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'''Keyword:''' Monat
'''Keyword:''' Mond


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'''Definition:''' Der Monat als 12. Teil des Jahres aus ahd. 'manod' 8. Jh., aus idg. menot-‚ Mond, Mondwechsel, Monat bezeichnet urspr. die Umlaufzeit des Mondes um die Erde und richtet sich heute nach der Sonne bzw. ist ein relativ willkürliche Zeitabschnitt von 30 bzw. 31 Tagen, mit Ausnahme des Februar von 28 bzw. 29 Tagen.
'''Definition:''' Der Mond ((urspr. wohl= Wanderer (am Himmel)) ist der einzige der einzige natürliche Satellit der Erde, der nur an bestimmten Tagen sichtbar ist. Wegen seiner großen Erdnähe, insbesondere, wenn er nahe dem Horizont steht, erscheint er ziemlich groß und kann unter bestimmten Bedingungen die Nacht mehr oder weniger stark erhellen. Er reflektiert hierbei das Licht der Sonne.


'''Information:''' Die dt., frz., engl., russ. u. a. Sprachen übernahmen die Gliederung des Jahres und die Namen aus dem röm. Kalender. Im Tschechischen und Polnischen setzten sich eigene Bezeichnungen durch, z. B. tschech. Leden, Únor usw. Neben dem römischen Kalender gibt es andere Kalendersysteme, wie das des Islam. Hier wird das Jahr in Mond-Monate mit je 29 oder 30 Tagen eingeteilt und ist daher kürzer.
'''Information:''' Der Mond ist das Auge der Nacht und Seelensymbol. Sonne und Mond bilden eine kosmisch-geschwisterliche Einheit. Sie regieren und überschauen die Welt, es kann nichts vor ihnen verborgen werden. So wissen auch Helios und Hekate als Einzige vom Raub der Kore durch Hades. Hekate ist die Ältere der griech. Mondgöttinnen (Selene, Artemis), sie ist dreigestaltig und damit verwandt mit den Schicksalsgöttinnen (gr. Moiren, germ. Parzen). Diese spiegeln die Dreiphasigkeit des Mondes auf die Grundrhythmen des physischen Lebens, das ein Aufgehen, sich Erfüllen und Vergehen ist.


Die bestehende Kongruenz zwischen der weiblichen Monatsblutung und dem Umlauf des Mondes ließ als Ätiologien bei amerikanischen, australischen und afrikanischen Völkern mythische Erklärungen der Menstruation entstehen.
'''Interpretation:''' Steht Sonne symbolisch für das Ewige, Unwandelbare, Ferne und Unnahbare, so der Mond für Instinktnähe und rhythmischen Wechsel und Wandel, dem alle Kreatur unterworfen ist. Mond ist Yin. Seine Zuordnung zum Großen Weiblichen (welches das Kindliche mit einschließt) ist die symbolisch geläufigste, aber symbolgeschichtlich nicht die einzig mögliche.


Der Mondumlauf führte aber vor allem zu einer Gliederung der sozialen Zeit, die in Verbindung mit Ordnungssystemen beispielsweise der Jahreszeiten und Tierkreiszeichen stand. Monatsanfang und –ende hatten eine herausgehobene Bedeutung inne. Der erste April entwickelte sich vom Geburtstag der Venus während der Römerzeit hin zum Scherztag. Jedem Monat wies man besondere Merkmale zu, die sich aus Erfahrungen des Wetters und der notwendigen traditionellen Arbeiten bildeten. In Sitten und Bräuchen, Rätseln, Spruch, Bauernregel und Lied tradierten sie sich in fester Form.
Im Deutschen, Japanischen und in der Anschauung vieler älterer Kulturen ist der Mond der geheime Herr und Geliebte aller Frauen, oft der Stammvater und Heilbringer (Lurker). Der Mondgott Sin der Babylonier galt als Weltherrscher und Vater des Sonnengottes Schamasch. Sein Anschwellen, volles Glänzen und Schwinden konnte wohl auch mit dem zeugenden Phallus in Verbindung gebracht werden, mit dem universalen Erleben von Wachstum, Tod und Auferstehung. Der Tau der Nacht kommt vom Mond, befruchtet und erneuert die Natur, ist das Soma, das Unsterblichkeit verleiht (die aqua permanens der Alchemie), die "Milch des Mondes" (Lurker). Mond ist Herr oder Herrin des Regens, des Wassers insgesamt, der Fluten, der Gezeiten, der Jahreszeiten. In Bildern des Fließens, Nährens, Erquickens und Tröstens überlagert sich Mütterliches mit Väterlichem.


Die Monate treten im Mittelmeerraum in personifizierter Form auf. Diese sog. Monatsgötter bildeten sich durch das Hauptfest eines Gottes in einem Monat. Verehrten schon die Etrusker den doppelgesichtigen Gott Janus, so war ihm unter den Römern der erste Monat des Jahres heilig.
Der Mond wird von Sagen des "Mann im Mond" (z. B. mit Axt und Reisigbündel) her außerdem in Verbindung mit Alter und Greisenhaftigkeit gebracht. Das passt wiederum zum Mond als Zeitmesser und Zeiger der Zeitgesetzlichkeit und Vergänglichkeit alles Seienden. Das Mondjahr hat 13 Monate. (Bis heute wird der islam. Ramadan nach dem Mond ausgerichtet, ebenfalls das christl. Osterfest). Der ägyptische Mondgott Thot ist nicht nur Herrscher der Totenwelt, sondern auch von Zeit, Zahl, Maß und Gesetz. Im Neumond wird das Gesetz der Vergänglichkeit bestätigt. Auf dem Mond finden die Abgeschiedenen Aufenthalt, dort sammeln sie sich als "Samenbewahrer", womit der Zyklus von Tod und Neugeburt wieder geschlossen ist (C. G. Jung, GW 5, § 487).


In Italien gehören "la mascerada del calendario" mit meist 13 Darstellern zum Karneval. Ein alter Greis mit langem weißem Bart und Zepter im Harlekinsanzug ist das Jahr. Er hat die Aufgabe, die Monate vorzustellen. In jeder Gegend werden bes. Kostüme verwendet, um die Eigenarten der Monate darzustellen, die gewöhnlich in achtzeiligen Strophen (Ottava rima) genannt werden. Sechs Verse reimen paarig, die letzten beiden abwechselnd.
Dieser Zyklus untersteht in europäischer Tradition weiblichen Gottheiten, der Bogen reicht bis zu Maria, die oft auf einer Mondsichel stehend dargestellt ist. Letzteres kann ein dunkles ("altes") Gesicht haben, entspricht dann der prima materia oder "Alten Schlange". In Ulm (St. Klara) steht eine zeitgenöss. Marienskulptur auf einem Hund, Tier der Hekate, was ebenfalls auf "Überwindung" bzw. Integration durch Differenzierung des archaischen Mutterarchetypus deutet. Als "Sonnenweib" auf der Mondsichel (Off. 12) vereint Maria Lunarität und Solarität in der vollkommenen Integration der Gegensätze. Bis in die Neuzeit hinein wird im Volksmund der Mond als "Muttergottes" benannt, bei franz. Bauern als "Notre Dame" (Lurker).


Wie im griech. und italien. wird im isländ. Bereich aus den ersten vier Monaten des Jahres ein himmlisches Ehepaar mit Sohn und Tochter gebildet, die als lebendige, aber göttliche Wesen die Geschicke der Menschen überwachen. Im bulgarischen Märchen heißt der März Baba Marta. Diese Frau ist aus unterschiedlichen Gründen mal fröhlich und mal traurig und erklärt damit das wechselhafte Wetter des Monats März.
Nach J. Grimm sah man im Mond auch Maria Magdalena. Im Buddhismus gelten sowohl Voll- als auch Neumond als Zeiten geistiger Kraft. In westlicher Tradition ist der Vollmond auch bisweilen mit dem Heilbringer verknüpft, der während des Schwarzmonds in die Unterwelt absteigt, wo die Heilige Hochzeit mit dem "Unteren" vollzogen wird. Andererseits wird Mond, bes. der Schwarzmond seit dem MA auch mit dämonischen nächtlichen Kräften, mit Träumen und allem Trügerischen verknüpft (vgl. Mondsüchtigkeit und die Redensart "In den Mond gucken" als Ausdruck mangelhaften Realitätssinns und daraus erwachsenen Enttäuschungen).


Im Mittelmeerraum bis nach Armenien verbreitet sind Erzählungen, in denen sich die Monate gegenseitig Tage ausborgen (Aarne-Thompson-Index (AaTh) 294: The Months and the Seasons).
Der Aberglaube kennt detaillierte Regeln zu Stand und Phasen des Mondes: Bei zunehmendem Mond soll alles getan werden, was Neues und Zuwachs bringt. Bei abnehmendem Mond Tätigkeiten des Schneidens und Verminderns, alles, was Trennung und Abschied bedeutet. Mondtiere sind alle Nachttiere: Katze, Fuchs, Schnecke, Skorpion, Amphibien, außerdem Stier, Bär, Hase, Hund, Spinne. Das alchemistische Element ist Silber.


Der kurze Februar wird erklärt, indem ihm vom Januar oder März Tage gestohlen wurden (Mot. A 1161: February's shortage of days). Der Februar versucht in einer lettischen und in einer serbischen Variante von Aarne-Thompson-Index (AaTh) 71 "Frost und Hase”, den Zaunkönig erfrieren zu lassen und scheitert, da er zu wenig Tage hat.
Für die tiefenpsychologische sowie astrologische Interpretation ist von Bedeutung, dass der Mond kein eigenes Licht hat und in gebundener Rotation um die Erde kreist (wir sehen immer dieselbe Seite). Damit steht Mond für eine reaktive, körper- und vergangenheitsverhaftete Bindekraft, für unbewusste, instinktive, für kindliche und lebensgeschichtlich "alte" Verhaftungen, Gefühlsbindungen, Stimmungsabhängigkeiten, "Launen" (von lat. luna), seelische Schwankungen, die zugleich auch die Elastizität der Seele ausmachen.


Bedeutung für das Wetter des folgenden Jahres haben die Tage zwischen Weihnachten und Dreikönigstag. Am letzten Tag des Monats musste sich nach der Sage aus Ottensen bei Altona ein Bauer in einen Werwolf verwandeln, der mit dem Teufel einen Vertrag geschlossen hatte.
"Frau Luna" kann Führerin oder Verführerin ins "Reich der Mütter" sein, welches das Reich der kollektiven Bilder ist. Sie steht für die Unberechenbarkeit des persönlichen, aber auch vor-individuellen unbewussten Lebens in uns, für die stets sich erneuernde, unermüdlich sprudelnde seelische Quelle, aus der die Träume aufsteigen, immer-jung und ewig-alt. Wird die Traumwelt übermächtig, werden wir "lunatic", gleichsam mond-süchtig bzw. wahnbesessen. Astrologisch zeigt Mond im Horoskop außerdem durch Zeichen, Haus und Aspekte die besondere Art der Atmosphäre, die unsere Kindheit prägte, die Art unserer Empfänglichkeit und Reagibilität, aber auch die Atmosphäre, die wir brauchen, wenn wir erschöpft sind, um uns zu regenerieren. Durch den Mond spricht die "Stimme des Lebens im Sinne instinktiven, wesensgemäßen Ausgleichs zu uns.
 
In der irischen Mythologie gibt es einen Baum, dessen Früchte in jedem Monat reif werden (Mot. F 811. 18. 1).
 
Monatsbilder gehören in die künstlerisch-literarische Tradition bereits der vorchristlichen Zeit (5. -6. Jh. n. Chr.). Tierkreiszeichen und Monatsheilige sind auch Gegenstand der Ikonographie. Aus dem 5. und 6. Jh. stammen Verse des Kalenders des Filocalus u. a. Kalenderdichtungen der christlichen Antike. Monatsgedichte sind später aus dem 15. Jh. bekannt, wie das Breslauer, und gehören zu den frz. und dt. (Volks)-Liedern. Das Motiv vom Wettstreit der Monate erscheint schon bei Bonvesin da Riva (gest. 1313) in "Trattato dei mesi" (Bologna 1873). Bei Abraham a Santa Clara befragt Jupiter die Monate, wie sich die Menschen in ihnen verhalten.
 
In der Erzählliteratur wird von den Monaten als dämonischen Helfern erzählt, die dem hilfesuchenden und gerecht über sie urteilenden Helden beistehen, den nachahmenden Antihelden aber strafen. Meist bei AaTh 294 (The Months and the Seasons. Symbolic actions) eingeordnet, kontaminieren hier verschiedene Typen und Motive.
 
Notgedrungen macht sich ein Armer (Bruder, Witwe, Mädchen) auf die Reise oder Suche. Er gelangt im Wald oder Gebirge zu 12, meist um ein Feuer sitzenden Jünglingen, bei denen er sich wärmen darf (Mot. Z 122. 3. The Twelve Months seated about a fire). Der Held lobt die als Monate personifizierten Jahreszeiten: Sie seien alle gleich gut oder täten ihre Pflicht und hätten so alle ihre guten Eigenschaften. Soll er ihre Namen erraten, so nennt er zufällig die 12 Monate. Für sein Verhalten wird er belohnt. Der Antiheld unternimmt in der zweiten, spiegelbildlichen Sequenz dieselbe Fahrt, lobt aber nicht die guten Seiten der Monate und wird bestraft.
 
Der älteste literarische Beleg ist vermutlich ein lateinisch-tschechisches Manuskript (14. Jh.), in dem ein Junge zu 12 alten Männern im Schnee gelangt. In der literarischen Tradition erscheint diese Geschichte in Basiles Pentamerone (5, 2; 1634-36) erstmals strukturell ausgearbeitet. Sie dient als ein Beispiel für die Weisheit, an allen Dingen das Gute zu loben. Der März gibt dem freundlichen, aber armen Lise zum Lohn für dessen Lob des sonst eher unbeliebten Monats ein Kästchen, das alle Wünsche erfüllt. Seinem Bruder Cianne überreicht er für dessen Tadel des März einen Knüppel, der ihn nach dem Spruch: "Gib mir hundert!" verprügelt.
 
Im Rumänischen geht einem armen Mann das Feuer aus. Er findet 12 Menschen um ein Feuer und nennt auf die Frage, welcher der beste Monat des Jahres sei, den August als Erntemonat. Er wird von diesem mit Korn und Vieh belohnt. In der 2. Sequenz unternimmt der neidische Großbauer dieselbe Reise. Er lobt aber den März als den besten der Monat, da er die Armen in ihrer Not ihm ausliefere. Das erhaltene Feuer vernichtet alles.
 
In der griechischen Version gelangt eine arme Witwe, die ihre Kinder nicht mehr versorgen kann, zu 12 Jünglingen in einem Zelt unter einem 12armigen Kronleuchter, an dem ein Ball hängt. Dort darf sie sich wärmen und erhält Essen. Sie lobte auch die Wintermonate, da sie den Menschen Ruhe bringen. Der Lohn ist ein zugekorktes Krüglein, aus dem lauter Goldstücke fallen. Die reiche Nachbarin spricht ihren Groll auf die Monate aus und erhält in dem Krüglein lauter Schlangen, die sie auffressen.
 
In den Abruzzen erzählte die Heldin bei den 12 Monaten freundlich, was man von ihnen hält. Darauf erhält sie die Weissagung, dass sie den König heiraten wird. Den März aber hatte sie toll genannt. Darauf bestimmte er, das Meerweib werde sie aus dem Brautwagen rauben. Alles geschah, aber ein Zaubervogel zerhackte die Kette, an der die Sirene sie gefangen gehalten hatte.
 
In Süd- bis Osteuropa verbreitet ist eine Variante von Aarne-Thompson-Index (AaTh) 294 als Subtyp von Aarne-Thompson-Index (AaTh) 480 V, "Das gute und das schlechte Mädchen".
 
Das gute Mädchen soll verdorben werden, indem es meist im Januar Erdbeeren, Veilchen und Äpfel (Birnen) aus dem Wald holen muss (Mot. H 1023. 3., cf. Aarne-Thompson-Index (AaTh) 403 II, b). Aufgrund ihrer richtigen Reaktion bei den 12 Monaten erhält sie die Gaben. Der Januar gibt dem März seinen Stab, in dessen Hand er den Schnee schmelzen lässt, das Grün mit Veilchen austreibt, ebenso bei Juni und September. Die Nachahmung ihrer Stiefschwester führt zu ihrem und der Mutter Tod.
 
In dieser Form hatte es z. B. die tschechische Sammlerin B. Nemcová von einer Slovakin in einem ungarischen Dorf aufgezeichnet. Auch in Polen ist die Version häufig: Die Tochter trifft 12 um ein Feuer sitzende Herren. Sie darf sich 3 Kohlen nehmen, die zu Hause zu Gold werden, die Kohlen ihrer Schwester lassen nachts eine Feuersbrunst entstehen. In einer anderen Variante der Gegend trifft die Tochter in einer Waldhütte 12 Jäger, die ihr Feuer versprechen, wenn sie ihre Namen sagen könnte. Zum Lohn werden die Kohlen zu Talern. In Galizien wandeln sich die Kohlen zu Bauernhof und Vieh. In einem bulgarischen Märchen aus Makedonien gelangt das Mädchen zu 11 Männern und einer Frau am Brunnen, die die bába marta (März) ist. Sie verleihen dem guten Mädchen, dass ihr Goldstücke beim Sprechen aus dem Mund springen, dem bösen Mädchen aber, dass ihr Schlangen aus dem Mund fallen. In der einzigen ungarischen Variante geben die 12 Monate dem Waisenmädchen auch einen Pelz und Ring. Stiefschwester und -mutter nehmen sie zur Strafe die Kleider weg.
 
'''Interpretation:''' siehe [[Jahreszeiten]], [[Tierkreiszeichen]]


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Poege-Alder, Kathrin
'''Autor:''' Romankiewicz, Brigitte

Version vom 15. November 2011, 10:49 Uhr

Keyword: Mond

Links: Astrologie, Bios-Prinzip, Licht, Monat, Menstruation, Nacht, Unbewusstes, Wandlung, Wasser, Zeit

Definition: Der Mond ((urspr. wohl= Wanderer (am Himmel)) ist der einzige der einzige natürliche Satellit der Erde, der nur an bestimmten Tagen sichtbar ist. Wegen seiner großen Erdnähe, insbesondere, wenn er nahe dem Horizont steht, erscheint er ziemlich groß und kann unter bestimmten Bedingungen die Nacht mehr oder weniger stark erhellen. Er reflektiert hierbei das Licht der Sonne.

Information: Der Mond ist das Auge der Nacht und Seelensymbol. Sonne und Mond bilden eine kosmisch-geschwisterliche Einheit. Sie regieren und überschauen die Welt, es kann nichts vor ihnen verborgen werden. So wissen auch Helios und Hekate als Einzige vom Raub der Kore durch Hades. Hekate ist die Ältere der griech. Mondgöttinnen (Selene, Artemis), sie ist dreigestaltig und damit verwandt mit den Schicksalsgöttinnen (gr. Moiren, germ. Parzen). Diese spiegeln die Dreiphasigkeit des Mondes auf die Grundrhythmen des physischen Lebens, das ein Aufgehen, sich Erfüllen und Vergehen ist.

Interpretation: Steht Sonne symbolisch für das Ewige, Unwandelbare, Ferne und Unnahbare, so der Mond für Instinktnähe und rhythmischen Wechsel und Wandel, dem alle Kreatur unterworfen ist. Mond ist Yin. Seine Zuordnung zum Großen Weiblichen (welches das Kindliche mit einschließt) ist die symbolisch geläufigste, aber symbolgeschichtlich nicht die einzig mögliche.

Im Deutschen, Japanischen und in der Anschauung vieler älterer Kulturen ist der Mond der geheime Herr und Geliebte aller Frauen, oft der Stammvater und Heilbringer (Lurker). Der Mondgott Sin der Babylonier galt als Weltherrscher und Vater des Sonnengottes Schamasch. Sein Anschwellen, volles Glänzen und Schwinden konnte wohl auch mit dem zeugenden Phallus in Verbindung gebracht werden, mit dem universalen Erleben von Wachstum, Tod und Auferstehung. Der Tau der Nacht kommt vom Mond, befruchtet und erneuert die Natur, ist das Soma, das Unsterblichkeit verleiht (die aqua permanens der Alchemie), die "Milch des Mondes" (Lurker). Mond ist Herr oder Herrin des Regens, des Wassers insgesamt, der Fluten, der Gezeiten, der Jahreszeiten. In Bildern des Fließens, Nährens, Erquickens und Tröstens überlagert sich Mütterliches mit Väterlichem.

Der Mond wird von Sagen des "Mann im Mond" (z. B. mit Axt und Reisigbündel) her außerdem in Verbindung mit Alter und Greisenhaftigkeit gebracht. Das passt wiederum zum Mond als Zeitmesser und Zeiger der Zeitgesetzlichkeit und Vergänglichkeit alles Seienden. Das Mondjahr hat 13 Monate. (Bis heute wird der islam. Ramadan nach dem Mond ausgerichtet, ebenfalls das christl. Osterfest). Der ägyptische Mondgott Thot ist nicht nur Herrscher der Totenwelt, sondern auch von Zeit, Zahl, Maß und Gesetz. Im Neumond wird das Gesetz der Vergänglichkeit bestätigt. Auf dem Mond finden die Abgeschiedenen Aufenthalt, dort sammeln sie sich als "Samenbewahrer", womit der Zyklus von Tod und Neugeburt wieder geschlossen ist (C. G. Jung, GW 5, § 487).

Dieser Zyklus untersteht in europäischer Tradition weiblichen Gottheiten, der Bogen reicht bis zu Maria, die oft auf einer Mondsichel stehend dargestellt ist. Letzteres kann ein dunkles ("altes") Gesicht haben, entspricht dann der prima materia oder "Alten Schlange". In Ulm (St. Klara) steht eine zeitgenöss. Marienskulptur auf einem Hund, Tier der Hekate, was ebenfalls auf "Überwindung" bzw. Integration durch Differenzierung des archaischen Mutterarchetypus deutet. Als "Sonnenweib" auf der Mondsichel (Off. 12) vereint Maria Lunarität und Solarität in der vollkommenen Integration der Gegensätze. Bis in die Neuzeit hinein wird im Volksmund der Mond als "Muttergottes" benannt, bei franz. Bauern als "Notre Dame" (Lurker).

Nach J. Grimm sah man im Mond auch Maria Magdalena. Im Buddhismus gelten sowohl Voll- als auch Neumond als Zeiten geistiger Kraft. In westlicher Tradition ist der Vollmond auch bisweilen mit dem Heilbringer verknüpft, der während des Schwarzmonds in die Unterwelt absteigt, wo die Heilige Hochzeit mit dem "Unteren" vollzogen wird. Andererseits wird Mond, bes. der Schwarzmond seit dem MA auch mit dämonischen nächtlichen Kräften, mit Träumen und allem Trügerischen verknüpft (vgl. Mondsüchtigkeit und die Redensart "In den Mond gucken" als Ausdruck mangelhaften Realitätssinns und daraus erwachsenen Enttäuschungen).

Der Aberglaube kennt detaillierte Regeln zu Stand und Phasen des Mondes: Bei zunehmendem Mond soll alles getan werden, was Neues und Zuwachs bringt. Bei abnehmendem Mond Tätigkeiten des Schneidens und Verminderns, alles, was Trennung und Abschied bedeutet. Mondtiere sind alle Nachttiere: Katze, Fuchs, Schnecke, Skorpion, Amphibien, außerdem Stier, Bär, Hase, Hund, Spinne. Das alchemistische Element ist Silber.

Für die tiefenpsychologische sowie astrologische Interpretation ist von Bedeutung, dass der Mond kein eigenes Licht hat und in gebundener Rotation um die Erde kreist (wir sehen immer dieselbe Seite). Damit steht Mond für eine reaktive, körper- und vergangenheitsverhaftete Bindekraft, für unbewusste, instinktive, für kindliche und lebensgeschichtlich "alte" Verhaftungen, Gefühlsbindungen, Stimmungsabhängigkeiten, "Launen" (von lat. luna), seelische Schwankungen, die zugleich auch die Elastizität der Seele ausmachen.

"Frau Luna" kann Führerin oder Verführerin ins "Reich der Mütter" sein, welches das Reich der kollektiven Bilder ist. Sie steht für die Unberechenbarkeit des persönlichen, aber auch vor-individuellen unbewussten Lebens in uns, für die stets sich erneuernde, unermüdlich sprudelnde seelische Quelle, aus der die Träume aufsteigen, immer-jung und ewig-alt. Wird die Traumwelt übermächtig, werden wir "lunatic", gleichsam mond-süchtig bzw. wahnbesessen. Astrologisch zeigt Mond im Horoskop außerdem durch Zeichen, Haus und Aspekte die besondere Art der Atmosphäre, die unsere Kindheit prägte, die Art unserer Empfänglichkeit und Reagibilität, aber auch die Atmosphäre, die wir brauchen, wenn wir erschöpft sind, um uns zu regenerieren. Durch den Mond spricht die "Stimme des Lebens im Sinne instinktiven, wesensgemäßen Ausgleichs zu uns.

Literatur: Standard

Autor: Romankiewicz, Brigitte