Kirche

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Keyword: Kirche

Links: Kloster, Kirche-Gebäude

Definition: Kirche [mhd. kirche, ahd. kiricha; spätgriech. kyrikón= Gotteshaus, zu älter: kyriakón, eigtl. = das zum Herrn gehörende (Haus), zu: kýrios= Herr]: 1. geweihtes Gebäude mit einem oder mehreren [Glocken]türmen, in dem die Mitglieder einer christlichen Glaubensgemeinschaft Gottesdienst abhalten, beten, liturgische Handlungen vollziehen u. a.

Information: Die Kirche hat ihre Wurzeln in der antiken Hochkultur des Vorderen Orients; sie blühte, als Germanien noch krudes Entwicklungsgebiet war. Die einheimische Religion und Kultur verschwanden bei der Christianisierung weitgehend. Kirche stammt vom grch. Beiwort kyriake: zum Herrn (Kyrios) gehörig. Aus kyriake wurde bei den Westgermanen im 5. Jh. Kirika, woraus sich in den germanischen Sprachen die Wörter Kirche und Church bildeten. Wenn man in der Umgangssprache fragt: "Wann ist heute Kirche ?", ist nicht das Gebäude, sondern der Ritus gemeint, der zelebriert wird. Kirche bedeutet beides: Haus und Ritus für den Kyrios.

Die röm. -kath. Kirche verbindet die Gläubigen mit dem Kyrios mittels ihrer Sakramente (Taufe, Firmung, Beichte, Eucharistie, Salbung; Eheschliessung und Priesterweihe). Die Sakramente bewirken ewiges Heil. Bei der Taufe wird die Macht der Erbsünde gebrochen, sodass der Mensch fähig wird, Gott wohlgefällig zu leben. In der Eucharistie ist der Gottessohn im gewandelten Brot und Wein real anwesend und geht beim Genuss des Sakramentes in die Gläubigen ein, um diese dem ewigen Leben zuzuführen. Der Gottessohn hat die Apostel mit ritueller Vollmacht (Potestas Sacra) ausgestattet; diese wird durch die Priesterweihe in der Apostolischen Sukzession von Generation zu Generation weitergereicht. Darum sind Sakramente heilswirksam; ohne sie gelangt niemand zum Heil. Jesus übertrug seine Potestas Sacra auf Petrus: "Du bist Fels (petros), und auf diesem Gestein (petra) will ich meine Gemeinde bauen" (Matth. 16, 18). Der Weltkatechismus erklärt die Bedeutung dieser Szene in §§ 880-82: "Als Christus die Zwölf bestellte, setzte er sie nach Art eines Kollegiums ein, an dessen Spitze er den aus ihrer Mitte erwählten Petrus stellte. Wie nach der Bestimmung des Herrn der heilige Petrus und die übrigen Apostel ein einziges apostolisches Kollegium bilden, so sind in gleicher Weise der Römische Bischof, der Nachfolger des hl. Petrus, und die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, unter einander verbunden. Der Herr hat einzig Simon, dem er den Namen Petrus gab, zum Felsen seiner Kirche gemacht. Er hat Petrus die Schlüssel der Kirche übergeben und ihn zum Hirten der ganzen Herde bestellt. Dieses Hirtenamt des Petrus gehört zu den Grundlagen der Kirche. Der Papst hat kraft seines Amtes, nämlich des Stellvertreters Christi und des Hirten der ganzen Kirche, die volle, höchste und allgemeine Vollmacht über die Kirche."

Interpretation: Die Tiefenpsychologie erkennt in der Kirche eine Projektion der Ich-Selbst -Achse; die psychische Realität der Beziehung zwischen Ich und Selbst wird nach außen, auf die Institution der Kirche projiziert, wodurch die Religiosität, die Beziehung zwischen Ich und Selbst, kollektiv geregelt wird. Die Projektion funktioniert so lange, bis sie durchschaut wird. Wer seine Ich-Selbst -Achse selbstständig pflegt, braucht keine Heilsanstalt mehr. Das bedeutet jedoch nicht, dass es zur Pflege der Spiritualität nicht Orte und Fachleute brauche, welche Suchende kompetent und effizient begleiten."Kirche" in diesem Sinn ist ein spiritueller Ort der Begegnung für Menschen jeglicher Herkunft; das einzige Credo besteht in der ernsthaften Bemühung um persönliche Reifung.

Literatur: Standard

Autor: Kaufmann, Rolf