Blume

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Keyword: Blume

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Definition: Blüte, auch die Pflanze, die Blüten trägt (Sommerblumen, Stauden, Zimmerpflanzen)

Information: Im Ägypten der Pharaonen glaubte man, dass im Duft der Blume göttliche Kraft steckte. Blumen und Kränze schmückten Festtafeln und Festgäste und begleiteten als Sträuße und Girlanden die Menschen auf dem Weg durch das Leben und ins Jenseits. So benutzen wir Blumen auch heute noch. Die innige Liebe zu Gärten und Blumen spiegelte sich in der ägyptischen Poesie. Auch das Hohe Lied Salomons ist voller Anspielungen und Vergleiche mit Blumen.

Die griechische Antike liebte Blumen und Kränze aus aromatischen Kräutern und Zweigen, durchwirkt von farbigen Blüten. Auch die Gräber wurden mit duftenden Blumen bepflanzt, denn der Wohlgeruch galt als Zeichen für die Verklärung der Toten. Die Grabesblumen haben eine besondere Bedeutung. Sie gehören dem Toten und dürfen nicht gepflückt werden. Aphrodite, die »veilchenbekränzte« Göttin der Liebe, war die Beschützerin der Blumen und Gärten.

Die Diskussion über die "Blumenseele" wurde von Aristoteles eingeleitet, der eine Hierarchie des Lebendigen aufstellte. Er gab der Pflanze eine Stellung zwischen unbelebter Natur und Tierreich und gestand ihr trotz der Unfähigkeit, sich von der Stelle zu bewegen, eine spezifische "Pflanzenseele" zu. Cleve Backster, ein amerikanischer Lügendetektor-Experte, glaubte mittels eines Galvanometers und anderer Instrumente nachweisen zu können, dass Pflanzen »Gefühle« zeigen.

Während der römischen Kaiserzeit wurde ein ungeheurer Luxus mit Blumen getrieben. Mit dem Zusammenbruch des röm. Imperiums um 550 n. Chr. verschwand diese raffinierte Blumenkunst in Europa für einige Jh., denn die frühen Christen betrachteten Blumen und Bilder als Sinnbilder einer dekadenten heidnischen Kultur mit großem Misstrauen. Lediglich in den Klostergärten durften neben den Heilpflanzen auch Blumen zum reinen Vergnügen wachsen.

Seit Ende des 16. Jh. hat sich die europäische Pflanzenwelt verändert. Prachtzwiebeln kamen aus dem Orient, allen voran die inzwischen millionenfach verkaufte Tulpe, gefolgt von vielen Blumen aus der Neuen Welt. Die Botanik als Wissenschaft löste sich von der Medizin. Blumenpracht war wieder erlaubt

Interpretation: O Stern und Blume,

Geist und Kleid,

Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit.


So fasst Brentano zusammen, wofür die Blume als Metapher und universell gültiges Sinnbild steht: für Werden und Vergehen, für den Rausch der Schönheit und die Macht der Gefühle.

Die Blaue Blume gilt als Symbol einer romantischen Poesie, einer ins Unendliche gerichteten Sehnsucht nach Erfüllung und vollkommener Ganzheit, nach dem Schlüssel zu den Geheimnissen der Welt (Novalis).

Das Wort Blume lässt uns an Wiesen oder Gärten denken, an die lebendige Pflanze, im Gegensatz zum Wort Blüte, das oft symbolhaft benutzt wird. Farbe, Duft und Form machen die Gestalt der Blume aus. In der Knospe verkörpert die Blume alle Möglichkeiten; wenn sie erblüht, ist sie ein Bild für die Entfaltung des Lebens. Sie ist Sinnbild des Frühlings, des Wachstums und der Schönheit.

Blumen begleiten uns durch das ganze Leben. Sie gehören zu Geburt, Hochzeit und Tod, ebenso wie zu festlichen Mahlzeiten und Feiern. Frische Schnittblumen in einer Vase machen jedes Zimmer wohnlicher. Blumen sind die Augen, mit denen die Natur uns anschaut.

Aber die Blumen des Glücks muss jeder selber pflanzen.

Im Volksglauben gelten Blumen nicht selten als "beseelt". Prophetische Eigenschaften werden der Margerite zugeschrieben: Verliebte Mädchen zupfen ihre Blütenblätter mit den Worten: Er liebt mich, er liebt mich nicht. Auch sonst werden Blumen (Werfen des Brautstraußes) als Orakel benutzt. Der Blumenstrauss gilt als Symbol der Einheit in der Vielheit. In vielen Sagen und Märchen hilft die Wunderblume verborgene Schätze zu finden.

Blumen werden in unzähligen Liedern (Sah ein Knab ein Röslein stehn, Sag mir, wo die Blumen sind) oder in Schlagertexten (Für mich solls rote Rosen regnen) erwähnt. Vielleicht fasziniert die Blume durch die freizügige Zurschaustellung ihrer Schönheit und die sich vom Menschen grundsätzlich unterscheidende Art der Fortpflanzung.

Seit Jh. entwickelte sich in Japan die Kunst des Blumensteckens mit symbolischer Ausdruckkraft (Ikebana). Je nach Schulrichtung bauen die Arrangements auf drei Grundpositionen auf, Himmel (oben), Erde (unten) und Mensch (Mitte) in harmonischer Gestaltung.

Die Blume verkörpert also Seeleninhalte, die im dunklen Grund des Daseins wurzeln. Wie der Saft durch den Stängel aufsteigt und das Wunder der Blüte ermöglicht, die in der Anlage ihrer Blütenblätter höchste Ordnung verkündet, ist sie mit ihrer Farbigkeit Ausdruck seelischer Zustände. Aus der Blüte wird die Frucht als Pfand neuen Lebens. Der Kreislauf des Wachstums der Pflanze ist ein Gleichnis für den Kreislauf seelischer Entwicklung. Wie die Pflanze das Wachstum, so stellt die Blume die Entfaltung aus einem Zentrum dar. Die Blume ist Erfüllung und hat keine andere Absicht als das zu werden, was sie ist. C. G. Jung beschrieb die Blume (Lotus und Rose) als pflanzliche Symbole des Selbst (GW 9/1, 315).

Blumenträume weisen oft auf ganz persönliche Erlebnisse hin, etwa auf einen bestimmten Garten, auf die Flora am Wege einer Wanderung oder die Pflanzen auf einem Grab. In den meisten Träumen bleiben Blumen eher ein allgemeines Symbol: wo sie leuchtend blühen für etwas Frisches, Lebendiges; wo sie welken, welkt wirklich etwas im Leben des Träumers. Aus der Erfahrung, das Schwerste überstanden zu haben, kann ein Traumbild von einem Garten voller Blumen entstehen.

Blumen spielen eine wichtige Rolle, wenn wir Gefühle ausdrücken wollen, wenn freudige oder auch traurige Botschaften zu überbringen sind. Ihr Duft weckt Erinnerungen, ihre Farben werden mit bestimmten Eigenschaften verbunden und beeinflussen die Aussage. Rote Blumen, besonders die Rosen gelten seit Jahrhunderten als Zeichen von Zuneigung, Liebe und Leidenschaft. Weiße Blumen verkörpern Unschuld und Reinheit, aber auch Trauer und Mitgefühl. Blaue Blumen versprechen Treue und Romantik. Mit rosa Blumen werden Zärtlichkeit und Sehnsucht ausgedrückt. Gelbe Blumen sprechen von Glück und Reichtum, jedoch auch von Neid und Eifersucht.

Der Ursprung der Kunst, mit ausgewählten Blumen geheime Botschaften zu übermitteln liegt gemäß der Überlieferung im antiken Persien. Da Männer zu den Gemächern des Harems keinen Zutritt hatten, überbrachten Blumen die verborgenen Botschaften. Heimliche Verabredungen ließen sich ausdrücken, ohne dass sie zu Papier gebracht werden mussten, was den Geber womöglich tödlicher Gefahr ausgesetzt hätte. Die Verständigung mittels Blumen fand später in Europa weite Verbreitung und wurde begeistert aufgenommen. Da die Blumen Gedanken und Gefühle offenbaren, die nicht ausgesprochen werden müssen, werden sie als "Herzensboten" sehr geschätzt. Farben, Duft und Formen der Blumen sind so vielseitig wie die Regungen des menschlichen Herzens, vorausgesetzt man versteht ihre Sprache. Die Bedeutung einer Blume kann sich im Laufe der Zeit wandeln, je nach Trend oder Angebot, ist in gewisser Weise der Mode unterworfen.

Aus den vielen Blumensorten, aber auch aus Gräsern, Gemüsen und anderen nicht blühenden Pflanzen z. B. Eichen- und Lorbeerblättern, Glücksklee, Palmen- und Tannenzweigen schuf man feinfühlige und nuancenreiche Arrangements, um sich mitzuteilen. Einige Blumen verraten ihre Bedeutung bereits durch ihren Namen, z. B. Vergissmeinnicht, Jelängerjelieber oder Männertreu und Glücksklee. Bei Maiglöckchen, Himmelsschlüssel oder Venusschuh schwingt unmittelbar Poesie mit. Mit der weißen Lilie, dem Lotos und der Palme verbindet sich ein religiöser Sinngehalt.

In Redensarten wie "Dem ist die Petersilie verhagelt", wenn jemandem etwas geschehen ist, was ihn sehr betrübt, oder "Alles Kohl", wenn etwas keinen besonderen Reiz hat, sprechen wir "durch die Blume". Wir können aber auch "unverblümt" unsere Meinung sagen.

Literatur: Standard, Heilmeyer (2000)

Autor: Löwen, Sigrid