Inferno

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Keyword: Inferno

Links: Hölle, Höllenfahrt Unterwelt

Definition: Das Inferno von lat. inferimum: unterster Teil, Grund, Boden, Tiefe.

Information: Unterwelt gehört zur Jenseitswelt, dem "Land ohne Wiederkehr", in dem sich die Toten aufhalten. Häufig ist es durch einen oder mehrere Flüsse (Fluss) von der Welt der Lebenden getrennt. (Vorstellungen des antiken Griechenland zu Unterwelt (Hölle, Höllenfahrt)

Die Germanen kannten den Grenzfluss Gjöll. Brücke, Regenbogen, Tor und Brunnen sind ebenfalls Bilder des Übergangs in die Jenseitswelt (Jenseits).

"Im Mittag meines Lebens muss ich dahingehen zu den Toren des Totenreiches" (Jes. 38, 10) In einer islamischen Vorstellung ist die Brücke ins Jenseits so schmal wie die Schneide eines Schwertes. Verschlingende Tierwesen verkörpern das Angst erregende, Abgründige, Finstere und Gefährliche der Unterwelt (Cerberos, verschlingendes Meerungeheuer, Schlange usw.) Die schwierigste Aufgabe des mythologischen Helden ist die Unterwelt Fahrt. Er muss sich den Gefahren der Tiefe stellen und sie überwinden, wie Herakles in seinem Kampf mit dem Unterweltshund Cerberos. Er gewinnt jedoch auch Einsichten wie Odysseus durch die Weissagung des Teiresias. In Mannbarkeitsriten bei Naturvölkern und Initiationen von Schamanen wird die Unterweltsfahrt rituell vollzogen. In vielen Märchen bilden sich ebenfalls schamanistische Elemente und Initiationsvorgänge ab, die in dem Gang in die Unterwelt zur Gestaltung kommen. In "Frau Holle" z. B. springt die Märchenheldin aus innerer Not in den Brunnen und findet sich im Reich der Frau Holle (german. Totengöttin Hel), der Unterwelt wieder. Einen Initiationsvorgang, der in die Nähe des Todes führt, schildert auch das bekannte Kinderbuch von Ottfried Preußler "Krabat", in dem der Held zu einem finsteren und todbringenden Zauberer in die Lehre geht, von ihm lernt und ihn schließlich überwindet. Stark von christlichen Vorstellungen bestimmt ist die dichterisch gestaltete allegorische Jenseitsvision "Die göttliche Komödie" von Dante Alighieri. Sie ist in drei Sphären gegliedert: Inferno (Hölle), Purgatorio (Fegefeuer) und Paradiso (Paradies). In einer Art innerer Vision durchwandert er die drei Jenseitskreise, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es die Liebe ist, die Sonne und Sterne bewegt."Tiefe", eine der Bedeutungen von lat. inferimum finden wir in dem Wort "Tiefenpsychologie" wieder. Dies dokumentiert eindrucksvoll die Beziehung zwischen Mythologie und Psychologie. Unterwelt ist in der analytischen Psychologie eine Metapher für das Unbewusste.

Interpretation: Der Wandlungs- und Reifungsprozess der Individuation ist symbolisch mit Abstiegen in die Unterwelt verbunden, die den Analysanden immer aufs Neue mit Bildern aus dem persönlichen (Schatten) und kollektiven (archetypisch) Unbewussten konfrontieren. Nach Hillman ist die körperlose Schattenwelt der Tiefe das Ebenbild der Tagwelt in metaphorischer Gestalt (J. Hillman, Kösel 1983). Neumann sieht in der Unterwelt Fahrt ein Wandlungsgeschehen, die Unterwelt als ein Bild des Großen Weiblichen. (Nachtmeerfahrt)

An eine Fahrt in die Unterwelt lässt folgender Traum einer Frau aus der Anfangszeit ihrer Analyse denken: "Ich rutsche auf einer Rutschbahn in die Tiefe eines Bergwerks. Es ist vollkommen dunkel." Der Traum ist ein Bild für das Dunkle und Verhüllte des Unbewussten zu Beginn des psychischen Prozesses, in dessen Verlauf sich in weiteren Träumen die Bilder der inneren Problematik entfalten können.

Autor: Daniel, Rosmarie

Literatur: Standard