Yin und Yang

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Keyword: Yin und Yang

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Definition: Yin und Yang sind zwei Begriffe, die in der chinesischen Philosophie und Mythologie eine zentrale Rolle gespielt haben.

Information: Die beiden Begriffe stehen für polar gegenüberstehende, aber unauflösbar miteinander verbundene Prinzipien. Im I Ging (Buch der Wandlungen) werden alle Phänomene des Seins als Wandlungsprozesse verstanden, in denen Yin und Yang in dynamischer Spannung zueinander stehen und in den so genannten Trigrammen in Gestalt unterschiedlicher Kombinationen bestimmte Seinszustände symbolisieren.


Yin und Yang als die kosmischen Urprinzipien der chinesischen Religionsphilosophie wurden erst im 19. Jahrhundert in Europa bekannt. Das sogenannte T'ai-Gi-Signet galt bald als universelles Symbol für die komplementären Seinskategorien des Weiblichen und des Männlichen. Allerdings ist diese Deutung relativ jung. Sie wurde erst durch die konfuzianischen Philosophenschulen im chinesischen Mittelalter systematisch ausgebildet.

Interpretation: In den frühesten Texten des I Ging, dem Buch der Wandlungen der taoistischen Lehre, waren Yin und Yang reine Naturkräfte und weder mit weiblich und männlich noch mit Himmel und Erde identifiziert. Beide Worte sind Wetterbezeichnungen und bedeuten "wolkig trübe" für Yin und "hell, beleuchtet", für Yang.

So wurde die Nacht, der Winter, die Schattenseite eines Berges oder Flusses und das weiche, feuchte Element mit Yin assoziiert, hingegen der Tag, der Sommer, die Sonnenseite eines Berges oder Flusses und das trocken-harte Element mit dem Yang-Prinzip.

Die übliche Beschreibung für die bildhafte Darstellung beider Prinzipien im Tai-Gi-Diagramm wird reichlich abstrakt wiedergegeben: Ein Kreis, der durch eine geschlängelte Linie in eine schwarze (Yin) und eine weiße (Yang) Hälfte zerfällt, von denen jede einen Punkt in der Farbe des anderen Feldes enthält, zum Zeichen, dass jeder Pol im anderen keimhaft vorhanden ist.

Auf alten Lackarbeiten lassen sich hingegen zwei Schlangenleiber bzw. zwei gegenständige Schlangenköpfe ausmachen, wobei die erwähnten Punkte je ein Auge der Tiere darstellen. Diese Figuration stimmt mit anderen chinesischen Drachen- und Schlangendarstellungen überein, welche Werden und Vergehen, Leben und Tod bzw. den rhythmischen Wechsel von beidem symbolisieren. In der Tao-Lehre heißt es: "Was einmal als das Helle und einmal als das Dunkle hervortritt, das ist das Tao". Dem entspricht die reliefartige Hervorhebung an unserem Beispiel, das von den sogenannten Trigrammen aus dem Schafgarbenorakel umgeben ist. Dabei wird das Yin-Prinzip mit unterbrochenen Stäbchen, das Yang-Prinzip mit durchgehenden Stäbchen wiedergegeben. Die sich abwechselnden Kombinationen verdichten sich am oberen Scheitelpunkt zu drei durchgezogenen Linien für das Ausgereifte und den Mittag des Lebens, während in der unteren Mitte drei durchbrochene Stäbchen die schöpferische Pause des Winters und der Nacht repräsentieren. Aus dem dunklen Schoß der Erde wächst im Frühling das junge, weiche Leben heran, um im Herbst spröde und hinfällig zu werden und seine Kräfte der Erde zurückzugeben.

Diesem Rhythmus unterliegen alle lebenden Wesen und seine Aufschlüsselung in eine männliche und eine weibliche Hälfte erfolgt erst im Zug der patriarchalen Gesellschaftsdoktrin im Anschluss an Konfuzius. Nun wird Yang mit dem obersten Gott und dem Kaiser identifiziert bzw. mit den jeweils höheren gesellschaftlichen Rängen, während Yin als das passive, weibliche Prinzip allen Frauen, Dienern und auch den ihren Vätern unterstellten Söhnen zukommt. Damit wird die anfängliche Gleichberechtigung von Yin und Yang wie auch der Sinn der Tao-Lehre ignoriert. Nun werden dem Männlichen alle schöpferischen Aspekte des Lebens und die gesellschaftliche Befehlsgewalt zugesprochen, während das Weibliche auf der passiven, befehlsempfangenden Seite und auf dem absteigenden Ast des Lebens steht. Dies im Gegensatz zur erhalten gebliebenen Reihenfoge Yin-Yang, die aus der Vorstellung entsprang, dass die Nacht den Tag und die dunkle Erde das Leben hervorbringt. Im Sinne der patriarchalen Hierarchisierung müsste es eigentlich Yang-Yin heißen. Wie sehr auch unsere moderne Leistungsgesellschaft von der Priorität der aktiven Kräfte ausgeht und die schöpferische Pause gering achtet, schlägt sich unter anderem in körperlichen Symptomen wir Schlafstörungen oder Kurzatmigkeit nieder.

Literatur: Standard

Autor: Meier-Seethaler, Carola