Quelle

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Keyword: Quelle

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Definition: In den häufig im Wald oder unter Felsen verborgenen Quellen (griech. hervorquellen, hervorsprudeln) bricht der dunkle Schoß der Erde auf und lässt das Wasser des Lebens aus unterirdischen Tiefen hervorsprudeln.

Information: In alten Kulturen wurden Quelle und ihr Wasser als heilig oder besonders heilsam verehrt und oft durfte nur schweigend aus ihnen geschöpft werden. Bei den Griechen, Römern, Kelten und Germanen wurden auch Quellnymphen (Nymphe) verehrt, die mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht wurden. Im griech. Mythos des Narcissus (Narziß) verliebte sich der Jüngling augenblicklich in sein eigenes Spiegelbild, als er aus einer Quelle trinken wollte. Häufig sprudeln die Wasser der Quellen in Mythen, wenn Pfosten, Stab (von Wotan, Baldur, Karl der Große und Moses) oder Pferdehuf (des Pegasus) in die Erde gerammt oder geschlagen werden. Das Phallisch / Männliche wird so der Mutter Erde einverleibt. In der Paradiessymbolik liegt die Quelle der Wasser des Lebens am Fuß des Lebensbaumes, aus der die 4 Flüsse des Paradieses gespeist wurden. In der Bibel haben Quellen die Bedeutung des ewigen, nie versiegenden Lebens, aber auch der Wiedergeburt. Fontänen in der Mitte von quadrat. Plätzen, Höfen, Kreuzgängen und umzäunten Gärten verkörpern das Kosmische Zentrum, wie der im Zentrum des Paradieses gelegene Springquell.

Interpretation: Sprichwörter wie „An der Quelle sitzen (sein)“ - sich gut mit dem Nötigsten versorgen können, Waren direkt vom Hersteller beziehen, auch Nachrichten aus erster Hand bekommen. „Aus der Quelle soll man schöpfen“ und „Man sitzt an der Quelle und trinkt nicht“ beinhalten immer die bildhafte Assoziation des unerschöpflichen Reichtums, dessen derjenige, der zugreift, habhaft werden kann.

Ursprünglich ist mit Quelle nur das frisch aus dem Boden hervorsprudelnde Wasser gemeint. Von hier aus erfolgte eine Übertragung auf andere Lebensbereiche, indem Quelle die Bedeutung von "Ursprung" erhielt. So sprechen wir heute von einer Quelle des Lebens, der Freude und der Weisheit. Vermutlich hat auch ein bekanntes Großversand- Kaufhaus sich von diesen Assoziationen bei der Auswahl seines Namens inspirieren lassen. Das Wort Quelle ist heute in vielfältiger Weise in unseren Alltagssprachgebrauch übergegangen, bedeutet meist „Ursprung“, „wo etwas herkommt, „der Ort, von dem etwas abstammt“, z. B. „Quellen“ -Angaben in der Literatur, Physik. usw.

Wie der Teich, der See, und der Brunnen gehört die Quelle zu den Wachstums fördernden, Fruchtbarkeit ermöglichenden Aspekten des Symbolkreis des Bios-Prinzips. Während in der Symbolik des Brunnens der Gefäßcharakter (das Enthaltensein) des Weiblichen stärker erfahrbar wird, ist im Symbol der Quelle der aufsteigende, sich bahnbrechende Charakter des Geborenwerdens und der schöpferischen Bewegung stärker betont. Ihre belebende, aktivierende, erfrischende Dimension verbindet sie auch mit dem Eros-Prinzip.

Quellen symbolisieren die spendende mütterliche Welt in ihrer Fülle, die gelungene „orale“ und emotionale mütterliche Versorgung und haben somit eine Parallele zum Symbol der Mutterbrust und der Milch. Vergiftete, verzauberte oder versiegende Quellen hingegen können auf frühe Störungen im matriarchalen Bereich hinweisen, beinhalten in jedem Fall eine Blockierung oder Stauung der psych. Energie.

Das progressive Ausrichtung der psychischen Energie, des strömenden Lebensflusses wird überhaupt gerne mit einer erschlossenen Quelle verglichen (Jung Bd. 6, §351, S. 222 Libido, Progression). Als Symbol des strömenden Lebens ist die Quelle wesensverwandt mit dem Bild der Anima. Sprudelndes Quellwasser in Träumen oder symbolischen Darstellungen kann subjektstufig die belebende Zufuhr / die Bewegung der seelischen Energie bedeuten, die nach möglicher Stauung (Regression) wieder ins Fließen kommt.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette