Faust (Goethe) und Feder: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Faust (Goethe)
'''Keyword:''' Feder


'''Links:''' [[Eros-Prinzip]], [[Logos-Prinzip]], [[Magier]], [[Teufel]]
'''Links:''' [[Bote]], [[Botschaft]], [[Fliegen]], [[Himmel]], [[Jenseits]], [[Licht]], [[Luft]], [[Vogel]]


'''Definition:''' "Faust" ist eine Tragödie von Johann Wolfgang Goethe, die 1808 veröffentlicht wurde und als eines der bedeutendsten und meistzitierten der deutschen Literatur gilt.
'''Definition:''' Die Feder wächst auf dem Körper eines Vogels und besteht aus einer Art hornigem Stiel, von dem feine rippenartige Verzweigungen ausgehen. Zusammen mit den anderen Federn bilden sie das Gefieder des Vogels; sie dienen dem Fliegen sowie dem Wärmeschutz.


'''Information:''' Keine
'''Information:''' Die Feder hat eine dem [[Vogel]] vergleichbare Bedeutung. Dies spiegelt sich auch in den etymologischen Zusammenhängen: Feder, Flug, [[Flügel]] und [[Vogel]] gehen auf eine gemeinsame indogerman. Sprachwurzel zurück: auf etwas los-, niederstürzen, fliegen, fallen.


'''Interpretation:''' Die Antike und die nordisch-romantische Welt sind für Goethe zwei Sphären, in denen sich die geformte schöne Kunstgestalt und das alle Form sprengende Genialisch-Dämonische kontrastierend begegnen. Wo diese beiden gegensätzlichen Bereiche in einer Gestalt sich unversöhnlich überkreuzend begegnen, wird diese Figur mannweiblich, hermaphroditisch. So wird Mephisto, als er in die Antike eindringt, ohne seinen nordisch-romantischen Charakter preisgeben zu können, zur Phorkyas, "des Chaos Tochter". Goethes Verdoppelungssymbolik zeigt sich besonders eindringlich an Helena während ihres Gespräches mit Mephisto-Phorkyas. Dabei wird die Zentralgestalt der Schönheit und der ästhetischen Sphäre sich selbst in einem traumhaften Hinschwinden ihrer realen Person zum Idol, zu einem zeitlosen Eidolon, das aus der wirklichen Helena und ihrem gelebten Dasein mit all seinen Verschuldungen heraustritt. Die konkrete Erscheinung wird gleichsam gespalten in eine dahinschwindende vordergründig-reale und in eine traumhaft zeitlose Sphäre und verkörpert so eine paradoxe Einheit von Sein und Nichtsein. Diese Verdoppelungsszene ist ein prägnantes Beispiel dafür, wie sich im Werk des Dichters die Urphänomene, auf die seine Sinnbilder verweisen, aus der vielfältigen Reihung und den antinomischen Polaritäten der Phänomene selbst entfalten. So konstituiert sich Goethes poetische Symbolwelt aus solcher Doppelheit, aus dem farbigen Schein des sinnlichen Diesseits und aus der leeren Nacht des übersinnlichen Jenseits.
'''Interpretation:''' Die Feder ist [[Bote]] aus dem [[Jenseits]]. Sie hat Beziehung zum himmlischen Bereich des [[Lichts]] und der [[Sonne]]. Daraus lässt sich die Bedeutung der Feder als Symbol der Macht und der Stärke verstehen.


Wilhelm Emrichs Einwände gegen oberflächliche tiefenpsychologische Werkanalysen und seine geisteswissenschaftlich fundierten Alternativen sind es wert, von literaturpsychologischen Interpreten ernsthaft geprüft und berücksichtigt zu werden. Auch bei Deutungen nach C. G. Jungs Methode sollte die Ausgangsbasis immer der Kontext der Dichtung in Verbindung mit ihrem Autor, dessen Zeit und Gesellschaft sein. Jenseits aber einer rein analog verfahrenden geschichtslosen Gleichsetzung von vergangenen mythischen und gegenwärtigen literarischen Symbolen, die Emrich zu Recht kritisiert, dürfte es nach Einbeziehung der soeben erwähnten Deutungskriterien erlaubt sein, Grundbegriffe der Analytischen Psychologie auch auf die Interpretation eines literarischen Werkes anzuwenden. Dies wird nun abschließend bei der "Faust" – Dichtung andeutungsweise versucht, was aber im engen Rahmen des vorliegenden Artikels nur in groben Umrissen geschehen kann.
Als Attribut des Vogels, welcher nach Heinrich Zimmer die "tierische Maske des schöpferischen Prinzips" ist, schmücken sich die irdischen Vertreter des Göttlichen mit Federn (z. B. Häuptlingsschmuck der Indianer, Schamanenmasken, Federbusch als Helmzier u. s. w. ).


Die Titelgestalt von Goethes Drama verkörpert das Bewusstsein oder das Ich des intellektuellen Nord- oder Mitteleuropäers. Seine Entwicklung vom absoluten Erkenntnisdrang über Triebhaftigkeit, Machtrausch, Schuldverstrickung und aktive Realitätsbewältigung bis zur transzendenten Geistwerdung ist als Individuationsweg des Menschen an sich zu verstehen. Nachdem der rastlos strebende Faust sein Scheitern als Gelehrter und Magier einsehen musste, begegnet er in Mephisto seinem Schatten, der ihn sexuellen Verwicklungen zuführen will. Höhepunkt dieser Nachtmeerfahrt ist die Walpurgisnacht, die mit all ihren Schreckgestalten den Bereich des persönlichen Unbewussten, der christlichen Hölle und des Freudschen "Es" im umfassenden Sinne symbolisiert. Der "ewig" suchende Doktor findet aber nicht das reine Triebverlangen, sondern die Liebe und trifft dabei in Gretchen auf seine persönliche Anima, die ihm ganzheitlich zugetan ist, ihn aber nicht von seiner tragischen Schuld durch die Abhängigkeit vom Schatten retten kann.
Die Feder verkörpert Leichtigkeit, Flüchtigkeit, Höhe, Raum und ist oft auch ein Bild für die [[Seele]]. Sie ermöglicht die Verbindung zu anderen Welten und verknüpft [[Leben]] und [[Tod]]. Bild dafür sind die Engelsflügel und das Federkleid, das in Mythen und Märchen die Schwanenjungfrauen, in schamanistischen Gesellschaften die Schamanen tragen. In dieser Verbindung der Feder zum Fremden und Unbekannten wurzelt ihr Bezug zur Mantik und zur Magie.


Im zweiten Teil des Dramas setzt Faust seinen Weg nicht mehr auf der individuellen, sondern einer allgemeinen, überpersönlichen Ebene fort. Hier geht die Nachtmeerfahrt hinab ins "Reich der Mütter" zu den Archetypen des kollektiven Unbewussten, das hier durch die "klassische Walpurgisnacht" und das antike Griechenland versinnbildlicht wird. Die Anima – Verkörperung ist nun Helena, die aber ausdrücklich als Idol und damit zeitloses Urbild in realer Gestalt erscheint, was ihre eigentlich überpersönliche Natur kennzeichnet. Die "heilige Hochzeit" von Faust und Helena bedeutet die Verbindung von Bewusstsein und Unbewusstem, die jedoch nur im Augenblick der "reinen" Gegenwart möglich ist. Der Vereinigung des Ichs mit dem Archetyp der Großen Mutter ist bloß ein kurzes Glück beschieden, weil die Frucht beider, das "göttliche Kind" Euphorion, an seiner Maßlosigkeit zugrunde geht. Die Magna Mater in Helenas Erscheinung zieht sich daraufhin in ihre himmlischen Gefilde zurück und verwandelt sich in die Mater gloriosa, die als "Ewig-Weibliches" Fausts transzendente Selbstwerdung unter der Führung seiner persönlichen Anima Gretchen "hinanzieht", d. h. überwacht, anregt, ermutigt und inspiriert.
Sind wir glücklich und beschwingt, fühlen wir uns "leicht wie eine Feder". Der Aspekt von Kraft und Macht drückt sich in Redewendungen aus wie "Federn lassen" oder "sich mit fremden Federn schmücken".
 
Federn spielen in einer Reihe von Märchen und Mythen eine Rolle: In "Frau Holle" (KHM 24) bedeuten die Federn, die als Schneeflocken aus den Betten von Frau Holle auf die Erde fallen, dass sich deren Reich in der Jenseitswelt befindet. In der altnord. Völundr heiratet Wieland eine Schwanenjungfrau, die ihn nach sieben Jahren verläßt und in ihre Welt zurückkehrt. Die schicksalhafte Bedeutung der Feder betont das Märchen "Die drei Federn" (KHM 63): Ein Vater lässt die [[Initiation]] seiner drei Söhne durch eine Art "Gottesurteil" in die Wege leiten, indem er drei Fn in die Luft wirft. Die Feder des Jüngsten fällt unmittelbar vor ihm auf den Boden, wo er eine Falltür entdeckt, die ihn in die Tiefe führt.
 
In der Tiefenpsychologie lässt sich die Feder auch als Ausdruck der Beweglichkeit und Flüchtigkeit der psychischen Bilder verstehen. Entsprechend vielfältig ist ihre Bedeutung. Sie ist Bild einer volatilen Botschaft aus einem umfassenderen psychischen Inhalt, ein Zeichen, das dem Ich aus dem Unbewussten zu-fällt, z. B. dem [[Selbst]]. Pars pro toto steht sie für die Symbolik des Vogels.
 
Wie eine tröstliche Botschaft erlebte eine Frau die Berührung durch eine weiße Flaumfeder, die auf das Grab ihres verstorbenen Sohnes niederschwebte. Sie fühlte sich getröstet und gestärkt und nahm die Feder mit nach Hause. Nach mehreren Tagen jedoch ging sie wieder zu dem Grab und ließ die Feder fliegen. Mit diesem rituellen Vorgang gab sie gleichsam die Seele ihres Sohnes frei. Tiefenpsychologisch lässt sich hier die Begegnung mit der Feder als synchronistisches Phänomen verstehen: die Patientin empfängt ein Signal aus dem Selbst, das ihr physisch in Gestalt der Feder am Grab ihres Sohnes begegnet. Innerpsychisch wird sie dadurch in die Lage versetzt, den verstorbenen Sohn loszulassen und selbst stärker und freier zu werden.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Schröder, Friedrich
'''Autor:''' Daniel, Rosmarie

Version vom 29. November 2011, 10:41 Uhr

Keyword: Feder

Links: Bote, Botschaft, Fliegen, Himmel, Jenseits, Licht, Luft, Vogel

Definition: Die Feder wächst auf dem Körper eines Vogels und besteht aus einer Art hornigem Stiel, von dem feine rippenartige Verzweigungen ausgehen. Zusammen mit den anderen Federn bilden sie das Gefieder des Vogels; sie dienen dem Fliegen sowie dem Wärmeschutz.

Information: Die Feder hat eine dem Vogel vergleichbare Bedeutung. Dies spiegelt sich auch in den etymologischen Zusammenhängen: Feder, Flug, Flügel und Vogel gehen auf eine gemeinsame indogerman. Sprachwurzel zurück: auf etwas los-, niederstürzen, fliegen, fallen.

Interpretation: Die Feder ist Bote aus dem Jenseits. Sie hat Beziehung zum himmlischen Bereich des Lichts und der Sonne. Daraus lässt sich die Bedeutung der Feder als Symbol der Macht und der Stärke verstehen.

Als Attribut des Vogels, welcher nach Heinrich Zimmer die "tierische Maske des schöpferischen Prinzips" ist, schmücken sich die irdischen Vertreter des Göttlichen mit Federn (z. B. Häuptlingsschmuck der Indianer, Schamanenmasken, Federbusch als Helmzier u. s. w. ).

Die Feder verkörpert Leichtigkeit, Flüchtigkeit, Höhe, Raum und ist oft auch ein Bild für die Seele. Sie ermöglicht die Verbindung zu anderen Welten und verknüpft Leben und Tod. Bild dafür sind die Engelsflügel und das Federkleid, das in Mythen und Märchen die Schwanenjungfrauen, in schamanistischen Gesellschaften die Schamanen tragen. In dieser Verbindung der Feder zum Fremden und Unbekannten wurzelt ihr Bezug zur Mantik und zur Magie.

Sind wir glücklich und beschwingt, fühlen wir uns "leicht wie eine Feder". Der Aspekt von Kraft und Macht drückt sich in Redewendungen aus wie "Federn lassen" oder "sich mit fremden Federn schmücken".

Federn spielen in einer Reihe von Märchen und Mythen eine Rolle: In "Frau Holle" (KHM 24) bedeuten die Federn, die als Schneeflocken aus den Betten von Frau Holle auf die Erde fallen, dass sich deren Reich in der Jenseitswelt befindet. In der altnord. Völundr heiratet Wieland eine Schwanenjungfrau, die ihn nach sieben Jahren verläßt und in ihre Welt zurückkehrt. Die schicksalhafte Bedeutung der Feder betont das Märchen "Die drei Federn" (KHM 63): Ein Vater lässt die Initiation seiner drei Söhne durch eine Art "Gottesurteil" in die Wege leiten, indem er drei Fn in die Luft wirft. Die Feder des Jüngsten fällt unmittelbar vor ihm auf den Boden, wo er eine Falltür entdeckt, die ihn in die Tiefe führt.

In der Tiefenpsychologie lässt sich die Feder auch als Ausdruck der Beweglichkeit und Flüchtigkeit der psychischen Bilder verstehen. Entsprechend vielfältig ist ihre Bedeutung. Sie ist Bild einer volatilen Botschaft aus einem umfassenderen psychischen Inhalt, ein Zeichen, das dem Ich aus dem Unbewussten zu-fällt, z. B. dem Selbst. Pars pro toto steht sie für die Symbolik des Vogels.

Wie eine tröstliche Botschaft erlebte eine Frau die Berührung durch eine weiße Flaumfeder, die auf das Grab ihres verstorbenen Sohnes niederschwebte. Sie fühlte sich getröstet und gestärkt und nahm die Feder mit nach Hause. Nach mehreren Tagen jedoch ging sie wieder zu dem Grab und ließ die Feder fliegen. Mit diesem rituellen Vorgang gab sie gleichsam die Seele ihres Sohnes frei. Tiefenpsychologisch lässt sich hier die Begegnung mit der Feder als synchronistisches Phänomen verstehen: die Patientin empfängt ein Signal aus dem Selbst, das ihr physisch in Gestalt der Feder am Grab ihres Sohnes begegnet. Innerpsychisch wird sie dadurch in die Lage versetzt, den verstorbenen Sohn loszulassen und selbst stärker und freier zu werden.

Literatur: Standard

Autor: Daniel, Rosmarie