Ausland

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Keyword: Ausland

Links: Erde, Heimat, Schatten, Unbewusstes

Definition: Das Ausland ist ein fremdes, anderes Land, dessen Staatsangehörigkeit jemand nicht besitzt

Information: Keine

Interpretation: Das eigene Land hat den gleichen Charakter symbolisch wie das eigene Haus oder das eigene Zimmer. Es ist der Raum, wo ein Mensch sich auskennt, wo er bei sich ist, wo er weiß, wo er ist. Der Raum seines Bewusstseins, in dem er sich im Dunkeln wie auch im Hellen orientieren kann. Viele Albträume benützen dieses Motiv und verkehren es ins Gegenteil: Der Träumer oder die Träumerin erwacht und kann sich nicht orientieren, weder im eigenen Haus noch im eigenen Land. Inland und Ausland hängen deshalb zusammen mit dem Stichwort Grenze. Jenseits der Grenze des Bewusstseins lebt Unbekanntes und Unbewusstes nach unbekannten Regeln. Deshalb ist dieses Symbol intensiv verbunden mit dem Stichwort Fremde, Fremdheit.

Da unbewusste Inhalte fortwährend ins Bewusstsein drängen, wird von dem kollektiven Bewusstsein eines Landes auf das Ausland auch dieses Motiv übertragen: Das Ausland als Gebiet des Unbewussten, aus dem Übergriffe – Eroberer – in den Raum des Bewusstseins drängen. Die Analogie zwischen unbewusster Dynamik und geschichtlicher Dimension ist evident. Das Unbekannte kann also das Feindliche, Bedrohliche sein. In unserer meist ambivalenten Haltung Ausländern gegenüber spiegelt sich unsere tiefe Angst vor dem Unbekannten und Fremden. Es kann aber auch das Gegenteil davon ausdrücken: Unsere Neugier auf das, was wir noch nicht kennen, das wir mit dem Interessanten, Anziehenden, Bereichernden, Aufregenden, Abenteuerlichen (Held Heldenreise) verbinden und zu dessen Eroberung oder gar Kolonialisierung ausgezogen wurde.

Das Utwunderland des norddeutschen Märchens bei Hans Blunk, die Anderswelt der keltischen Märchen sind ein Beispiel für das, was im griechischen Kulturkreis etwa durch die Irrfahrten des Odysseus oder im Steinernen Affen oder Monkeys Pilgerfahrt von Wu Chen En für den chinesischen Kulturkreis geschildert wurde.

In der deutschen Nachkriegsgeschichte repräsentierte die DDR für westliche Träumerinnen oder Träumer einen vom Bewusstsein durch Zwänge abgetrennten bewussten Anteil. Künstlich zum Ausland gemacht. Träume, Phantasien und Ahnungen trieben die Menschheit ebenso ins Ausland wie Hunger und Not. Je nach kollektivem Unbewussten im familiären Bereich erscheinen dann in den Träumen jene "Ausländer", die für diese Familie und die Lebensgeschichte ihrer Mitglieder von Bedeutung sind. Mit Vorliebe werden angrenzende Länder vom Unbewussten als Symbole herangezogen. Für viele deutsche Träumer und Träumerinnen spielen Frankreich, Italien, die Schweiz oder Rußland eine wichtige Rolle. Dabei werden diese Länder dann zu Orten, an denen der Schatten ebenso wohnt wie die Anima oder der Animus und oftmals das Selbst als Ausdruck der Gesamtpersönlichkeit. Früher war die erotische Bedeutung Frankreichs für viele Deutsche evident. Aber neben der nationalen, kollektiven Symbolik gibt es immer auch eine persönliche mit ihren unterschiedlichen Färbungen. Entscheidend ist jedoch auch die Erfahrung, dass das Unbewusste die geographische Entfernung als Maßangabe für die Entfernung des Dargestellten vom Bewusstsein benützt.

Literatur: Standard

Autor: Sauer, Gert