Zwiebel

Aus symbolonline.eu
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Keyword: Zwiebel

Links: Erde, Individuation, Kartoffel, Selbst, Wurzel

Definition: Unter einer Zwiebel versteht man den knollenförmigen, der Speicherung von Nährstoffen dienenden, meist unterirdisch wachsenden Spross der Zwiebelpflanzen mit dünner, trockener [schuppiger] Schale, mit aus konzentrisch angeordneten dicken, fleischigen, meist weißen Blättern bestehendem Innerem.

Information: Meist wird mit der Zwiebel die zur Gattung der Lauchgewächse gehörende Hauszwiebel gemeint, die einen leicht ambivalenten Charakter hat. Einerseits wird sie als unverzichtbares Würzmittel in vielen Gerichten verwendet und als Hausmittel gegen verschiedene Beschwerden wie Verdauungsstörungen, Verschleimung und Husten eingesetzt, andererseits wird sie wegen ihres durchdringenden Geruchs abgelehnt und vordergründig gering geschätzt, da sie als Nahrungsmittel eher der einfachen Bevölkerungsschichten gilt.

Interpretation: Wie bei dem Samenkorn verbirgt sich bei der Zwiebel unter der erdhaft braunen, äußerlich eher unscheinbaren Hülle / Schale ein großes Potential, welche die Basis für Wachstum und Entfaltung der Pflanze darstellt.

Die Zwiebel wurde der Mondgöttin Isis zugeordnet und war bekannt als Aphrodisiakum und Symbol erotischer Spiele, männlicher Sexualität, Zeugung und Fruchtbarkeit. Aus der Zwiebel sprießen Triebe. Man glaubte, dass das Wachstum der Zwiebel ähnlich der Mensis der Frau in Beziehung zu den Mondphasen stehe. Im Altertum wurde die Zwiebel in Grabkammern ägyptischer Könige gefunden und im antiken Griechenland bereits von Homer und Aristophanes erwähnt. In späteren Zeiten galt sie wegen ihres strengen, aufdringlichen Geruches als typisch für die niederen Volksschichten.

Die Zwiebel kann deshalb auch etwas Unangenehmes bedeuten, das einem die Tränen in die Augen treibt. Mit der Zwiebel können aber auch transzendente Aspekte wie „Einheit", die „Vielen in dem Einen", der Kosmos, der Urgrund und die Unsterblichkeit verbunden werden.

Der scharfe Geruch der Zwiebel galt in neuerer Zeit gerade als wirksames Abwehrmittel gegen Vampire und Unheil abwendend. In Redensarten wird vorwiegend auf den zu Tränen reizenden Geruch angespielt: Wer weint, "hat zu viele Zwiebeln geschält", wer "gezwiebelt" wird, erleidet Plagen, die ihn zum Weinen bringen. „Zu den ägyptischen Zn. zurück wollen" bedeutet, sich nach guten, alten (paradiesischen) Zeiten zurücksehnen.

Psychologisch kann das Symbol der Zwiebel mit seelischen Wachstum, Entfaltung und Differenzierung der Persönlichkeit (Individuationsprozess) in Verbindung gebracht werden, der Entfaltung des Selbst, aber auch mit Phasen des psychotherapeutischen Prozesses: Offenbarung durch das Abstreifen der Häute, verschiedener Schichten (Persona), um zum Zentrum zu gelangen. Die Schalen der Zwiebel können auch als Abwehrstrukturen verstanden werden, die allmählich aufgegeben werden muss, um sich Inhalten des Unbewussten und Aspekten des Selbst, dem eigenen Potential anzunähern.

Eine Jugendliche träumt gegen Ende ihrer Therapie: „Nach Beendigung einer Kreuzschifffahrt wieder angekommen im Hafen packe ich meine verschiedenen Sachen und bin dabei das Schiff zu verlassen. Jeder geht jetzt wieder eigene Wege. Mein wichtigstes Gepäckstück ist eine eingepflanzte Zwiebel im Topf, die während der Reise gewachsen ist und die ich sorgsam trage."

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette