Menstruation

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Keyword: Menstruation

Links: Blut, Ei, Menstruationsblut, Schwangerschaft

Definition: Menstruation von lat. „menses“ Monat, von „menstruum“ das Monatliche vom griech. „mene“ Mond“. Als Menstruation wird die periodisch auftretende Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut bei Primaten genannt, die bei der Frau durchschnittlich meist alle 29, 5 Tage erfolgt, wobei individuelle Schwankungen möglich sind.

Information: Individuell stellt sich die Menstruation jedoch oft sehr regelhaft ein, so dass sie auch als Regel, Periode, Tage oder Monatsblutung bezeichnet wird. Sie wird meist in vier Phasen unterteilt:

1.) die prä-ovulatorische oder Eireifungsphase (ein Follikel reift und bricht auf),

2.) die Ovulationsphase (das reife Ei wird in den Eileiter ausgestoßen und könnte befruchtet werden),

3.) die prämenstruelle Phase (der Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron fällt, nachdem es zu keiner Befruchtung kam) und

4.) die menstruelle Phase (die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen).

Die lat. und griech. Bezeichnung für Menstruation stellt einen Zusammenhang mit dem Zyklus des Mondes her, dessen Mondmonat auch 28 Tage beträgt. Höchstwahrscheinlich ist der Zyklus der Frau aufgrund seiner Natur mit der des Mondes verbunden. In vielen Stammestraditionen, z. B. von nordamerikanischen Indianern, kennzeichnen die Menarche und die Menopause wichtige Übergänge im Zyklus der Blutmysterien, bei denen Frauen, der Mond und ein göttliches Weiblichkeitssprinzip miteinander verknüpft sind.

In unserer westlichen Kultur setzt die erste Blutung (Menarche) bei Mädchen ein zwischen dem 10. /11. und dem 16. Lebensjahr und endet allmählich auslaufend im Leben im Klimakterium zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr. Die Menstruationsblutung symbolisiert somit die Phase der körperlichen Fruchtbarkeit im Leben der erwachsenen Frau. Immer ist die Menarche für ein Mädchen eine einschneidende Erfahrung, oft mit Ängsten verbunden, jedoch immer eine Erfahrung der Bewusstwerdung. Der Menstruationszyklus der Frau beinhaltet sowohl die Phase von Eireifung und Eissprung, als auch die Phase des Abbaus der Gebärmutterschleimhaut, die als Menstruation bezeichnet wird. Das allmähliche Aussetzen der Menstruationsblutung in den Wechseljahren wird in einer Jugend fixierten, patriarchalen Gesellschaft häufig mit negativen Aspekten verbunden wie Altern, Verlust von Weiblichkeit und Attraktivität. Bei indianischen Völkern hingegen wurde die Menopause als Initiationsphase in die Lebensphase der älteren und weisen Frau als „Clanmutter“ erfahren, da die Frau das Blut in ihrem Körper zurückhalte, nicht um ein Kind, sondern um Weisheit zu erzeugen.

Interpretation: Selten erfährt jedoch die Menstruation eine ähnliche Wertschätzung wie der Eisprung. Die Menstruation wird in patriarchalen Kulturen meist als der negative Pol betrachtet, als bloßer Ausscheidungsvorgang, als Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut, weil das „enttäuschte Ei“ nicht befruchtet worden ist, der dem „positiven“ Pol gegenüber, dem Eisprung, der als Höhepunkt, Ziel und Zweck des Menstruation zyklusses verstanden wird, da er zum Austragen und Gebären von Kindern führen kann, deutlich geringer geschätzt wird.

In mythologischen Vorstellungen verschiedener Völker wurde das Einsetzen der Mensis in Verbindung mit der Vereinigung mit einer übernatürlichen Schlange gebracht. Die Perser gingen davon aus, dass die Menstruation von der ersten Mutter, die Jahi, die Hure hieß, in die Welt gebracht worden sei, eine der Lilith ähnlichen Herausforderin des himmlischen Vaters. Sie bekam zum ersten Mal ihre Menstruation, nachdem sie sich mit Ahriman, der Großen Schlange vereinigt hatte. Danach verführte sie den ersten Mann im Paradiesgarten, der nichts von Sexualität wusste, „bis Jahi ihn belehrte“. (Walker 1995, S. 706) Die Juden entliehen viele Details aus diesen persischen Mythen. Eva bekam nach der rabbinischen Überlieferung ihre Menstruation erst, nachdem sie im Garten Eden mit der Schlange geschlafen hatte. Glaubensvorstellungen, die Schlangen mit Schwangerschaft und Menstruation in Zusammenhang brachten, gab es über viele Jahrhunderte in ganz Europa.

Symbol der Menstruation war im Altertum die Begegnung von Sonne und Mond: die Menstruation wurde mit dem Dunkel des Mondes verglichen, mit dem Neumond. Urvölker sahen in den Zyklen des Mondes und den Lebensphasen des weiblichen Körpers Gemeinsamkeiten: die Menarche des jungen Mädchens wurde mit dem zunehmenden Mond, die Phase der physischen Fruchtbarkeit und Mutterschaft mit dem Vollmond und die Phase der Menopause mit dem abnehmenden Mond verglichen.

In der Antike wurden die Mondphasen mit Göttinnen, die die entsprechende Lebensphase der Frau personifizierten in Verbindung gebracht, wie Persephone (Kore), dem Mädchen, der Mutter Demeter und der Greisin Hekate, oder Artemis (zunehmender Mond), Selene (Vollmond) und Hekate (abnehmender Mond).

In „Das Schwarzmondtabu“ (1988), S. 59 wird von J. Voss dargestellt, dass die sogenannte Dreiphasigkeit des weiblichen Lebenszyklusses tatsächlich eine Vierphasigkeit sei, da die M. blutung als selbständige Phase, als sog. „Schwarzmondphase“ von Mythologen und Medizinern in Zusammenhang mit der Ablehnung und Tabuisierung der Menstruation in unserer patriarchal geprägten Gesellschaft gerne vergessen werde. Vermutlich wurden in matriarchalen Kulturen die Menstruation und die damit verbundene Blutung als spezielle Phase der weiblichen Erfahrung und Bewusstheitserweiterung positiv assoziiert, während in patriarchalen Kulturen die Menstruation und ihre Blutung als Fluch, Unreinheit, z. Tl. als Krankheit vorübergehender Art erlebt und tabuisiert wird. Damit in Zusammenhang kann gebracht werden, dass viele Frauen unserer gegenwärtigen Gesellschaft die M. sblutung als unangenehm, schmerzhaft und oft mit verschiedenen körperlichen und psychischen Symptomen erleben, für die es medizinisch keine ausreichende Erklärung gibt.

Beispiele aus früheren Kulturen zeigen, dass die Monatsblutung eine positive Bedeutung in verschiedenen Riten hatten. So in den eleusinischen Mysterien im antiken Griechenland, die heute als Fruchtbarkeitsmysterien der alten menstruierenden Göttinnen verstanden werden, oder aber der Thesmophoria, dem großen Herbstfest der Frauen, deren Ursprung vermutlich ein menstruelles Mysterium war. Die Griechen glaubten, an die Fähigkeit der Frauen in diesen Tagen die Fruchtbarkeit der Erde zu fördern. So wurde Menstruation blut in kultischen Handlungen mit dem Saatgut vermischt. Durch die Pflanze Lygos wurde die Menstruation herbeigeführt, diese aber auch zum Bau der Hütten zur menstruellen Isolierung genutzt. Menstruation blut wurde mit dem Saatgut vermischt, um die Fruchtbarkeit der Erde zu fördern. Schweine als Opfertiere symbolisierten in diesen Riten die Gebärmutter und ihre Fruchtbarkeit, die so geopfert werden und zur Erneuerung führen. Das Opfertier des Thesmophoriafestes wie auch der eleusinischen Mysterien war das Schwein.

Zentrale Symbole sind weiter: „Ei, Schlange und Schlamm. Sie entsprechen dem biologischen Code des weiblichen Eies, der Menstruationschlange, dem Blutfluß, dem Urberg der Plazenta, dem Urschlamm, der prima materia, dem Urelement der Alchemisten, aus dem alles erschaffen wurde“ (Voss, 1988, S. 26)

Die Tage vor oder während der Menstruation werden von bis zu 90 % aller Frauen als schmerzhaft oder unerfreulich erlebt in Zusammenhang mit vielfältigen Symptomen der als „funktionellen“ oder „primären“ diagnostizierten Dysmenorrhoe, des prämenstruellen Syndroms oder der Amenorrhoe, wenn die Blutung ganz aus bleibt. In der Fernsehwerbung, in der für Hygieneartikel wie Tampons und Binden geworben wird, ist das entscheidende Kriterium die Sicherheit („für ein sicheres Gefühl“), um die Menstruation nach Außen hin „unsichtbar“ zu machen. In der Folge der Frauenbewegung der 70er, 80er Jahre wurde der positive Wert und die Bedeutung der Menstruation in Rückbindung an die matriarchale Weisheit der Mythen und Göttinnen für das Entwickeln der eigenen Körperlichkeit, Sinnlichkeit, Sexualität und weiblichen Identitätsfindung neu entdeckt und kultiviert. Frauen hätten während ihrer Periode einen tieferen Zugang zu dem Bereich des Unbewussten, während der Blutung oft tiefe bedeutsame Träume und eine selbstverständlichere Beziehung zur inneren Transzendenz. Das Tabu, in dieser Zeit keinen Geschlechtsverkehr zu haben, wurde in Frage gestellt.

Die Menstruation symbolisiert die Phase der körperlichen Fruchtbarkeit im Leben der erwachsenen Frau. In patriarchalen Kulturen wurde /wird die Menstruation und ihre Blutung als Fluch, Unreinheit, z. Tl. als Krankheit vorübergehender Art erlebt und tabuisiert. Sie wird meist als negativ betrachtet, als bloßer Ausscheidungsvorgang, als Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut, weil das „enttäuschte Ei“ nicht befruchtet worden ist, der dem Eisprung, der als Höhepunkt, Ziel und Zweck des Menstruation zyklusses verstanden wird, da er zum Austragen und Gebären von Kindern führen kann, deutlich geringer geschätzt wird. Vermutlich wurden in matriarchalen Kulturen die Menstruation und die damit verbundene Blutung als spezielle Phase der weiblichen Erfahrung und Bewusstheitserweiterung positiv assoziiert, die auch wesentlicher Bestandteil von Mysterien waren.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette