Magier (Tarot)

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Keyword: Magier (Tarot)

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Definition: Magier = Zauberer, Zauberkünstler; Traumdeuter; Betrüger. Lehnwort aus dem Iranischen, dort Priester der zoroastrischen Religion.

Information: Der Magier ist die 1. Karte der Großen Arcana im Tarotspiel (auch: "Gaukler", franz. Le Bateleur). Gestalt aus dem archetypischen Wirkfeld des "magischen Effekts" (C. G. Jung), des Wunders, welchem auch Mercurius zugeordnet ist. Wie dieser verbindet der M. innere und äußere, obere und untere Welt und hat an beiden teil entsprechend des 2. Satzes der "Tabula Smaragdina": "Das Oberste (Kommt) vom Untersten, und das Unterste vom Obersten, das Werk der Wunder von Einem."

Interpretation: Er steht am Beginn der Großen Geheimnisse des Tarot, weil er die Ur-Eins verkörpert, die alle Polarität in sich enthält; das schöpferische Prinzip hinter der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen. Indem der M. mit diesen jongliert, sie verschwinden und verwandelt wieder auftauchen läßt, verweist er auf die Einheit allen Seins (Unus mundus), getreu des hermetischen Prinzips: "Alle Dinge entstammen diesem Einen durch die Meditation des Einen, und alle Dinge sind aus diesem Einen Ding geboren." Indem der Magier teilhat an der Doppelgesichigkeit des Mercurius "weiß" er um die Polarität des Seins, aus welcher sich die unendliche Vielfalt der Erscheinungen entfaltet - daher hat sein Hut die Form der Lemniskate. Er agiert mit den Händen - die Hand steht bei jeder Magie im Mittelpunkt als Symbol der menschlichen Fähigkeit, schöpferisch und kreativ die natürlichen Energien zu handhaben.

Auf der Karte des Marseille'er Decks hält der Magier einen dünnen Stab bzw. eine goldene Kugel oder Scheibe in der Hand, mit vollkommener Leichtigkeit, ohne sie zu pressen, ohne Anstrengung oder Spannung. Er handelt spielerisch und verfolgt nicht einmal mit den Augen, die Bewegung seiner Hände, sein Blick ist auf etwas anderes gerichtet.

In der esoterischen Tradition symbolisiert der Magier das erste und grundlegende Prinzip der Esoterik: "Lernt zuerst Konzentration ohne Anstrengung; wandelt die Arbeit um in Spiel; sorgt dafür, daß jedes Joch, das ihr angenommen habt, sanft, und jede Bürde, die ihr tragt, leicht sei!" (Anonymus D'Outre-Tombe, 1983, S. 6) D. h.: Man muss mit sich selbst eins sein und zugleich eins sein mit der geistigen Welt, damit eine offenbarende oder verwirklichende geistige Erfahrung stattfinden kann. Damit stellt der Magier den Menschen dar, der die Harmonie und das Gleichgewicht zwischen der Spontaneität des Unbewussten und der gewollten Handlung des Bewusstseins erreicht hat. Sein Bewusstseinszustand ist die Synthese von Bewusstsein und Unbewussten, von schöpferischer Spontaneität und ausführender, gewollter Handlung. Wie jedes archetypische Wirkfeld hat auch das Arcanum des Magiers zwei gegensätzliche Aspekte: es lädt ein auf den Pfad, der zur Genialität führt, und es warnt vor der Gefahr des Pfades, der in die Scharlatanerie mündet; denn die Verwechslung von "Konzentration ohne Anstrengung" mit dem Sich-Verlieren in einfachem Assoziieren führt in Gaukelei. Dann wäre die Beziehung zum Urgrund (psychologisch: zum Selbst) verlorengegangen, das Ich hätte sich egozentrisch herausgelöst aus seinem Zusammenhang mit dem Ganzen, wäre einerseits besessen von der Illusion der Allmacht und verlöre sich andererseits in der Unbegrenztheit der "schwankenden Gestalten" (Goethe).

Intrapsychisch kann der Magier beim Mann einen Schattenaspekt darstellen, etwa besondere schöpferische Fähigkeiten und Begabungen, aber auch Machtaspekte; bei der Frau kann er einen Animusaspekt repräsentieren, der sie mit dem transzendeten Bereich der Wunder verbindet. Falls sie von diesem Aspekt besessen wäre, erschiene sie "verzaubert".

Literatur: Standard; Anonymus D'Outre-Tombe, 1983; Nichols, 1984

Autor: Rafalski, Monika