihnen: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach (Matthäus 26, 41)."
Eine andere bekannte mythische Gestalt ist Atalanta, eine pfeilschnelle jungfräuliche Jägerin, deren Vater sie verheiraten will. Atalante, die immerbleibende Jungfräulichkeit geschworen hat, stellt die Bedingung, dass der zukünftige Gatte sie im Wettlauf besiegen müsse, ansonsten werde er getötet. Die meisten Bewerber verlieren den Wettkampf. As der letzte Bewerber die Göttin Aphrodite um Hilfe bittet, gibt diese ihm drei goldene Äpfel, die er während des Wettlaufs auf den Boden fallen lassen soll. Atalante bückt sich während des Wettlaufs nach den Äpfeln. verliert und muss heiraten.


Dieses Zitat ist im Alltag gebräuchlich bei guten Vorsätzen, deren Ausführung an der menschlichen Schwäche scheitert. Gelegentlich wird auch diese humorvolle Variante verwendet: Der Geist ist schwach und das Fleisch ist willig."
Träume, in denen der Träume vor einer bedrohlichen Sache davonläuft, wegläuft, sich vor Verfolgern (Gangstern, Polizei als Überich-Instanz) zu retten versucht, sind sehr häufig und drücken eine aktuelle Konflikthaftigkeit aus. Der Träumende scheut sich möglicherweise vor der Auseinandersetzung mit unangenehmen Gedanken oder Gefühlen. Er ergreift die Flucht, um möglichst schnell vergessen oder verdrängen zu können. Gewissenskonflikte und Schuldgefühle, die auch durch ein strenges [[Überich]] bedingt sein können, können mit diesem Motiv in Zusammenhang stehen. Die übliche Interventionsstrategie in einer Psychotherapie ist es, dem Klienten zu ermöglichen, sich allmählich mit dem ihn verfolgenden Inhalt vertraut zu machen, ihn kennen zu lernen und neue Umgangsweisen mit ihm einzuüben ([[Komplex]]). Die alte Erfahrung ist: "Was Dich verfolgt, das will zu Dir!", d. h. es ist ein Teil der eigenen Persönlichkeit, der integriert werden soll und mit dem man sich auseinandersetzen muss.


Von einem "Pfahl im Fleisch" wird gesprochen, wenn man von einer Sache meist in negativer Hinsicht stark besetzt ist und nicht weiß, wie man sie losbekommen soll. Diese Redensart stammt aus dem neutestamentlichen 2. Brief des Paulus an die Korinther: "Und auf daß ich mich nicht der hohen Offenbarungen überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlage, auf daß ich mich nicht überhebe (12, 7).
Gleichzeitig ist dabei aber auch immer zu bedenken, dass das Fliehen ein ganz gesunder und instinktiver Selbstschutzvorgang ist, dass es oft wesentlich sinnvoller sein kann, sich durch die Flucht in Sicherheit zu bringen, als zu kämpfen oder die Konfrontation zu wagen. Vermutlich haben im evolutionären Prozess mehr Lebewesen durch rasche und geschickte Flucht überlebt als durch den offenen Kampf. Oft wird man in einer Psychotherapie die Flucht- und Ausweichmanöver des Klienten längere Zeit zulassen müssen, bis der Klient bereit und stark genug ist, dem Bedrohlichen ins Auge zu schauen.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' N. N.
'''Autor:''' Müller, Lutz

Version vom 10. Dezember 2011, 14:46 Uhr

Keyword: Flucht

Links: Abwehr, Angst, Opfer

Definition: Mit Flucht (mhd. vluth, ahd. fluht, engl. flight= entschwinden, enteilen) wird bei Menschen und Tieren das plötzliche, schnelle und meist ungeplante Verlassen eines Ortes, von dem eine Gefahr ausgeht, bezeichnet.

Information: Bei einem Angriff stehen Kampf oder Flucht als die beiden basalen Überlebensstrategien zur Verfügung. Die Möglichkeit der Verteidigung ist nur bei Aussicht auf Erfolg sinnvoll, wenn also durch die Androhung von Gewalt oder durch Gegenwehr der Gegner zum Fliehen gebracht wird (in die Flucht geschlagen wird). Andernfalls ist es ratsam, selbst die Flucht zu ergreifen oder zu fliehen. Flucht muss nicht immer Rückzug bedeuten. Die Flucht nach vorn bezeichnet den Versuch, durch risikoreiche Aktivitäten aus einer misslichen Lage herauszukommen. Im politischen Kontext ist Flucht die Migrationsbewegung, deren Ursache häufig Armut, Gewalt, Umweltzerstörung, Verfolgung und Unterdrückung ist.

Interpretation: Im übertragenen Sinn ist mit Flucht auch das Ausweichen aus einer unangenehmen oder nicht zu bewältigenden Situation oder das Abstandnehmen von Problemen gemeint. Der (vermeintlich) schützende Ort (Temenos), zu dem geflohen wird (Flucht in die Isolation, Anonymität, Arbeit, Droge, Krankheit) wird als Zuflucht bezeichnet. Die Bezeichnung Ausflucht für eine leere Ausrede entstand schon um 1500.

In Mythos und Märchen kennt man auch das Motiv der "magischen Flucht". Das allgemeine Muster ist, dass Heldin oder Held aus dem Gewahrsam einer Hexe oder eines Zauberers, Menschenfressers, Drachen fliehen. Sobald die Flucht entdeckt ist, nimmt der mächtige Gegner die Verfolgung auf, kommt näher und näher. Es gibt nur ein Mittel, ihn aufzuhalten: Der oder die Flüchtende muss etwas hinter sich werfen, was dann zu einem Hindernis wird. Dies hält den Verfolger wenigstens eine Weile auf, bis schließlich eine entscheidende Grenze überschritten ist, an der die Macht des anderen endet. Dem verfolgenden Gegner Hindernisse oder Ablenkungen in den Weg zu werfen, das ist ein universales Verhaltensmuster, dass sich in der Tierwelt ebenso findet wie im modernen Action-Film.

Eine sehr grausame Fassung der "magischen Flucht" findet sich in der griechischen Mvthologie in der Argonautenerzählung. Als Jason und Medea mit dem goldenen Vlies aus Kolchis fliehen, verfolgt sie König Aietes mit seinen Schiffen. Medea tötet ihren Bruder Apsyrtos, zerstückelt ihn gliedweise und wirft diese Gliedmaßen ins Meer. Indem König Aietes die Glieder seines Sohnes aufsammelt, kann er die beiden nicht weiter verfolgen.

Eine andere bekannte mythische Gestalt ist Atalanta, eine pfeilschnelle jungfräuliche Jägerin, deren Vater sie verheiraten will. Atalante, die immerbleibende Jungfräulichkeit geschworen hat, stellt die Bedingung, dass der zukünftige Gatte sie im Wettlauf besiegen müsse, ansonsten werde er getötet. Die meisten Bewerber verlieren den Wettkampf. As der letzte Bewerber die Göttin Aphrodite um Hilfe bittet, gibt diese ihm drei goldene Äpfel, die er während des Wettlaufs auf den Boden fallen lassen soll. Atalante bückt sich während des Wettlaufs nach den Äpfeln. verliert und muss heiraten.

Träume, in denen der Träume vor einer bedrohlichen Sache davonläuft, wegläuft, sich vor Verfolgern (Gangstern, Polizei als Überich-Instanz) zu retten versucht, sind sehr häufig und drücken eine aktuelle Konflikthaftigkeit aus. Der Träumende scheut sich möglicherweise vor der Auseinandersetzung mit unangenehmen Gedanken oder Gefühlen. Er ergreift die Flucht, um möglichst schnell vergessen oder verdrängen zu können. Gewissenskonflikte und Schuldgefühle, die auch durch ein strenges Überich bedingt sein können, können mit diesem Motiv in Zusammenhang stehen. Die übliche Interventionsstrategie in einer Psychotherapie ist es, dem Klienten zu ermöglichen, sich allmählich mit dem ihn verfolgenden Inhalt vertraut zu machen, ihn kennen zu lernen und neue Umgangsweisen mit ihm einzuüben (Komplex). Die alte Erfahrung ist: "Was Dich verfolgt, das will zu Dir!", d. h. es ist ein Teil der eigenen Persönlichkeit, der integriert werden soll und mit dem man sich auseinandersetzen muss.

Gleichzeitig ist dabei aber auch immer zu bedenken, dass das Fliehen ein ganz gesunder und instinktiver Selbstschutzvorgang ist, dass es oft wesentlich sinnvoller sein kann, sich durch die Flucht in Sicherheit zu bringen, als zu kämpfen oder die Konfrontation zu wagen. Vermutlich haben im evolutionären Prozess mehr Lebewesen durch rasche und geschickte Flucht überlebt als durch den offenen Kampf. Oft wird man in einer Psychotherapie die Flucht- und Ausweichmanöver des Klienten längere Zeit zulassen müssen, bis der Klient bereit und stark genug ist, dem Bedrohlichen ins Auge zu schauen.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Lutz