Wassermann

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Keyword: Wassermann

Links: Astrologie, Wasser

Definition: 1. Sternbildzeichen; 2. Wasserdämon, meist mit menschlichem Oberkörper und Fischschwanz.

Information: Keine.

Interpretation: In Märchen, Sagen, Volksglauben, romantischer Dichtung ist der Wassermann Personifikation des triebhaften, verschlingenden oder ratgebenden Unbewussten, auch des Animus oder Schattengeliebten. Wohnt auf dem Grund von Gewässern, Attribut Dreizack, der Gestalt antiker Meergottheiten verwandt, vor allem Poseidon (röm. Neptun) und seinem Tritonengefolge. Im Weiteren gr. Okeanos, assyr. Fischgott Dagon, babyl. Oannes, Personifikation von Flussgottheiten („Vater Rhein“ etc).

Die Ägypter kennen die Zwittergestalt des Wasserträgers Hapi, der von einer Höhle in der Nähe des ersten Katarakts aus über die Nilflut herrscht und aus seinen Amphoren Wasser in den Himmel und auf die Erde gießt. Er hat Frauenbrüste und kann als Symbol der Vereinigung von Gegensätzen angesehen werden („Temperance“ im Tarotspiel). Die Figur des Hapi wird mit dem Sternbild Wassermann in Verbindung gebracht. Der Regen als „Himmelswasser“, das die Nilflut verursacht, ist eine Wandlungsform des Geistes, welcher der Welt der Gegensätze vorausgeht als eigentlicher Beweger des Seins. Ein anderer Wassermann-Mythos ist die Entrückung des Zeus-Lieblings Ganymed, Mundschenk himmlischer Ambrosia.

Die Bezeichnung „Wassermann-Zeitalter“ bezieht sich auf einen (ungefähren) Zeitraum zwischen ca. 1950 und 4050 n. Chr.), in welcher der Frühlingspunkt (20. März) präzessionsbedingt durch das Sternbild Wassermann wandert. Durch die Kreiselbewegung der Erdachse verschiebt sich dieser Punkt rückläufig. In astrologischer Sicht trägt jeder „Weltmonat“ (eine vollständige Kreiselbewegung dauert ca. 25 200 Jahre = platonisches Weltjahr) die Prägung des entsprechenden Tierkreiszeichens. Vom Wassermann-Zeitalter, als einem „New Age“ wird das Erreichen einer neuen Evolutionsstufe erwartet. Die im vorhergehenden „Fische-Zeitalter“ durch Christus in die Welt getragene religiöse Idee der Gottessohnschaft des Menschen soll zur individuellen Erfahrung geistiger Herkunft werden, und vom Individuum her eine neue Art der Gemeinschaft schaffen. Diese beruht auf der bewussten Individuation des Einzelnen, dem Durchsichtig-Werden alles Gewordenen auf einen gemeinsamen geistigen Urgrund hin, und auf der Fähigkeit, dieses Bewusstsein, das alle „klassischen“ Dualitäten überwindet und auch die Geistigkeit der Materie anerkennt, im Verhalten zu Mensch, Welt und Dingen umzusetzen („diaphanes“ „integrales Bewusstsein“. bei J. Gebser; K. Wilber).

Voraussetzung ist das Anerkennen des Schattens und des „Bösen“ als realer Wirkmacht. In der christlichen Überlieferung erscheint an der Schwelle des neuen Bewusstseins der Antichrist: „Aquarius entzündet die scharfen / harten (acer) Kräfte Lucifers“ (GW 11, § 733) Dieser Geist -Archetypus ist eine ambivalente Doppelgestalt, und im Wassermann-Zeitalter werden beide zunächst in leidenschaftlichen Zwiespalt geraten, was zur Gefahr einer Spaltung des kollektiven Bewusstseins führt.

Den dunklen Geist-Aspekt sieht C. G. Jung in allen „-Ismen“, in einer fortschreitenden irrationalen Rationalität. Sie muss als Schatten erkannt und integriert werden. Der Mensch selber ist sozusagen das Mischgefäß (vas hermeticum) für das Zusammenbringen der Gegensätze. Das Sternzeichen Wassermann trägt auch den Namen „Amphora“ (Gefäß).

Seit 1781 (vorher Saturn) ist dem Wassermann astrologisch zugeordnet der Planet Uranus, der für blitzartiges Umspringen, Diskontinuität, sensorische Extreme, Dekonstruktion, übersteigerten Innovationsdrang, höchste Beschleunigung bis zur Überstürzung steht. Das Organisch-Natürliche wird durch Abstraktion und Retortenfaszination entwertet, die konkrete Lebenswelt nur noch medial abgespiegelt in die Überzeichnung sensationeller Künstlichkeit, die Realität verschwindet in einer Scheinwelt unsichtbarer Technologie mit unheimlicher Tendenz zur Verselbstständigung. Unterm Vorwand, die Freiheit des Einzelnen aufzuwerten, werden traditionelle soziale Netzwerke und seelisches Mitgefühl des „Fische-Zeitalters“ aufgekündigt. Dagegen steht anonyme Macht-Vernetzung (Globalisierung). Der „Alte König “ des Wassermanns ist Saturn, der diese Strukturen rational legitimiert. Das Hauptinteresse sieht den Menschen als die „bessere Maschine “. Kaltschnäuzige, abweisend bis gewalttätige Strukturen und Materialien („Techno“) durchziehen Alltagswelt, Kulturbetrieb, Phantasie. Andererseits führt die zunehmende Durchmischung der Kulturen zur Besinnung auf das „eigentlich Menschliche“ des Menschen ohne Ansehung von Nationalität und Status. Suche nach dem Gemeinsamen auch in den Religionen, Öffnung starrer Grundsatzpositionen hin zu pluralistischen Theorien, Versuche, Prozesse durchsichtig zu machen, gemeinsame Orientierungen zu finden (Uno, Ethik-Rat), Wertschätzung der menschlichen Kognition als Chance, Unbewusstes bewusst zu machen. Der klare Geist, unabhängig von Mode und gewohnten Bindungen. Projektionsfiguren übermenschlichen Helden- und Helfertums sind alle Superman-Variationen. Im Genre Science-Fiction berühren sich Magie und Technologie.

Der Wassermann in der Astrologie ist das 11. Zeichen im Jahreslauf. Die festgefügten autoritätsorientierten Bindungen werden abgelöst zugunsten von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, die aber nur auf der Basis individuierter Einzelsubjekte mit entwickelten pro-sozialen Empfindungen möglich ist. Der zugehörige Planet ist Uranus (bis 1781 Saturn), das Element Luft, die Qualität fix (konzentriert). Allgemeine Grundprinzipien sind Überwindung natürlicher Widerstände, geistige Kreativität, Integration der Gegensätze durch Verstehen, Toleranz, Überschreitung der segmentierenden Denknorm, Methodenvielfalt. Erkenntnis der Sonderstellung (und -Verantwortung) des Menschen im Kosmos, Durchsichtigmachen bestehender Strukturen. Die Instinktnatur ist auf wahlverwandtschaftliche Gruppenbildung gerichtet, das seelische Bedürfnis wünscht Freiheit von kollektiven und gefühlshaften Zwängen, Entpolarisierung, freies Miteinander.

Schattenaspekte: Schizophrene Spaltungsstrukturen, Denaturierung, Unterdrückung des Schwachen und Alltäglichen, Ideologisierung radikaler Gewalt, elitäre Isolation, Anarchie.

Literatur: Standard

Autor: Romankiewicz, Brigitte