Holle

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Keyword: Holle

Links: Bios-Prinzip, Heilerin, Mutter, Große

Definition: Frau Holle ist meist nur noch über das Grimmsche Märchen (Nr. 24) im Bewusstsein als eine mitteleuropäische Sagengestalt und Figur. Geht man ihren Spuren im Brauchtum des Volkes nach stößt man jedoch auf eine keltisch-germanische Muttergöttin, die sich kaum von den Muttergöttinnen anderer Kulturkreise unterscheidet. Sie ist identisch mit Freya, Frau Holla, je nach Gegend mit Frau Venus, Ostara, Frau Berchta (Perchta).

Information: Entsprechend den Örtlichkeiten, an denen sie verehrt wurde, treten verschiedene Wesenszüge stärker hervor oder in den Hintergrund. Ihr Name Holda oder Hulda weist auf ihre milden, freundlichen und gnädigen Seiten hin. Die Germanen riefen sie an als Leuchtende Jungfrau, als Mutter allen Lebens. Hervorgehoben wird ihre Beziehung zum Sonnen - und Lichtkind- und damit ihre Zugewandtheit zu den Kindern. Der Fluss des Weltenbrunnens, aus dem sie die Kinder holte, wird als ihr Wohnort angegeben. Dazu gehört ihre Zugewandtheit den Gebärenden gegenüber.

Interpretation: In umfassenderem Sinne ist Frau Holle die Licht- und Naturgöttin, die den Kreislauf des Jahres mitbestimmt. Als solche ist sie Göttin des Frühlings und der neuerwachenden Natur. Die Winterholla wurde in uralten Gebräuchen als Strohpuppe verbrannt. Aus diesem Kult schälten sich unsere Faschingsbräuche – und in der Folge die Osterbräuche heraus. Der Mai wiederum war ihr geweiht als dem Frauenmonat, in dem sich die Frauen trafen, weil sich die Göttin ihr neues Kleid anzog. Daraus wurde in späteren Zeiten die Walpurgisnacht (1. Mai).

Im Hochsommer wurde Holla als Getreidegöttin und Göttin der Fruchtbarkeit gefeiert. Dieser Kult ging nahtlos auf Maria über (Mariä Himmelfahrt, Kräuterweihe, Holla-Maria in dem Ährenkranz). Als Göttin der Natur und des Lebens war sie in umfassenderem Sinne die Göttin als Wärmebringerin und Heilerin. In dieser Funktion wurden ihr die jungen Mädchen und Frauen anvertraut, um von ihr in die Geheimnisse weiblicher Natur eingeweiht zu werden. Diese Funktion ließ sie zur "Spinnstubenfrau" werden.

Während in Folge der Christianisierung ihre lichten Seiten auf Maria übertragen wurden blieben die dunklen Seiten als Göttin des Todes, die den Spinnfaden abschneidet und das Leben in den Brunnen, aus dem es gekommen ist, zurückholt, im Volks- und Aberglauben erhalten. Sie wurde zur Wintergöttin und damit zur Herrin der Toten, zur Furchtbaren mit den großen Zähnen, die als weißer Nebel mit den Toten durch die Luft fährt (Halloween) und als Führerin des Totenheeres im Schneesturm und während der 12 Nächte (der Zeit der Wintersonnwende, Weihnachten) unterwegs ist. Bis sie von den Gebrüdern Grimm (Grimm Nr. 24) als Märchenfrau wieder aufgenommen wurde, die Gold (Gutes) und Pech (Dunkles und den Tod) zuteilt, blieb sie im Christentum abergläubisch verschrien, während Maria die lichten Seiten der ursprünglich ganzheitlichen Muttergöttin zugesprochen wurden.

Im Behandlungsprozess eines vom Schicksal mit sehr vielen schweren Lebensbeeinträchtigungen bedachten Kindes tauchten zunächst die dunklen Seiten der Holle als Unholdin auf. Erschütternde Spukspiele, die die Ängste und die psychische Todesnähe dieses Kindes zum Ausdruck brachten, standen in den Anfangsstunden im Vordergrund. Mit der Zeit konnte sich das Kind jedoch Symbolen zuwenden, die neu erwachendes Leben und Fruchtbarkeit ank ündigten bzw. zum Ausdruck brachten. Das Kind spielte Pflanzen und Säen, Regen und Schnee, hantierte mit Früchten und Körnern. Schließlich erzählte es einen Traum von Frau Holle, die den Kindern Gold schenke und bei ihm gewesen sei. Danach gelang ihm über Kaufladenspiele ein sehr konstruktives Geben und Nehmen. Beeindruckend wurde über diese Therapiestunden die ganzheitliche, heilende Wirksamkeit des Symbols der Frau Holle als spürbare Realität. In einer Frauengruppe wiederum wurde das Symbol im Zusammenhang mit Mütterlichkeit und Lebendigkeit erlebbar, ihr zwiespältiges, strafendes Wesen entsprach internalisierten moralischen Instanzen Einzelner. Sie wurde in ihren lebensfördernden und ängstigenden Seiten als Repräsentantin weiblicher Identität und weiblicher Wesensseiten der anwesenden Frauen erkannt.

Literatur: Standard; Riedel, I. (2005): Frau Holle;

Autor: Laitenberger, Diethild