Verwandlung

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Keyword: Verwandlung

Links: Übergang, Wandlung, Individuation

Definition: Die Bewegung und Veränderung von Zustand, Phänomenologie und/ oder Charakteristik.

Information: Die ägyptische Mythologie bezeichnet Osiris als „der Herr der Gestaltungen, der alle Seinsformen in sich birgt; er offenbart sich im Wasser des Nils, im aufsprießenden Korn etc. Die Verwandlungsfähigkeit des Verstorbenen ist symbolischer Ausdruck für seine Unsterblichkeit “ (Lurker, M. (1989).

Interpretation: Die Verwandlung hat in sich verschiedene Seinsformen geborgen. „Die Raupe löst sich im Kokon vollständig auf und wird in dessen unscheinbarer Gestalt auf unbegreifliche Weise in einen farbenprächtigen Schmetterling verwandelt. Wie der Falter den Kokon abstreift und hinter sich lässt, so streift die unsterbliche Seele den toten Körper ab und entflieht ihm" (Kachler, R. (2005).

Im christlichen Gottesdienst wird der Leib Christi verwandelt in eine Hostie und das Blut Christi, verwandelt in Wein, den Gläubigen beim Abendmahl gereicht. Hier wird die Verwandlung des Zustandes einer Materie in eine andere Materie mit Hilfe des heiligen Geistes gefeiert. Es kann als archetypisches Geschehen mit „numinosem" Charakter gesehen werden, von dem Menschen unterschiedlich intensiv ergriffen werden. Während „Wandlung" die Veränderungen und Wandlungsprozesse in der menschlichen Entwicklung meint, bezieht sich die Verwandlung auf die Entwicklung aus der Materie heraus in die geistige Dimension des Seins. Das Sterben ist die letzte Stufe dieser Verwandlung. Im Entwicklungsprozess des Menschen werden Verwandlungen als Symbol für die Überwindung einer psychischen Sackgasse im Märchen und in der Literatur beschrieben. In dem Märchen z. B. „die Nixe im Teich " werden kurz vor der Erlösung des Jägers aus den Klauen der Nixe, sowohl die rettende Frau als der Mann in eine Kröte und einen Frosch verwandelt, damit die Flut des überlaufenden Teiches sie nicht tötet. Als die Gefahr vorüber war, werden sie zurückverwandelt in menschliche Gestalten, haben sich aber inzwischen verloren. Sie hüten beide eine Schafherde, und begegnen und erkennen sich erst Jahre später wieder. Hier scheint die Zeit für das Zusammenleben noch nicht reif gewesen zu sein. Beide haben die persönliche Individuations-Aufgabe als Frau und Mann zu erfüllen, bevor sie sich gereift als Paar wiederfinden dürfen.

Diese Schritte der Verwandlung im Kontext des Individuationsprozesses sind im therapeutischen Alltag ein grundlegendes Thema. Sie zeigen sich in der Projektion auf Symbole z. B. im Traum, in der Imagination, im therapeutischen Sandspiel als Ausdruck des energetischen Flusses auf der Ich-Selbst -Achse. Im Umgang mit dem Tod im therapeutischen Prozess, wird der Tod geliebter Menschen durch die Verwandlung von einer bisher real in Zeit und Raum gelebten Beziehung in eine dauerhaft geistige Bindung gestaltet. Der verstorbene Mensch lebt auf geistiger Ebene weiter in der Familie mit. Dieser Prozess kann sich über die Gefühle der Trauer, des Verlustes, der Wut zu dem Verstorbenen hin in langsamen Schritten vollziehen. Mit diesem neuen Modell in der Trauerarbeit wird das alte Modell der Ablösung vom Verstorbenen erweitert. Es geht von der Theorie der unio mystica aus. „Die Welle und das Meer sind eins " (Jäger, W. (2005).

In einer Therapie mit einer 38 jährigen Frau, die ihr 3. Kind bei einer Herzoperation verloren hat, konnte der große Schmerz und die Trauer um das kleine Mädchen sich über einen Zeitraum von 4-5 Jahren allmählich in eine tragende geistige Beziehung zu dem verstorbenen Kind verwandeln. Wesentlich ist, den trauernden Menschen sehr viel Zeit zu geben, um den realen Verlust zu betrauern, sodass ganz langsam aus der Tiefe der Seele die archetypische Möglichkeit der Bindung in die Ewigkeit gefunden werden kann.

Literatur: Standard

Autor: Leibig, Margarete