Tür

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Keyword: Tür

Links: Anfang, Geburt, Ende, Haus, Raum, Schloss, Schlüssel, Transition, Trennung, Treppe, Vagina, Wandlung

Definition: Eine Tür ist eine meist rechteckige Platte aus Holz oder Metall zum Öffnen und Verschließen eines Raumes, eines eines Einstiegs, eines Durchgangs.

Information: Keine.

Interpretation: Tore und Türen sind vergleichbar mit Schwellen im Übergang von einem Zustand zum anderen. Es gibt ein Davor und ein Dahinter. Oft ist das Dahinter unbekannt, geheimnisvoll. Sie ermöglichen sowohl die Trennung von Räumen, als auch Eintritt und Austritt. Himmel und Unterwelt sind mit Toren versehen. Der Eintritt durch diese ist unumkehrbar. Es gibt verbotene Türen, wie z. B. im Märchen vom Blaubart. Wer sie öffnet wird mit Dingen konfrontiert, die das Leben verändern und nichts mehr wird bleiben wie es war. Diese Passagen sind auch besonders gefährdete Stellen, weil ein Haus, ein Raum, eine Burg auch von unbefugten oder gar Feinden, bösen Mächten und Geistern durch sie betreten werden können. Aus diesem Grund sind sie besonders gesichert mit Schlössern, Falltüren Gattern. Es sind ihnen aber auch Schutzgeister zugeordnet oder sie sind durch magisch-religiöse Wächterfiguren (Petrus, Erzengel Michael), Götter (wie z. B. Janus) und Zeichen geschützt.

Ein besonderer Brauch, der aus dem 16. Jahrhundert stammt und in den letzten Jahren widerbelebt wurde, ist die Türweihe der Sternsinger (Caspar, Melchior, Balthasar), die damit endet, dass die Initialen C+M+B mit Jahreszahl als Haussegen über die Eingangstür geschrieben werden, der das Böse abhalten soll und auch „Christus Mansionem Benedicat“ (Christus segne das Haus) bedeutet. In Zeiten der Gefahr werden auch seelisch Tore geschlossen, verrammelt, während sie im Frieden weit offen stehen. In der christlichen Tradition werden Kirchentore besonders geweiht. Tore und Türen sind Engstellen, wirken wie Filter, an welchen entschieden werden kann wer hinein darf und wer nicht. Darauf weist das Christuswort: „Ich bin die Tür, wer durch mich eintritt, wird gerettet.“ Joh 10, 7-9)

Die willkommene Heimkehr des Eroberers oder heute eines lang verreisten Angehörigen wird durch die geschmückte Pforte ausgedrückt, in ihrer ausgeprägtesten Gestalt im Triumphbogen. Es gibt Tore und Türen, die nur von bestimmten Menschen durchschritten werden können, so z. B. die Tempelpforten, die dem Hohepriester vorbehalten waren. Auch heute gibt es solche Schleusen, symbolische oder reale Grenzübergänge. In modernen Firmen gibt es z. B. Magnetkartensysteme, durch die unbefugtes Betreten von Räumen verhindert und registriert wird.

Eindrücklich erleben wir die Funktion der Tür insbesondere dann, wenn wir durch das Portal einer Kirche von der lauten und schnellen Welt draußen in den sakralen Raum treten. Hier wird der Übergang von einer Welt zur anderen deutlich.

Das erste Tor, durch das wir ins Leben kommen ist, die weibliche Vagina. Sie ist sozusagen das Urtor des Lebens. Das geschlossene Tor Mariens ist in der Bibel Zeichen für deren Jungfräulichkeit, es ist symbolisiert im Osttor des Tempels, das immer geschlossen bleiben soll.

Wie bei der Geburt, so ist auch im Übergang von einer zur anderen Phase des Lebens das Durchschreiten des Tors ein üblicher rituell-symbolischer Akt.

Redensarten verweisen auf die verschiedenen Bedeutungsumfelder des Tors und der Tür. Die Bezeichnung Torschlusspanik bezeichnet die Angst, etwas Wichtiges zu versäumen und kommt von den zu einer bestimmten Zeit geschlossenen Stadttoren her, die dann Reisende und Pilger der gefährlichen Welt aussetzen. Jemandem die Tür vor der Nase zuschlagen: Trennung und Kommunikationsabbruch. Mit der Tür ins Haus fallen: Nichtachtung der gesetzten Intimitätsgrenze. Sich eine Tür offen halten: Fluchtweg sichern, um aus einer schwierigen Lage zu entkommen. Hinter verschlossenen Türen: im Geheimen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Auf den Übergangscharkter weisen Tore und Türen in Träumen und symbolischen Gestaltungen hin. Es geht entweder um das Verlassen eines Zustands oder den Eintritt in einen neuen, um das Entdecken neuer Räume und Möglichkeiten oder den Abschied von den alten.

Literatur: Standard

Autor: Knoll, Dieter