Homunculus

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Keyword: Homunculus

Links: Alchemie, Golem

Definition: Homunculus von lat."Menschlein, schwaches Erdenkind" bedeutet ein künstlich geschaffener Mensch, ursprünglich eine Vorstellung der Alchemisten: Der in der Retorte geschaffene Mensch bzw. dessen Wandlung im Gefäß geschieht.

Information: In der alchemistischen Schrift des Visio Arislei ist ein dreifaches Glashaus der Ort, in dem die Helden bei großer Hitze dem Tod preisgegeben sind, um neues Leben zu finden. (Vergl. C. G. Jung GW 12, 3 § 435, 437, 449). Dieses Gefäß entspricht dem Uterus, dem Ort der Verwirklichung, der oft in der Mitte des Mandalas dargestellt wird, in welchem der Homunculus, der Lichtmensch entsteht. Aus erdhafter Tiefe brechen Flammen, aus denen der Geistkörper, das Ewige des Menschen geboren wird."In diesem durchsichtigen Gefäß schafft man gleichsam sich selber, der Doppelgänger im Glashaus ist wie ein Zweiter, der auch da ist und der Zubereitung harrt. Das ist eine Vision dessen, was wir als das Selbst bezeichnen müssen. Dort geschieht die Verwandlung zum eigenen Selbst." (vgl. Jung, Seminare Kinderträume S. 307)

In deutschen Texten kommt der Homunculus seit Goethes Faust II vor: Wagner erzeugt mit Hilfe des Mephisto auf künstlichem Weg in einer Retorte den Homunculus, das künstliche Menschlein ohne Seele nach der von Paracelsus gegebenen Anleitung. Das Problem besteht darin, ihn zu beseelen und dadurch erst zum richtigen Menschen zu machen.

Das Glas des Homunculus zerschellt am Wagen der Galatea, der griechischen Meeresnymphe und ergießt sich in die Wellen des Meeres, worauf aus den Wassern des Unbewussten der Homunculus als lebendiger Mensch aufersteht.

In Märchen kommt das Glasgefäß als gläserner Sarg vor, in welchem die Wandlung des Seelischen geschieht ("Schneewittchen" KHM Grimm 163)

Interpretation: Wie in der Alchemie der lapis (Stein der Weisen) wurde beim Homunculus auf künstlichem Weg in der Retorte der Versuch unternommen, ein wunderbares Wesen mit gottähnlichen Qualitäten zu erzeugen, welches als "deus terrestris", als Erdgott, zur Erde gehörender Gott, auch irdischer Gott bezeichnet wurde. Dies kann verstanden werden als Metapher für die inneren Erlebnisse des Alchemisten, der in der Arbeit am unbekannten Stoff die eigenen Potentiale (Selbstaspekte) erlebt. In der Entwicklung der Dreiheit in Goethes Faust, vom Knabe Lenker, Homunkulus bis zum Euphorion, alles Aspekte des puer aeternus, stellt der Homunculus die 2. Figur dar. Die Hauptfigur der hermetischen Weisheit ist Mercurius, der auch als "Stein der Weisen" oder "lux moderna" (neues Licht) bezeichnet wird. Jedoch alle Versuche, den Feuer - Knaben im "Faust" am Leben zu erhalten misslingen: der Knabe Lenker verschwindet im Feuerwerk, Homunculus zerschellt am Wagen der Galatea und Euphorion springt den schönen Nymphen nach und geht dabei in Flammen auf, was offensichtlich die Störbarkeit der inneren Prozesse widerspiegeln soll. Es heißt in der Alchemie: "Vas sit bene clausum, ut qui est intus, non evolet"- "Das Gefäß sei gut verschlossen, damit sich das, was drin ist, nicht verflüchtigt."

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette