Typologie

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Keyword: Typologie

Links: Extraversion, Introversion, Orientierungsfunktionen, Pentaolon-System

Definition: Eine psychologische Typologie (v. griech. typos „Urbild, Vorbild“: Festlegung von Gruppenzuordnungen) stellt einen Versuch dar, Menschen auf der Basis ihrer körperlichen oder psychologischen Merkmale in Gruppen einzuteilen.

Information: Die antiken Philosophen kannten beispielsweise vier Grundelemente, aus denen alles Existierende zusammengesetzt sein sollte: Feuer, Wasser, Luft und Erde. In der klassischen Temperamentenlehre des Altertums (Hippokrates, Galen) wurden vier Temperamente unterschieden und als seelischer Ausfluss des Mischungsverhältnisses der verschiedenen Körpersäfte aufgefasst: Menschen mit leichter, wechselhafter Stimmung hießen Sanguiniker (von lateinisch sanguis: Blut); bei schwermütigen Menschen sprach man von Melancholikern (von griechisch melas: schwarz und chole: Galle); bei dem durch einen starken Willen und aufbrausende Gefühle gekennzeichneten Choleriker vermutete man das Vorherrschen gelber und weißer Galle (griechisch chole); Schleim und Brand (griechisch phlegma) schließlich kennzeichneten auf der Ebene der Körperflüssigkeiten den langsamen und ruhigen Phlegmatiker. Ein klassisches typoloisches System stellt auch die Astrologie dar.

In der Psychologie wurden dann noch viele weitere Typologien entwickelt. Der Psychoanalytiker Fritz Riemann hat aus einer psychiatrischen Sicht heraus vier Grundformen neurotischer wie gesunder Persönlichkeitsstile beschrieben, die eine weite Verbreitung fanden. Er unterschied den die Nähe meidenden und die Autonomie anstrebenden schizoiden, den die Nähe suchenden und die Autonomie vermeidenden depressiven, den die Dauer meidenden und die Veränderung bevorzugenden hysterischen und den die Dauer anstrebenden und die Veränderung meidenden zwanghaften Menschen.

Spitzenreiter der psychologischen Typologien scheint heute das "Big-Five"-Modell zu sein, das auf fünf Persönlichkeitsfaktoren basiert, die kulturübergreifend gültig sein sollen. Diese Faktoren lauten etwa (es gibt unterschiedliche Bezeichnungen): Emotionale Stabilität - Labilität; Extraversion und Introversion; Offenheit - Konservatismus; Verträglichkeit - Konfliktbereitschaft; Gewissenhaftigkeit - Ungenauigkeit. C. G. Jung hat in seiner Typologie neben den beiden Einstellungen Introversion und Extraversion vier Orientierungsfunktionen beschrieben: Wahrnehmen (Empfinden), Fühlen, Intuieren und Denken. Die Wahrnehmung vermittelt uns die sinnlich erfassbaren Qualitäten einer Sache, ihre Form, Farbe, Konsistenz, ihr Gewicht, ihren Geruch usw. Das Fühlen zeigt uns, wie wir persönlich dazu stehen, ob wir sie mögen oder nicht, ob sie uns wichtig oder unwichtig ist, die Intuition lässt uns die Möglichkeiten erahnen, die mit dieser Sache verbunden sind und eröffnet den Raum der Phantasie. Das Denken sagt uns, um was es sich handelt, wie die Sache benannt wird, woraus sie besteht, wie sie entstanden ist, welchen Zweck sie hat usw. Diese Funktionen lassen sich zwar begrifflich voneinander trennen, im seelischen Leben tauchen sie aber in verschiedenster Weise miteinander verbunden auf, manchmal sind sie uns bewusst, manchmal verlaufen sie unbewusst, manchmal sind sie mehr nach außen (extravertiert), manchmal mehr nach innen (introvertiert) gerichtet. Das bewusste Umgehen mit diesen Funktionen kann ein sehr wertvolles Hilfsmittel sein, um einen ganzheitlichen Eindruck von einer Gegebenheit zu gewinnen, denn einen einigermaßen vollständigen Eindruck von einer Sache und damit auch ein ganzheitliches Erleben unserer selbst haben wir erst dann, wenn wir mit allen diesen Funktionen erfassen.

Der Myers-Briggs-Typen-Indikator (MBTI), der auf diesen Orientierungsfunktionen in Kombination mit der Introversion und der Extraversion aufbaut, gilt als das weltweit gebräuchlichste Instrument zur Persönlichkeitsanalyse (Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung von Persönlichkeitsdimensionen).

Ein Versuch, basale archetypische Grundprinzipien mit den Orientierungsfunktionen der Analytischen Psychologie, und der Philosophie Ken Wilbers in Beziehung zu setzen, stellt das Pentaolon-System dar.

Interpretation: Keine

Literatur: Standard

Autor: Müller, Lutz