Vater

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Keyword: Vater

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Definition: Ein Vater (viell. urspr. Lallwort der Kindersprache) ist ein Mann, der ein oder mehrere Kinder gezeugt hat.

Information: In der patriarchalen Gesellschaftsordnung ist der Vater der Repräsentant männlicher Macht, Autorität und Gewalt, Bewahrer von Recht und Ordnung. Er ist das "Ober-Haupt" der Familie, einer Gruppe, einer Nation, einer Religion, Erzeuger von Kindern, Ernährer und Beschützer der Familie und deren geistiger Führer. Könige, Kaiser oder Politiker werden als "Landesvater" bezeichnet.

Im Judentum und im patriarchalen Gottesbild des Christentums steht der Vater-Gott an oberster Stelle. Man spricht dort vom Gottvater, vom "Herrn" und seiner "Herrlichkeit", vom "Himmlischen Vater". Jesus stand in dieser Tradition und lehrte das "Vater unser" und er selbst betete in seiner Todesnot: "Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!"

Die feministische Theologie leistet seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zu dem ganzheitlichen Gottesbild, in dem auch das Mütterliche und Warmherzige mehr Raum bekommt und in den Heilungen Jesu und in den Werken seiner Barmherzigkeit die weibliche Seite, die Anima Jesu, wahrgenommen und gewürdigt wird.

Seit einigen Jahrzehnten gibt es nun die "vaterlose Gesellschaft" (Mitscherlich) und das damit einhergehende Chaos und den Mangel an wegweisenden und vertrauenswürdigen Autoritäten. Auch die feministische Bewegung hat dazu beigetragen, dass die Vorherrschaft der traditionellen patriarchalen Vaterrolle abgebaut wird und es zu einem partnerschaftlichen Miteinander von Frauen und Männern, von Müttern und Vätern kommt. In therapeutischen Prozessen und speziell durch die Traumarbeit ist zu beobachten, wie der Archetyp des Vaters in der vaterlosen Gesellschaft eine kompensatorische Wirkung und eine neue Bedeutung zu entfalten beginnt.

Interpretation: In den Mythen, Märchen und Religionen werden die verschiedenen Aspekte des Vaters zum Ausdruck gebracht, indem er der Architekt und Schöpfer der Welt ist oder mit einer Urmutter das Leben zeugt. Die zeugende Macht und Kraft des Vaters wird in der Antike und im Orient mit Phallus-Symbolen, den Masseben (Götterstein) dargestellt und in den Shiva-Tempeln in Indien durch den Lingam. Auch die Hermen bei den Römern und der Gott Bes bei den alten Ägyptern sind Ausdruck dieser Symbolik. Wer unter dem symbolischen Gesichtspunkt einen Kirchturm im Zusammenhang mit dem mütterlich anmutenden Kirchenschiff betrachtet, oder das Minarett einer Moschee, mag an die Gegenwart des väterlich-phallischen denken. Schließlich seien noch die katholischen Patres erwähnt, die als "Beichtväter" und Seelsorger eine väterliche Aufgabe wahrnehmen.

Weitere Symbole des Väterlichen sind: der Himmel, das Schwert, der Stab, der Thron, der Turm, das Zepter, Symbole, in denen das Obere und das Phallische betont sind.

In der tiefenpsychologischen Symbolik repräsentiert der Vater und seine Werte-Welt Aspekte des Überich, die mit Gesetz, Ordnung, Einhalten sozialer Regeln, mit Strenge, Bestrafung, Scham- und Schuldgefühlen zu tun haben. Der alte Weise hingegen stellt eine mildere Form des väterlichen Prinzips dar, bei welchem sich die geistigen Werte von Wissen, Erfahrung und Weisheit mit Güte, Humor und Mitgefühl verbinden.

Literatur: Standard

Autor: Hark, Helmut