Puppe

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Keyword: Puppe

Links: Fetisch, Kind, Puella Aeterna Spiel

Definition: Puppe (lat. puppa - kleines Mädchen, Puppe Larve) meint sowohl die Nachbildung der menschlichen Gestalt für kulturelle (Puppenspiel oder als Spielzeug) oder magische Zwecke, als auch eine Entwicklungsstufe der Insekten, ein scheinbarer Ruhezustand, in dem das Tier in einer festen Haut liegend die Verwandlung von der Larve bis zum Schmetterling vollzieht.

Information: Puppen als verkleinerte Abbilder des Menschen sind seit dem Altertum bekannt, aus einfachsten Mitteln wie Stoff, Holz, Ton selbst gefertigt oder kunstvoll aus Pappmaché, Keramik und Porzellan, heute meist aus Kunststoffen hergestellt. Sie stellen das wichtigste geschlechtspezifische Spielzeug von Mädchen dar. Mithilfe seiner Fantasie belebt das Kind die Puppe, deren äußere Gestalt nicht ausschlaggebend ist, besetzt sie mit psychischer Energie und „beseelt“ sie dadurch.

Interpretation: Puppen erleichtern dem Säugling und Kleinkind in der frühen Mutter- Kind-Beziehung als Übergangsobjekt die Trennung von der Mutter und werden somit zum Symbol für die positive Beziehung zwischen Mutter und Kind. Auch in der Geschichte des Aberglaubens und des Fruchtbarkeitszaubers (Kornpuppen) spielten Puppe eine große Rolle, dienten im Mittelalter, bei einigen Völkern bis heute zur Abwehr von Dämonen, als Träger bestimmter Zauberwirkungen oder als Votivgaben. Auch heute noch gibt es das Maskottchen (kleines Spielzeug) als Glücksbringer.

Historisch waren Puppen nicht nur Spielzeug für Kinder, sondern verkörperten gesellschaftliche Wertvorstellungen, z. B. als Trägerin der aktuellen Mode oder standesgemäßen Reputation. Kinder- und Babypuppen gibt es erst seit 1820. Der von der Spielzeugindustrie als Vermarktungsstrategie seit ca. 1960 neu geschaffene Typ der „Barbiepuppe“, die zugleich Spiel- und Medienangebot zugleich ist, bietet Mädchen eine sehr reduzierte Rollen- und Identifizierungsmöglichkeit mit am gängigen Schönheitsideal und Werten der „Spaßgesellschaft“ orientierten weiblichen Rolle.

In der Mythologie der verschiedenen Völker finden sich Beispiele, wie Puppen belebt und Geister in sie hinein gebannt werden. In Märchen stellen Puppen Aspekte der zukünftigen Persönlichkeit (inneres Potential, Selbstaspekte) der Heldin dar, die Rückbindung an die positive Beziehung zur verstorbenen Mutter, das magische Ebenbild und die Zunahme von Bewusstsein. Puppen führen als eine Art innere Stimme (Gewissen) die Heldin in den Bereich des Unbewussten. Der Märchenfigur der „lebendigen Puppe“ gab Carlo Collodi mit der Geschichte des schlaksigen Hampelmannes „Pinocchio“ neues literarisches Ansehen. „Die Puppenhaut in seinem Inneren abstreifen“ meint neue innere Freiheit zu gewinnen, sich neue Möglichkeiten zu erschließen. „Die Puppen tanzen lassen“ meint, eine heftige Auseinandersetzung führen.

Puppen werden im kindlichen Spiel zum Projektionsfeld psychischer Inhalte. Sie haben Aufforderungscharakter und regen zum Symbol-, Rollen- und Nachahmungsspiel an. Sie können zum Träger der kindlichen Projektionen (z. B. Schattenaspekte wie Aspekt des kranken, verletzten oder „bösen“ Kindes, Ich-Ideal usw.), aber auch zu einem Entwurf zukünftiger Möglichkeiten und inneren Ressourcen (Selbstaspekten) werden. Das Spiel mit der Puppe ist oft der Spiegel für die erlebten Erfahrungen in der Beziehung zu den Eltern, dient der Kompensation im Sinne der Wunscherfüllung oder belebt kathartische Aspekte (Abreaktion).

In der therapeutischen Arbeit mit Kindern, aber auch Jugendlichen und Erwachsenen kann die Identifikation mit einer Puppe Distanz und Freiraum schaffen und ermöglichen, diesen gewählten Stellvertreter bisher geheime, als peinlich oder schwierig empfundene Gedanken und Gefühle äußern zu lassen, wie auch regressive Bedürfnisse zu zeigen.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette