Multiplicatio

Aus symbolonline.eu
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Keyword: Multiplicatio

Links: Alchemie, Alchemie, Phasen Stein der Weisen

Definition: Die Multiplicatio ist eine der abschließenden alchemistischen Operationen, welche das Vorhandensein des Lapis (Stein der Weisen) schon voraussetzt.

Information: Durch vorsichtiges Erwärmen kann die transmutierende Kraft des Steines vervielfacht werden. Dies geschieht meist in Zusammenhang mit der proiectio, wenn der Lapis als Pulver oder Tinktur auf das geschmolzene, unedle Metall aufgeworfen, projiziert wird, um dieses zu Gold zu transmutieren. Aus diesem Gold kann man erneut eine Tinktur bzw. den Lapis gewinnen, wobei sich jeweils bei dieser Prozedur die Transmutationskraft des Steines um das Zehnfache vervielfältigt. Diese qualitative multiplicatio steht im Gegensatz zur quantitativen multiplicatio, wo das Gold nur durch eine weitere Zugabe des Stoffes (z. B. Quecksilber) vermehrt wird. Die multiplication als zyklisches Geschehen wird auch mit der circulatio in Verbindung gebracht.

Bild 15 des Rosarium philosophorum ist mit multiplicatio überschrieben, die sich hier in der Heilkraft des fallenden Taus manifestiert. Der Text zu Bild 10 weist auf die "Vermehrungsfähigkeit" des Steins (vgl Jung, S. 329). Der Pelikan versinnbildlicht durch seine Liebe die multiplicatio, indem er seinen Nachwuchs mit seinem eigenen Fleisch und Blut ernährt.

Interpretation: Psychologisch veranschaulicht die multiplicatio die potenzierende Kraft des aktivierten Selbst im Wandlungsprozess. Voraussetzung dafür ist die Offenheit für das Selbst, ähnlich wie der Stoff in der Alchemie für die Wirkung des auf ihn projizierten Steines offen sein muss. Eine solche Ausrichtung auf das Selbst kann gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen wechselseitig Wandlungsprozesse verstärken. In der therapeutischen Beziehung kann damit die induktive Wirkung des Unbewussten mit ihrem wechselseitigen Affiziertseins von Analytiker und Patient auf eine höhere Ebene gebracht werden.

Literatur: Standard, Edinger (1990)

Autor: Krapp, Manfred