Priester

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Keyword: Priester

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Definition: Der Priester (griech. presbýteros = der (verehrte) Ältere; älter) ist ein in vielen Religionen als Mittler zwischen Gott und Mensch auftretender, mit besonderen göttlichen Vollmachten ausgestatteter Träger eines religiösen Amtes, der eine rituelle Weihe empfangen hat und zu besonderen kultischen Handlungen berechtigt ist.

Information: Der Priester ist in den alten Kulturen der auf das Heilige Bezogene, zuständig für den abgegrenzten Bezirk des Tempels (sprachl. verwandt mit témenos von témnein schneiden). So heißt er in der griechischen Antike hiereús (von hierós heilig).

Er vertritt nicht nur das Heilige inmitten der "profanen" Welt (vor und außerhalb des fanum liegend, wie man im Lat. das abgegrenzte Heilige nennt), sondern auch die kleinen Sorgen der Menschen und alles Übrige, was den Alltag ausmacht, in der Sphäre des Unbedingten und Heiligen.

Interpretation: Der Priester (lat pontifex) "baut Brücken" zwischen Lebensbereichen, die durch eine Grenze getrennt sind und sich doch gegenüberliegen. Als "symbolischer" Wanderer zwischen den Welten "fügt" er die gegensätzlichen Bereiche des Heiligen und des vordergründig alltäglichen Profanen "zusammen".

Der Priester als Symbol einer gegenüber der Spaltung zwischen „sakral“ und „profan“ viel grundlegenderen Ganzheit steht für die Transzendenz; in ihm verdichten sich Gegensätze, die sich in der gegenwärtigen Zeit konstellieren: Der Gegensatz zwischen esoterischer und exoterischer Spiritualität, an deren Scharnier der Priester als Mystagoge, als auf das Geheimnis Hinweisender steht; der Gegensatz zwischen Individuum und Institution, in den er durch seine Rolle hineingezogen wird und unter dem nicht wenige Priester leiden. Nicht zuletzt ist der Priester ein androgynes Symbol, was durch die liturgische Kleidung Teil seiner Persona ist. Bei aller bewusstseinspsychologischen Betonung von Vaterschaft, Männlichkeit, von Handeln in persona Christi ist er in der Tiefe auf die Anima bezogen.

Literatur: Standard, Frick und Remmler (1998)

Autor: Frick, Eckhard