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'''Keyword:''' Mandala
'''Keyword:''' Unten


'''Links:''' [[Null]], [[Eins]], [[Einheit]], [[Kreis]], [[Selbst]]
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'''Definition:''' Das Mandala (sanskrit: Kreis, heiliger Kreis; zusammengesetzt aus: "Manda"=Essenz oder Mitte und "la"=Vollendung) ist ein universal verbreitetes Symbol, das auf die Einheit, Polarität und Ganzheit des Menschen in seiner Beziehung zum Universum hinweist.
'''Definition:''' Unten ist eine Richtungsangabe, die sich auf eine vom Beobachter aus betrachtet tiefer gelegenen Stelle, an einem tief gelegenen Ort bezieht. Unten und oben sind entgegengesetzte Richtungen, bei denen die Schwerkraft der Erde zur Definition verwendet wird. Oben ist die Richtung entgegen der Schwerkraft, unten ist die Richtung mit der Schwerkraft.


'''Information:''' Überall auf der Welt, wo Menschen versuchen, etwas Einheitliches und Alles-Übergreifendes zu gestalten und in eine klar gegliederte Ordnung zu bringen, greifen sie spontan auf Mandala-Formen zurück.
'''Information:''' Die Polarität "Oben - Unten" ist eine der Urpolaritäten. Auf- und Abstieg, Extraversion und Introversion, Progression und Regression sind die beiden Seiten des einen rhythmisch-zirkulären Lebensprozesses, die sich gegenseitig fordern und bedingen. Das ständige Auf und Ab alles Lebendigen ist der Pulsschlag der Schöpfung. Das eine gibt es nicht ohne das andere.


In China, Japan und Tibet gibt es zwei grundlegende Typen von Mandala, die zwei Grunddynamiken des Universums darstellen: die Differenzierung - Evolution - des Universums aus der Einheit in die Vielheit und die Integration - Involution - aus der Vielheit in die Einheit. Die Gestaltung, Ritualisierung, Meditation oder Imagination eines Mandala dient meist dazu, sich auf den höchsten religiösen Wert oder die eigene schöpferische Mitte hin zu orientieren und abzustimmen.
Viele Schöpfungsmythen lassen die Welt- und Selbst-Bewusstwerdung des Menschen beginnen mit einer Aufspaltung der uranfänglichen Einheit in einen oberen und einen unteren Bereich: Himmel und Erde, Geist und Materie.


Mandalas werden auf Papier oder Stoff gemalt, in Bronze und Gold gestaltet oder in Stein gehauen, finden sich aber auch sehr oft der Architektur, in der Gestaltung von Räumen, Fenstern, Gartenanlagen, Kirchen, in der Kunst, in der Natur, z. B. in Blüten und Zellen, und auch in vielen weiteren alltäglichen Zusammenhängen.
'''Interpretation:''' Entsprechend der in unserer logos-orientierten und leistungsorientierten Gesellschaft überwiegend positiven Bewertung des Oben, wird in ihm der Bereich des Unten vorwiegend mit negativen Qualitäten und Eigenschaften versehen. Das Untere, als das weiblich-mütterliche Yin-Prinzip, als der Mond, die Erde, die Natur, der Körper, die Materie, das Dunkle, das Unbewusste, das Vieldeutige, das Chaos, der Trieb- und Instinktbereich, wird zum Schlechten und Bösen, zum Fleischlichen, Triebhaften und Sündigen. Das spiegelt sich auch sehr deutlich in unserer Sprache. Wir sind z. B."heruntergekommen", "abgestiegen" und "abgefallen" von den erhabenen Höhen des Geistes und eines "edleren Menschentums" in die dunklen "Niederungen" der menschlichen Irrungen und Wirrungen.


Das Mandala hat in den letzten Jahrzehnten breite Popularität erlangt, angefangen von den Mandala-Ausmahlbüchern für Kinder, über zahllose Mandalapostkarten und viele Mandalabücher bis hin zu Computerbildschirmschonern, bei denen sich zahllose Mandalastrukturen selbst generieren.
Wenn wir uns depressiv und schlecht fühlen, sind wir "down" oder gar "ganz unten", wir haben unseren "Tiefpunkt". Wir werden "heruntergemacht" oder lassen uns "unterkriegen" oder sind "unten durch". Eine Ausnahme bildet der Begriff der Tiefe, der auch in positiven Zusammenhängen auftaucht (tiefste Wahrheit, etwas vertiefen, tiefgründig, tiefsinnig etc.). Tiefensymbolisch ist unten die Große Mutter mit ihrer Doppelnatur, mit ihrem lebenschenkenden und lebenerhaltenden Aspekt und ihrer furchtbaren, verschlingenden und tötenden Seite. Das Gefangensein in ihrem Bereich stellt nicht nur einen wichtigen Faktor seelischer Erkrankungen dar, sondern ist eine der großen Gefahren der Menschheit überhaupt. Gerade die Hybris des Ichbewusstseins mit seiner Abwertung und Abspaltung des Unteren macht es schwach und blind für die geheimen, hinterrücks wirkenden Einflüsse der negativen Aspekte des Archetyps der "Großen Mutter", wie sie z. B. in der Dominanz der Naturwissenschaften, im Materialismus, im Kollektivismus und in der Überbetonung der Objekt- und Tatsachenwelt sichtbar werden.


'''Interpretation:''' Mandalaformen finden sich in unendlichen Variationen in praktisch allen religiösen Traditionen. Dort symbolisiert das Mandala das Göttliche und das Universum, seine Einheit und Vielgestaltigkeit, sein Geheimnis und seine Offenbarung. In die Mitte des Mandala werden in der Tradition häufig Symbole des höchsten Wertes eingefügt: z. B. ein Diamant, eine goldene Blüte, eine Gottheit wie z. B. Jesus, Buddha, eine mythologische Gestalt wie z. B. Hermes-Mercurius in der [[Alchemie]], das göttliche Kind ([[Kind, göttliches]]), ein [[Yin und Yang]]- Symbol oder das sich vereinigende göttliche Paar ([[Tantrismus]]).
Mit zunehmender Einsicht aber in die selbstzerstörerische Wirkung der Hybris des modernen Menschen und durch die Relativierung der einseitig-patriarchalen Wertvorstellungen kommt es auch zu einer Wandlung in der Beziehung zum Unteren. Diese in der Renaissance begonnene und in der Romantik fortgesetzte Umwertung fand in der Frauenbewegung, in der Tiefenpsychologie und in der Humanistischen Psychologie ihren deutlichsten Ausdruck. Man wendete sich dem matriarchalen, lunaren Bewusstsein zu, entdeckte die Sprache und Weisheit des Körpers und der Natur und erschloss sich die Bereiche des Gefühls und der Sinnlichkeit. Das Untere wurde als schöpferische Matrix, als eigentliche Lebensbasis, als Ort der elementaren Bedürfnisse, Überlebensinstinkte, der Lebensquelle und Lebensenergie, der Regeneration, der Inspiration, der Kreativität und der Bewusstseinserweiterung erkannt. Es hat eine radikale "Umwertung der Werte" stattgefunden. Alles Gute kommt nicht mehr von oben, sondern auch von unten, aus der Materie, der Erde, aus dem Körper und dem Unbewussten. Selbst der Ursprung des Geistes, den man früher als etwas empfand, das gewissermaßen losgelöst und freischwebend von oben über den Menschen kam, findet sich in der Materie und im Unbewussten. Das Ziel ist nicht mehr die Beherrschung und Besiegung des Unteren, sondern seine Erlösung und schöpferische Integration.
 
Die Häufigkeit, mit der Mandalas überall auf der Welt zu finden sind, weist darauf hin, dass ihre Symbolik und ihre Gestalt der menschlichen Psyche in hohem Maße entspricht, sowohl ihr Ordnungs- und Strukturbedürfnis als auch ihr emotionales und ästhetisches Empfinden befriedigt. Nicht nur religiöse und meditative Bilder, auch philosophische und psychologische Anschauungsmodelle haben oft eine Mandalaform und meist nicht mehr als drei bis fünf Elemente.
 
Das Mandala nimmt sowohl an der Symbolik der geometrischen Grundfiguren [[Punkt]], [[Linie]], [[Dreieck]], [[Quadrat]] und [[Kreis]], als auch an der Symbolik der [[Zahl]]en teil. Das Mandala hat meist folgende Grundelemente: a) einen äußeren Kreis, b) einen Mittelpunkt (das innere Zentrum) und c) eine den Mittelpunkt umgebende Vierer-Struktur, die oft als [[Kreuz]] oder Quadrat dargestellt wird.
 
Die einfachste Form des Mandala ist ein Kreuz im Kreis. In den klassischen Mandaladarstellungen wird diese Grundstruktur vielfältig variiert. Viele Mandalas verwenden weitere Unterteilungen, die meist ein Vielfaches der Zahlen zwei und drei sind, also sechs, acht, zwölf und sechzehn. Die ersten sechs Zahlen einschließlich der Null und die ihnen zugeordneten Grundformen erscheinen aber von ihrer symbolischen Bedeutung her als die wichtigsten ([[Null]], [[Eins]], [[Zwei]], [[Drei]], [[Vier]], [[Fünf]], [[Sechs]]).
 
Die umfassende Bedeutung des Mandala für die Psyche wurde besonders von C. G. Jung herausgearbeitet. Er hat über viele Jahre selber Mandala s gemalt, ohne zunächst etwas von der östlichen Bedeutung der Mandala s als Meditationsgegenstand zu wissen. Ihm hilft das Mandala, vor allem in Krisensituationen, in die Fülle seiner [[Fantasie]]n Ordnung und Orientierung zu bringen. Er hat den Eindruck, dass seine spontanen Mandalazeichnungen seiner jeweiligen inneren Verfassung entsprechen. Mandala sind für ihn symbolische Aussagen über den Zustand seines [[Selbst]], die ihm vom Unbewussten zugestellt werden und er hat den Eindruck, sein Selbst und seine Ganzheit am Werk am Werk zu sehen."Erst als ich die Mandalas zu malen anfing, sah ich, dass alles, alle Wege, die ich ging, und alle Schritte, die ich tat, wieder zu einem Punkte zurückführten, nämlich zur Mitte. Es wurde mir immer deutlicher: das Mandala ist das Zentrum. Es ist der Ausdruck für alle Wege. Es ist der Weg zur Mitte, zur Individuation." (Jaffé, Jung, 1962, S. 199f)
 
Diese Bedeutung hat das Mandala vor allem dann, wenn es als spontanes Bild in der Psyche auftaucht, wenn es Ausdruck der transzendenten Funktion ist, und weniger, wenn das Mandala zeichnen oder Mandala malen als pädagogische oder therapeutische Methode oder religiöse Praktik eingesetzt wird, um einen Menschen "zum richtigen Punkt" zu führen (vgl. Jung, GW 12, § 126) - obwohl es auch hier eine ordnende, zentrierende und heilende Funktion haben kann.
 
C. G. Jung schildert in einem Aufsatz zur Mandalasymbolik den Traum eines jungen Mannes, bei dem der Träumer sich auf Schiff befindet und mit einer neuen Methode der Ortsbestimmung beschäftigt ist. Er ist bald zu weit, bald zu nah: der richtige Ort ist in der Mitte. Eine Karte ist da, auf der ein Kreis mit dem Mittelpunkt eingezeichnet ist. (Jung, GW 12, Traum 8, S. 132)
 
Jung kommentiert: "Die hier gestellte Aufgabe ist offenbar die, den Mittelpunkt, den richtigen Ort, festzustellen. Dies ist der Mittelpunkt eines Kreises. Dem Träumer fiel bei der Niederschrift des Traumes ein, dass er kurz zuvor von Scheibenschießen geträumt hatte; er schoss bald zu hoch, bald zu tief. Das richtige Ziel lag in der Mitte. Beide Träume kamen ihm als sehr bedeutsam vor. Die Scheibe ist ein Kreis mit einem Mittelpunkt. Der Ort auf See wird bestimmt nach den scheinbar um die Erde rotierenden Gestirnen. Der Traum schildert demnach eine Tätigkeit, welche darauf zielt, ein objektives Zentrum zu konstruieren oder zu bestimmen. Es ist ein Mittelpunkt außerhalb des Subjektes."


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Müller, Lutz
'''Autor:''' Müller, Lutz

Version vom 22. November 2011, 11:34 Uhr

Keyword: Unten

Links: Abgrund, Abstieg, Bios-Prinzip, Dunkelheit, Erde, Fallen, Heros-Prinzip, Mutter, große Nacht, Nachtmeerfahrt, Oben, Regression, Sexualität, Tiefe, Trieb, Treppe, Unbewusstes, Unterwelt

Definition: Unten ist eine Richtungsangabe, die sich auf eine vom Beobachter aus betrachtet tiefer gelegenen Stelle, an einem tief gelegenen Ort bezieht. Unten und oben sind entgegengesetzte Richtungen, bei denen die Schwerkraft der Erde zur Definition verwendet wird. Oben ist die Richtung entgegen der Schwerkraft, unten ist die Richtung mit der Schwerkraft.

Information: Die Polarität "Oben - Unten" ist eine der Urpolaritäten. Auf- und Abstieg, Extraversion und Introversion, Progression und Regression sind die beiden Seiten des einen rhythmisch-zirkulären Lebensprozesses, die sich gegenseitig fordern und bedingen. Das ständige Auf und Ab alles Lebendigen ist der Pulsschlag der Schöpfung. Das eine gibt es nicht ohne das andere.

Viele Schöpfungsmythen lassen die Welt- und Selbst-Bewusstwerdung des Menschen beginnen mit einer Aufspaltung der uranfänglichen Einheit in einen oberen und einen unteren Bereich: Himmel und Erde, Geist und Materie.

Interpretation: Entsprechend der in unserer logos-orientierten und leistungsorientierten Gesellschaft überwiegend positiven Bewertung des Oben, wird in ihm der Bereich des Unten vorwiegend mit negativen Qualitäten und Eigenschaften versehen. Das Untere, als das weiblich-mütterliche Yin-Prinzip, als der Mond, die Erde, die Natur, der Körper, die Materie, das Dunkle, das Unbewusste, das Vieldeutige, das Chaos, der Trieb- und Instinktbereich, wird zum Schlechten und Bösen, zum Fleischlichen, Triebhaften und Sündigen. Das spiegelt sich auch sehr deutlich in unserer Sprache. Wir sind z. B."heruntergekommen", "abgestiegen" und "abgefallen" von den erhabenen Höhen des Geistes und eines "edleren Menschentums" in die dunklen "Niederungen" der menschlichen Irrungen und Wirrungen.

Wenn wir uns depressiv und schlecht fühlen, sind wir "down" oder gar "ganz unten", wir haben unseren "Tiefpunkt". Wir werden "heruntergemacht" oder lassen uns "unterkriegen" oder sind "unten durch". Eine Ausnahme bildet der Begriff der Tiefe, der auch in positiven Zusammenhängen auftaucht (tiefste Wahrheit, etwas vertiefen, tiefgründig, tiefsinnig etc.). Tiefensymbolisch ist unten die Große Mutter mit ihrer Doppelnatur, mit ihrem lebenschenkenden und lebenerhaltenden Aspekt und ihrer furchtbaren, verschlingenden und tötenden Seite. Das Gefangensein in ihrem Bereich stellt nicht nur einen wichtigen Faktor seelischer Erkrankungen dar, sondern ist eine der großen Gefahren der Menschheit überhaupt. Gerade die Hybris des Ichbewusstseins mit seiner Abwertung und Abspaltung des Unteren macht es schwach und blind für die geheimen, hinterrücks wirkenden Einflüsse der negativen Aspekte des Archetyps der "Großen Mutter", wie sie z. B. in der Dominanz der Naturwissenschaften, im Materialismus, im Kollektivismus und in der Überbetonung der Objekt- und Tatsachenwelt sichtbar werden.

Mit zunehmender Einsicht aber in die selbstzerstörerische Wirkung der Hybris des modernen Menschen und durch die Relativierung der einseitig-patriarchalen Wertvorstellungen kommt es auch zu einer Wandlung in der Beziehung zum Unteren. Diese in der Renaissance begonnene und in der Romantik fortgesetzte Umwertung fand in der Frauenbewegung, in der Tiefenpsychologie und in der Humanistischen Psychologie ihren deutlichsten Ausdruck. Man wendete sich dem matriarchalen, lunaren Bewusstsein zu, entdeckte die Sprache und Weisheit des Körpers und der Natur und erschloss sich die Bereiche des Gefühls und der Sinnlichkeit. Das Untere wurde als schöpferische Matrix, als eigentliche Lebensbasis, als Ort der elementaren Bedürfnisse, Überlebensinstinkte, der Lebensquelle und Lebensenergie, der Regeneration, der Inspiration, der Kreativität und der Bewusstseinserweiterung erkannt. Es hat eine radikale "Umwertung der Werte" stattgefunden. Alles Gute kommt nicht mehr von oben, sondern auch von unten, aus der Materie, der Erde, aus dem Körper und dem Unbewussten. Selbst der Ursprung des Geistes, den man früher als etwas empfand, das gewissermaßen losgelöst und freischwebend von oben über den Menschen kam, findet sich in der Materie und im Unbewussten. Das Ziel ist nicht mehr die Beherrschung und Besiegung des Unteren, sondern seine Erlösung und schöpferische Integration.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Lutz