Friedhof

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Keyword: Friedhof

Links: Dorf, Frieden, Jenseits, Mitte, Nachtmeerfahrt, Platz, Temenos, Trauer, Tod

Definition: Friede (lat. Pax) wird als der Zustand der ungestörten oder wiederhergestellten Ordnung sowohl im Individuum wie zwischen Einzelnen bzw. Gruppen gesehen. Friedhof meinte ursprünglich ein eingefriedigtes Grundstück, den Vorhof eines Tempels, eine christliche Grabstätte, bis zum Mittelalter Kirchhof genannt.

Information: Infolge der Bevölkerungsentwicklung mussten die Grabstätten aus hygienischen Gründen aus dem kirchlichen Raum, der Nähe zu den Heiligen und Märtyrern, der Nähe zu Gott, hinausverlagert werden. Martin Luther prangerte 1527 in einer Schrift "Ob man vor dem Sterben fliehen möge", die sanitären Verhältnisse auf den Kirchhöfen an. Es ist der Anfang einer neuen Entwicklung. Wobei es in Zeiten von großen Seuchen immer einen Totenacker außerhalb der Wohnsiedlung gab. Hier fehlte jedoch die kultische Mitte. Diesen Sinn erfüllen bis heute die Friedhofskapellen. In der Zeit der Aufklärung gab es neue Impulse für architektonische Formgebung der Friedhöfe. Wie das Grab die Wohnung, so sollte der Friedhof das Dorf der Toten sein.

Interpretation: Für Menschen, die um einen Verstorbenen trauern, ist der Friedhof ein Ort, an dem über die Beerdigung ein Abschied im Außen vollzogen wird. Im Ritual des Versenkens der materiellen Hülle, der Leiche, in das Grab, ist das unwiderrufliche Ende des Lebens in der Zeit vollzogen. Besuche des Grabes, Grabpflege, die Bepflanzung kann als Suche nach der inneren Verbindung zum Verstorbenen gesehen werden, bei gleichzeitigem Einwilligen in die radikalste Trennung, den Tod.

Der Friedhof als Symbol kann das Bedürfnis nach einer inneren Ordnung bedeuten, kann als ein Ort des Übergangs und der Verbindung aus der Zeit in die Ewigkeit gesehen werden. Nach dem Tod eines geliebten Menschen gilt es neue Ordnungen im Leben zu finden, die Materie wird als verloren betrauert, während im geistigen Raum das Einssein in der Zeit und in der Ewigkeit gefunden werden kann.

Im Behandlungsprozess mit einer 16 jährigen Jugendlichen, deren 8 Jahre älterer Freund sich suizidiert hatte, wurde der Friedhof nach 9 Monaten als Symbol des Abschied und Neuanfang deutlich. Sie war nach der Beerdigung 9 Monate nicht auf den Friedhof gegangen. Dann ging sie alleine zum Grab und nahm nochmals bewusst Abschied. In der Therapiestunde danach malte sie den Friedhof und das Grab ihres Freundes mit einer untergehenden Sonne. Interpersonal wurde die Trennung vollzogen, intrapsychisch fand sie aus dem Prozess des Haderns, nicht wahrhaben wollen, heraus. Auf archetypischer Ebene zeigt sich das Sterben und der Tod über das Symbol des Friedhofs hinaus im Bild der untergehenden Sonne. Im Mythos der alten Ägypter war mit dem Untergang der Sonne das Sterben symbolisiert, und im Aufgehen der Sonne die Neugeburt des Tages. Kurze Zeit später verliebte sie sich wieder.

Literatur: Standard

Autor: Leibig, Margarete